Kultur

Schallaburg: Eintauchen in Kinderwelten

Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen – dazu lädt die Schallaburg mit ihrer Ausstellung „Kind sein“ ein. Mit einer verklärt-romantischen Sicht hat das wenig zu tun. Gezeigt wird eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Kindern einst und jetzt.

Bunte Kinderzeichnungen verzieren die Gerüste der Schallaburg (Bezirk Melk), die derzeit renoviert wird. In die Perspektive eines Kindes schlüpft man gleich im ersten Raum der Ausstellung, in dem man mit überdimensionalen Sesseln, Tischen und Menschen konfrontiert wird.

„Erwachsene werden dazu eingeladen, die Welt wieder ein wenig wie mit den Augen eines Kindes zu sehen, die Perspektive einzunehmen. Für Kinder gilt es umgekehrt. Kinder sollen noch lernen, ihre Kindheit als eine Zeit der Stärken und auch eine Zeit besonderer Rechte wahrzunehmen und nicht nur eine Zeit des Mangels, die überwunden werden müsste“, sagt Kurator Dominik Heher.

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Fotos aus „Kind sein“
ORF/Alina Groer
Die Perspektive eines Kindes einnehmen
Fotos aus „Kind sein“
ORF/Alina Groer
Eindrücke aus „Kind sein"
Fotos aus „Kind sein“
ORF/Alina Groer
Fotos aus „Kind sein“
ORF/Alina Groer
Kinderzeichnung aus der Römerzeit, Bruckneudorf, 4. Jh. n. Chr. Eisenstadt, Landesmuseum Burgenland
KBB
Eine Kinderzeichnung von Julia und Petronia, gezeichnet im 4. Jahrhundert nach Christus, gefunden in Bruckneudorf im Burgenland

Deutlich wird das, wenn man Kindern aufmerksam zuhört. Die Gelegenheit dazu haben Besucherinnen und Besucher mehrmals im Laufe der Ausstellung. In Videos kommen Kinder und Jugendliche immer wieder zu Wort.

Fantasie zum Leben erwecken

Literatur zur Kindererziehung boomt seit Jahren. Was Kinder brauchen, darüber hat man sich auch in der Vergangenheit schon viele Gedanken gemacht. „Das Problem bei der ganzen Geschichte ist, dass wir als Erwachsene Kinder alle in eine Schublade stecken und Kinder als homogene Gruppe sehen und nicht als individuelle Menschen. Wir würden aber niemals alle Erwachsenen in eine Schublade stecken“, erklärt der Ausstellungskurator.

Kurator Peter Fritz im Gespräch

Kurator Peter Fritz erzählt im Gespräch mit Redakteurin Veronika Berger von der neuen Ausstellung auf der Schallaburg.

Immer wieder werden die Besucherinnen und Besucher aufgefordert, ihre Fantasie zu nutzen und Gegenstände einmal anders – mit Kinderaugen – zu betrachten, etwa einen Trichter oder ein Nudelsieb. Die Gäste sind aufgefordert, zu überlegen, wie Kinder die Gegenstände nützen würden – zum Beispiel als Megaphon oder Helm.

Die Ausstellung regt zudem an, darüber nachzudenken, ob es den heutigen Kindern wirklich so gut, oder sogar zu gut geht. „Die Kinderrechtskonvention ist quasi von fast allen Staaten auf der Welt ratifiziert worden und man kann sich anschauen, wieviel sie umsetzen. Auch in Österreich sind manche Teile im Verfassungsrang, manche bewusst aber nicht“, so Heher. So sind laut Armutskonferenz allein in Österreich mehr als 350.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen.

Erzherzog Karl Joseph mit Eichhörnchen, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
KHM-Museumsverband
Kinder wurden früher wie Erwachsene gekleidet, wie auch Erzherzog Karl Joseph hier auf einem Gemälde aus dem Jahr 1653/54

Passend zum Ausstellungthema ging die Schallaburg eine Kooperation mit UNICEF ein und arbeitet mit zahlreichen Expertinnen und Experten, unter anderem zu den Themen Armutsforschung sowie Kinder- und Jugendpsychologie, zusammen. Letztere sind auch Gast bei den Arkadenhof-Gesprächen. Der Schallaburg-Podcast beschäftigt sich wiederum mit Themen wie Schulstress und Bildschirmzeit.