Schichten der Karnischen Krise
NHM Wien, A. Lukeneder
NHM Wien, A. Lukeneder
Wissenschaft

Bohrungen zu Massensterben der Triaszeit

Bereits seit mehreren Jahren werden Fossilien aus dem Gebiet Lunz am See und Gaming erforscht. Sie sind Zeugen eines weltweiten Massensterbens in den Meeren vor 233 Millionen Jahren. Mit einem dreijährigen Projekt will man nun mehr über diese Zeit herausfinden.

Eine weltweite Klimakrise, die vor etwa 233 Millionen Jahren stattfand – die Karnische Krise – führte zu einem Massensterben in den Meeren. Das zeigten Untersuchungen von Fossilien, die man im Raum von Lunz am See und Gaming (beides im Bezirk Scheibbs) entdeckt hatte. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Naturhistorischen Museums Wien will nun diese Klimakrise der Triaszeit mit einem neuen Projekt näher erforschen.

Zwei Millionen Jahre dauerte die globale Karnische Krise an. Durch monsunartige Niederschläge gelangte damals vermehrt Schlamm ins Meer. Die Riffe erstickten, und am Meeresboden wurde der Sauerstoff knapp. Die Auswirkungen der Krise wurden in Gesteinsablagerungen überliefert.

Trias

  • älteste Periode des Mesozoikums (Erdmittelalter)
  • erstreckte sich über den Zeitraum von 251,9 bis 201,3 Millionen Jahren vor heute

Millimeter für Millimeter untersuchen

Lediglich eine schmale geologische Zone enthält Sedimente der Karnischen Krise. Sie quert die Kalkalpen Niederösterreichs und der Steiermark. Diese Zone und ihre Fossilien soll nun von einem internationalen Team näher untersucht werden. Neben den üblichen Grabungen wird unter anderem eine Kernbohrung in der Region Lunz am See und Gaming durchgeführt. Dadurch können chemisch unveränderte Gesteine geborgen und die Schichten Millimeter für Millimeter untersucht werden.

Für die Bohrung müssen die oft durch Gebirgsbildung stark verformten Schichten möglichst senkrecht getroffen werden, um die Bohrkerne unversehrt zu bergen. Je weniger das Millionen Jahre alte Gestein verändert oder gestört wurde, desto besser ist es für die Analysen geeignet.

233 Millionen Jahre alter Borstenwurm
NHM Wien, A. Lukeneder
Ein 233 Millionen Jahre alter Borstenwurm

Knorpelreste von Tintenfischen konserviert

Die schwarzen, kalkig bis tonigen Meeresablagerungen beinhalten Fundstellen, in denen die fossilen Organismen wie Muscheln, Schnecken, Krebse und Borstenwürmer besonders gut und vollständig erhalten sind. Solche Fundstellen werden als Konservatlagerstätten bezeichnet.

In den Fossilien sind sogar Weichteile wie Muskel- und Knorpelreste erhalten. Auch der weltweit erste Nachweis von Tintenfischknorpeln stammt aus diesen Gesteinen – mehr dazu in Erstmals fossile Tintenfischknorpel entdeckt (noe.ORF.at; 21.4.2022). Die Fossilien geben Einblick in die Lebensgemeinschaften des damaligen Ozeans und sollen neue Erkenntnisse zum Klima dieser Zeit liefern.