Bunte Kinderzeichnungen verzieren die Gerüste der Schallaburg (Bezirk Melk), die derzeit renoviert wird. In die Perspektive eines Kindes schlüpft man gleich im ersten Raum der Ausstellung, in dem man mit überdimensionalen Sesseln, Tischen und Menschen konfrontiert wird.
„Erwachsene werden dazu eingeladen, die Welt wieder ein wenig wie mit den Augen eines Kindes zu sehen, die Perspektive einzunehmen. Für Kinder gilt es umgekehrt. Kinder sollen noch lernen, ihre Kindheit als eine Zeit der Stärken und auch eine Zeit besonderer Rechte wahrzunehmen und nicht nur eine Zeit des Mangels, die überwunden werden müsste“, sagt Kurator Dominik Heher.
Deutlich wird das, wenn man Kindern aufmerksam zuhört. Die Gelegenheit dazu haben Besucherinnen und Besucher mehrmals im Laufe der Ausstellung. In Videos kommen Kinder und Jugendliche immer wieder zu Wort.
Fantasie zum Leben erwecken
Literatur zur Kindererziehung boomt seit Jahren. Was Kinder brauchen, darüber hat man sich auch in der Vergangenheit schon viele Gedanken gemacht. „Das Problem bei der ganzen Geschichte ist, dass wir als Erwachsene Kinder alle in eine Schublade stecken und Kinder als homogene Gruppe sehen und nicht als individuelle Menschen. Wir würden aber niemals alle Erwachsenen in eine Schublade stecken“, erklärt der Ausstellungskurator.
Kurator Peter Fritz im Gespräch
Kurator Peter Fritz erzählt im Gespräch mit Redakteurin Veronika Berger von der neuen Ausstellung auf der Schallaburg.
Immer wieder werden die Besucherinnen und Besucher aufgefordert, ihre Fantasie zu nutzen und Gegenstände einmal anders – mit Kinderaugen – zu betrachten, etwa einen Trichter oder ein Nudelsieb. Die Gäste sind aufgefordert, zu überlegen, wie Kinder die Gegenstände nützen würden – zum Beispiel als Megaphon oder Helm.
Die Ausstellung regt zudem an, darüber nachzudenken, ob es den heutigen Kindern wirklich so gut, oder sogar zu gut geht. „Die Kinderrechtskonvention ist quasi von fast allen Staaten auf der Welt ratifiziert worden und man kann sich anschauen, wieviel sie umsetzen. Auch in Österreich sind manche Teile im Verfassungsrang, manche bewusst aber nicht“, so Heher. So sind laut Armutskonferenz allein in Österreich mehr als 350.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen.
Passend zum Ausstellungthema ging die Schallaburg eine Kooperation mit UNICEF ein und arbeitet mit zahlreichen Expertinnen und Experten, unter anderem zu den Themen Armutsforschung sowie Kinder- und Jugendpsychologie, zusammen. Letztere sind auch Gast bei den Arkadenhof-Gesprächen. Der Schallaburg-Podcast beschäftigt sich wiederum mit Themen wie Schulstress und Bildschirmzeit.