Wunschfahrt
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SOZIALES

Samariter-Projekt erfüllt letzte Wünsche

Der Samariterbund ermöglicht Menschen, bei denen das gesundheitlich ansonsten nur schwer möglich ist, eine „Wunschfahrt“: Der frühere Surflehrer Reinhold Schlegel wollte noch einmal an den Neusiedlersee, wenn dort der Surf-Weltcup stattfindet.

Der gebürtige Steirer Reinhold Schlegel war auf dem Wasser praktisch zu Hause. Seit einem Verkehrsunfall, vor etwa 40 Jahren, braucht er einen Rollstuhl, um sich fortzubewegen. Seit fast drei Jahrzehnten lebt er im „Gut umsorgt“-Pflegehaus Wiener Neustadt. An der Wand hängt ein Surflehrer-Diplom, der Weg zurück zum Wasser aber war ihm bislang verwehrt.

Bis zu dem Tag, als seine Pflegerin Barbara Seelos die Idee hatte, den 71-Jährigen für eine so genannte „Wunschfahrt“ des Samariterbundes anzumelden – und zwar für den Surf-Weltcup am Neusiedler See. Barbara Seelos beschreibt das Glück des alten Mannes, der kaum noch sprechen kann: „Er hat sich gefreut wie ein Schneekönig! Als er es begriffen hat, wie ich es ihm erklärt habe, das war ein Lächeln – mehr als tausend Worte.“

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Der 29. April ist der Welttag des Wunsches: Reinhold Schlegels wählte für seinen Ausflug den Neusiedler See

Transport in hochmodernem Spezialfahrzeug

Reinhold Schlegel wurde online für die Wunschfahrt angemeldet. Dieses Service gibt es seit 2017. Menschen, die gesundheitlich eigentlich nicht mehr in der Lage wären, oft nur kleine persönliche Ziele zu erreichen, wie etwa bei einem Familienfest noch einmal dabei zu sein, werden von einem hochmodernen Spezialfahrzeug des Samariterbundes abgeholt.

Mit medizinischer Begleitung wird ihnen die Erfüllung ihres oft letzten Wunsches ermöglicht. Alles kostenlos, auch die Begleiter vom Wunschteam arbeiten ehrenamtlich, die Aufwendungen werden über Spenden finanziert. Seit Beginn im Jahr 2017 wurden an die 150 Fahrten absolviert. Nach CoV-bedingter Pause ist die Nachfrage nun so groß, dass sogar ein zweites Fahrzeug in Betrieb genommen wurde.

Erfüllung eines Traums

Am 29. April ist der Welttag des Wunsches. Mit einer „Wunschfahrt“ will der Samariterbund Menschen beim Erfüllen eines Traums unterstützen. Mit einem früheren Surflehrer ging es etwa an den Neusiedler See, wo die Surf-Weltelite über das Wasser zog.

Jede Fahrt bringt emotionale Erlebnisse, wie Wolfgang Ritschel-Roschitz, einer der „Wunschfahrer“, erzählt: „Es herrscht meist sehr gelassene Stimmung, was man gar nicht vermuten würde, weil es ja eine Art letzter Wünsche ist, aber das ist in den Abläufen nicht so. Es wird viel gelacht, die Menschen sind fast immer fröhlich, sie wollen noch einmal innige Momente erleben und wir begleiten sie dabei.“

Kaum Sentimentalität, nur pure Freude

So wie Reinhold Schlegel. Umsorgt von seinen Wiener Neustädter Pflegerinnen – Begleitpersonen sind bei den Wunschfahrten ausdrücklich erwünscht – sitzt er im Rollstuhl am Kai des Neusiedlersees. Mit glänzenden Augen sieht der 76-Jährige den Weltklasse-Surfern zu, die sich auf dem Neusiedler See für den Weltcup aufwärmen. Interessiert betrachtet er die modernen Surf-Boards. Kaum Sentimentalität, sondern pure Freude, mühsam artikuliert, aber berührend: „Es ist sehr, sehr schön.“