Kellergasse in Obritz
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Gericht

Kellergasse: Angeklagter kommt nicht zum Prozess

Am Mittwoch findet der Prozess gegen einen Mann statt, der mit seiner Familie illegal in einer Kellergasse in Obritz (Bezirk Hollabrunn) gelebt und Behördenmitarbeiter mit einem Pfefferspray attackiert haben soll. Der Angeklagte wird jedoch nicht vor Gericht erscheinen.

Dem Mann wird Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung vorgeworfen. Ihm wird nach Angaben des Landesgerichts Korneuburg angelastet, am 26. Jänner in Obritz einen Sozialarbeiter und den örtlichen Amtsleiter durch Verwendung eines Pfeffersprays mit Gewalt an einer Amtshandlung gehindert und die beiden vorsätzlich am Körper verletzt zu haben.

Zur Einzelrichterverhandlung am Mittwoch in Korneuburg wird der Angeklagte allerdings nicht erscheinen. Ihr Mandant habe das in einem Brief an den Richter bereits mitgeteilt, sagte Verteidigerin Astrid Wagner. In dem Schreiben ist von Reisekosten von 17.000 Euro die Rede. Der Mann werde sich nicht schuldig bekennen, so Wagner. In dem Brief, der dem ORF Niederösterreich vorliegt, schreibt er auch von einer Abwehrhandlung und dass sich die beiden Beamten nicht ausweisen wollten. Er bedauere den Einsatz des Pfeffersprays.

Beschwerden von Anrainern

Die Familie soll ein Presshaus mit angeschlossener Kellerröhre bewohnt haben – mehr dazu in Mann soll mit Kindern in Weinkeller gelebt haben (noe.ORF.at; 27.1.2023). Vertreter der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und ein Beschäftigter des Gemeindeamtes hatten laut früheren Polizeiangaben aufgrund von Anrainerbeschwerden Nachschau an der Adresse gehalten. Dabei soll es zum Pfefferspray-Angriff gekommen sein.

Der Mann soll sich daraufhin mit den Kindern in dem Weinkeller verbarrikadiert haben. Das Gebäude wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft durchsucht. Dort befanden sich die 40-jährige Partnerin des Beschuldigten und sechs Kinder im Alter von sieben Monaten bis fünf Jahren. Entdeckt wurde unter anderem ein riesiger Vorrat an Lebensmitteln.

Kinder vorübergehend in Obhut der BH

Meldezettel oder Geburtsurkunden für die Kinder gab es keine. Da die Identität der Kleinen nicht geklärt werden konnte, wurden diese vorübergehend in die Obhut des Fachgebietes Sozialarbeit der Bezirkshauptmannschaft übergeben. DNA-Tests bestätigten in der Folge die Vaterschaft des Mannes. Seit Februar sind die Kinder wieder in Obhut der Eltern. Die Familie zog in eine Wohnung. Über den Fall wurde auch in ausländischen Medien berichtet.