Sankt Leopold Friedenspreis 2023: Hauptpreis für Konstanze Trommer für ihr Gemälde Das Boot
Konstanze Trommer
Konstanze Trommer
Kultur

Stift Klosterneuburg: Wer trägt wessen Last?

Das Stift Klosterneuburg (Bezirk Tulln) hat den Sankt-Leopold-Friedenspreis 2023 an drei deutsche Künstlerinnen vergeben. Der mit 12.000 Euro dotierte Preis würdigt Arbeiten, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen.

Der internationale Kunstpreis des Stifts Klosterneuburg wird alle zwei Jahre vergeben. Das Motto des nun an die drei Gewinnerinnen überreichten Sankt-Leopold-Friedenspreises hieß „Einer trage des anderen Last“.

Mit dem weiten Bereich der christlichen Nächstenliebe beschäftigt sich auch die Ausstellung „Die guten Werke“, die bis 15. November im Augustiner-Chorherrenstift am Rand der Bundeshauptstadt Wien gezeigt wird. Zu den sieben „guten Werken der Barmherzigkeit“ im Matthäus-Evengelium gehören Hungernde speisen, Dürstenden zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke besuchen, Gefangene besuchen und Tote begraben.

Thema der guten Werke aktueller denn je

„Versucht man dies auf die heutige Zeit umzulegen, so zeigt sich die große Aktualität des Themas: Spontan assoziiert man Begriffe wie Entwicklungshilfe, Krankenpflege, Obdachlosenfürsorge, Flüchtlingsbetreuung, aber auch die Palliativbewegung, Bestattungswesen etc. Durch Kunstwerke von der Gotik bis heute wird dieses Thema in einen überzeitlichen Zusammenhang gestellt“, heißt es vom Stifts anlässlich der Überreichung des Preises.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Verleihung des Friedenspreises im Stift Klosterneuburg (v.l.): Prälat Maximilian Fürnsinn CanReg, Administrator Stift Klosterneuburg; Ines Schaikowski (Anerkennungspreis); Konstanze Trommer (Friedenspreis); Ulrike Anna Schwartz (Anerkennungspreis); Wolfgang Huber, Kurator und  Kustos der Stiftssammlungen; Kämmerer Anton Höslinger CanReg
Stift Klosterneuburg
Stiftsadministrator Maximilian Fürnsinn, Anerkennungspreisträgerin Ines Schaikowski, Friedenspreisträgerin Konstanze Trommer, Anerkennungspreisträgerin Ulrike Anna Schwartz, Kurator und Stiftssammlungskustos Wolfgang Huber sowie Kämmerer Anton Höslinger (v. l.)
Sankt Leopold Friedenspreis 2023: Anerkennungspreis für Ulrike Anna Schwartz für ihr Objekt untragbar
Stift Klosterneuburg
Einen Anerkennungspreis erhielt Ulrike Anna Schwartz für ihr Objekt „untragbar"
Sankt Leopold Friedenspreis 2023: Anerkennungspreis für Ines Schaikowski für ihr Objekt mit dem Titel O.T. (Masse)
Stift Klosterneuburg
Ebenfalls einen Anerkennungspreis bekam Ines Schaikowski für ihr Objekt „O.T. (Masse)"
Sankt Leopold Friedenspreis 2023: Hauptpreis für Konstanze Trommer für ihr Gemälde Das Boot
Konstanze Trommer
Der Hauptpreis des Sankt-Leopold-Friedenspreises 2023 ging an Konstanze Trommer für ihr Gemälde „Das Boot"
Ausstellung Die Guten Werke im Stift Klosterneuburg
Stift Klosterneuburg
25 der 259 künstlerischen Arbeiten, die für den Friedenspreis eingereicht wurden, sind in der Ausstellung „Die guten Werke“ zu sehen
Ausstellung Die Guten Werke im Stift Klosterneuburg
Stift Klosterneuburg
Die Ausstellung im Stift beschäftigt sich mit dem weiten Bereich der christlichen Nächstenliebe
Ausstellung Die Guten Werke im Stift Klosterneuburg
Stift Klosterneuburg
Die Ausstellung in der Sala terrena Galerie des Stifts ist von 1. Mai bis 15. November täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet

„Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, heißt es im Matthäus-Evangelium. „Die Ausdeutung dieses uralten Satzes haben die Künstler und Künstlerinnen im Jahr 2023 auf sich genommen und es geschafft, ihre jeweilige Interpretation des heurigen Leitmotivs gelungen umzusetzen“, so das Stift Klosterneuburg. Die Fachjury hatte aus 259 eingereichten Arbeiten 25 Werke ausgewählt – die alle in der Ausstellung „Die guten Werke“ zu sehen sind – in einem zweiten Schritt wurden dann die Gewinnerinnen ermittelt.

Wimmelbild als sarkastischer Kommentar

Den Hauptpreis erhielt die in Erfurt wirkende Künstlerin Konstanze Trommer für ihr Gemälde „Das Boot“ (siehe Foto ganz oben). Die im Stile des Fotorealismus arbeitende Malerin bietet hier „eine moderne Allegorie in Gestalt eines modernen Wimmelbildes. Es enthält einen sarkastischen Kommentar unserer heutigen Gesellschaft im Angesicht der Klimakatastrophe“, so die Jury.

Ein Anerkennungspreis ging an Ulrike Anna Schwartz für ihr Objekt mit dem Titel „untragbar“. Das Werk besteht aus einer Dornenkrone und einem Luftkissen, die sich ganz nahe kommen. „Würden sie einander berühren, würden die Dornen das Luftkissen zerplatzen lassen. Manche Lasten sind für uns Menschen untragbar.“

Den zweiten Anerkennungspreis bekam Ines Schaikowski. Ihr Objekt mit dem Titel „O.T. (Masse)“ besteht aus Strohhalmen, die scheinbar von einer Betonplatte zusammengedrückt, aber nicht zerdrückt werden. „‚Einer trage des anderen Last‘ – Gemeinsam schaffen es selbst so fragile Elemente wie Strohtrinkhalme, einen massiven Betondeckel zu tragen.“