Mitarbeiterinnen in Sigmundsherberg
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Wirtschaft

Frauen in der Technik dringend gesucht

In Niederösterreich entscheiden sich 26,6 Prozent der weiblichen Lehrlinge für die Lehre im Einzelhandel, lediglich 2,3 Prozent für die Metalltechnik. Um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen, braucht es mehr Frauen in der Technik.

Während die Lehre in der Metalltechnik bei Mädchen und jungen Frauen Platz zehn belegt, landet er bei Burschen und jungen Männern auf Platz zwei. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, braucht es aber Frauen im technischen Bereich. Im AMS-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg (Bezirk Horn) etwa werden derzeit 26 Frauen in den Bereichen Metall und Elektro geschult. Eine von ihnen ist Nicole Zatschkowitsch.

Programm soll Frauen in Technik bringen

Die 25-Jährige ist eigentlich gelernte Einzelhandelskauffrau. Im September 2022 wagte sie jedoch den Neuanfang. „Ich wollte einfach etwas anderes machen, komplett etwas anderes als Verkauf. Das hat mir irgendwie gereicht“, so Zatschkowitsch gegenüber noe.ORF.at. Über das AMS-Programm „Frauen in Handwerk und Technik“ (FiT) konnte sie erstmals in den technischen Bereich schnuppern, seit November 2022 wird sie in Sigmundsherberg zur Elektro- und Gebäudetechnikerin ausgebildet.

So wie für Nicole Zatschkowitsch beginnt für viele junge Frauen die Ausbildung im technischen Bereich über das FiT-Programm. Dabei wird ein erstes Kennenlernen der technischen Berufe möglich. Das AMS Niederösterreich hat heuer 1.426 Plätze im Bundesland eingerichtet.

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Nicole Fend
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Nicole Fend ist mittlerweile Ausbildnerin
Frauen in der Technik sind gebraucht
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Nur 2,3 Prozent der weiblichen Lehrlinge wählt die Metallbranche
Nicole Zatschkowitsch
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Nicole Zatschkowitsch schult vom Einzelhandel auf Metalltechnik um

Mut und Wissen über Berufe fehle oft

Auch Nicole Fend ist über das FiT-Programm zur Technik gekommen. Sie ist eigentlich gelernte Friseurin, mittlerweile ist sie selbst Ausbildnerin im Metallbereich. „Das war ja eigentlich ein ganz ein großer Sprung. Nicht nur für meine Persönlichkeit, sondern auch für meine Zukunft“, erzählt Fend. Sie habe sich selbst neu kennengelernt – und: „Ich habe früher nie gewusst, dass ich gut in Mathematik bin. Jetzt weiß ich es“, so Fend.

Neben dem Mut, den Schritt in die Technik zu wagen, fehle laut ihr oft auch das Wissen über das umfangreiche Berufsangebot. „Ich habe eigentlich nur Mechaniker und Elektriker gekannt, beides habe ich mir nicht wirklich vorstellen können“, sagt Fend. Sie war durchaus überrascht, wie vielfältig das Berufsangebot ist.

Fachkräftemangel nur mit Frauen zu bewältigen

Initiativen, die Frauen auf technische Berufe aufmerksam machen, sollen u.a. helfen, gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Denn Frauen sind in der Technik nicht nur gewollt, sondern gebraucht. „Man kennt ja den Fachkräftemangel schon lange, und wir werden es ohne die Damen nicht schaffen, diesen Fachkräftemangel abzubauen“, so Martin Swoboda, Leiter des AMS-Ausbildungszentrums im Waldviertel. Neben Initiativen brauche es jedoch Veränderungen im Schulsystem. Hier müssten Mädchen schon früh mit der Technik vertraut gemacht werden.

Technische Fachkräfte werden vermehrt im Bereich der Energiewende gesucht. In Sigmundsherberg soll ab Herbst 2023 eine entsprechende Ausbildung möglich sein. Noch laufen die Bauarbeiten am europaweit ersten Klimaschutz-Ausbildungszentrum auf Hochtouren. Pro Jahr sollen dort 400 Fachkräfte ausgebildet werden.