Gehtraining im Zentrum für Altersmedizin
ORF/Claudia Schubert
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Gesundheit

Altersmedizin: „Jetzt kann ich wieder gehen“

Möglichst selbständig den Alltag zu meistern, wird mit zunehmendem Alter immer herausfordernder. Nach Unfällen oder akuten Erkrankungen verlieren ältere Menschen oft ihre Selbständigkeit. Dem will das Zentrum für Altersmedizin entgegenwirken.

Es sieht ein bisschen wie im Turnsaal aus, wenn man das Zentrum für Altersmedizin im Landesklinikum Waidhofen an der Thaya betritt. Die Therapeutinnen und Therapeuten haben einen Parcours mit Matten, Ringen und Kreisen aus Schaumgummi aufgebaut. Die Patientinnen und Patienten, die mindestens 70 Jahre alt sein müssen, um hier aufgenommen zu werden, warten bereits am Ende des Ganges, dass es losgeht. Nacheinander überwinden sie die Hindernisse. Viele sind mit Wanderstöcken unterwegs, der eine schafft die Übungen schneller, die andere langsamer. Das Tempo ist nicht wichtig.

Maria Zeindl aus Pfaffenschlag ist seit vier Wochen hier. „Ich war vorher drei Wochen im Krankenhaus und musste liegen. Dann habe ich mich auf meine Füße nicht mehr verlassen können. Da haben mir schon die Nachbarn ins Bett helfen müssen,“ erzählt Frau Zeindl. Sie bekam relativ schnell einen Termin im Zentrum für Altersmedizin. „Jetzt kann ich wieder gehen,“ strahlt Maria Zeindl, die heute nach Hause darf. Sie ist sich sicher: „Zu Hause hätte ich das nicht geschafft, dass ich selbst etwas mache. Da ist man ein bissl faul, aber hier muss man mit der Gruppe mit.“

Wieder fit für den Alltag

Möglichst selbständig den Alltag zu meistern, wird mit zunehmendem Alter immer herausfordernder. Nach Unfällen oder akuten Erkrankungen verlieren ältere Menschen oft ihre Selbständigkeit. Dem will das Zentrum für Altersmedizin entgegenwirken.

Sicherheit im Alltag als oberstes Ziel

Im Zentrum für Altersmedizin arbeiten mehrere Disziplinen zusammen – Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, aktivierende Pflege oder Ernährungsberatung. Die älteren Menschen sollen wieder fit für den Alltag werden. Neben der körperlichen Fitness in Gruppen- oder Einzeltherapie geht es aber auch um Alltagssituationen, in denen die Menschen wieder Sicherheit bekommen sollen. In der Übungsküche rühren gerade zwei Patientinnen einen Becherkuchen zusammen. Die Therapeutin hilft, wo es nötig ist, lässt die Damen aber so viel selbst machen, wie möglich.

Seniorinnen beim Kochen
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In der Küche üben Patientinnen alltägliche Tätigkeiten

Elke Maurer leitet das Zentrum für Altersmedizin und schildert, dass viele Patientinnen und Patienten durch mehr Sicherheit auch wieder ein Stück mehr Lebensfreude gewinnen. „Es ist schön zu sehen, wie die Patienten auch in der Gruppe Fortschritte machen.“ Drei bis vier Wochen dauert eine Therapie hier, wobei Elke Maurer erklärt, dass die Erfahrungen der vergangenen Monate gezeigt hätten, dass wirklich größere Fortschritte nach vier Wochen festzustellen sind.

Motivation ist ausschlaggebend

Wer in das neue Zentrum kommt, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Man darf nicht jünger als 70 Jahre sein, sollte medizinisch stabil sein, um an den Therapien teilnehmen zu können und Motivation sollte bei den Patientinnen und Patienten vorhanden sein. Stationsleiter Wolfgang Mühlberger erklärt, warum. „Es soll niemand zur Therapie gezwungen werden.“ Die Anträge landen auf Mühlbergers Schreibtisch und er ruft die Patientinnen und Patienten dann an. „Da frage ich schon ab, wie es den Leuten zu Hause geht, was sie bei uns erreichen wollen, wie weit wir sie bringen können und vor allem ob sie motiviert sind. Und da merkt man dann schon, dass die einen sagen, sie wollen unbedingt. Andere sagen beispielsweise, dass die Tochter will, dass sie kommen,“ schildert Mühlberger.

Reha-Training an Sprossenwand
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Nicht jünger als 70 Jahre, medizinisch stabil und motiviert sollten die Patientinnen und Patienten sein

„Wir waren selbst überrascht“

Die erste Bilanz nach einem guten halben Jahr Betrieb fällt im Zentrum durchaus positiv aus. Etwa 150 Patientinnen und Patienten waren bisher hier und die meisten hätten das erreicht, was sie erreichen wollten, sagt Stationsleiter Wolfgang Mühlberger. „Wir waren selbst überrascht, was der alte Mensch alles zustande bringt und wieviel Willen und Motivation die Leute mitbringen.“

Der Bedarf an Einrichtungen wie dem Zentrum für Altersmedizin werde immer größer, ist die Leiterin, Elke Maurer, überzeugt. „Die Menschen werden immer älter und kränker, aber trotzdem muss man versuchen, sie zu Hause zu unterstützen. Die Kapazitäten sind einfach nicht da und außerdem ist der Patient gern zu Hause.“ Derzeit können 24 Patientinnen und Patienten in Waidhofen an der Thaya betreut werden. Ziel ist es, das Zentrum zu erweitern. Eine große Herausforderung ist auch hier das Personal.