Chronik

Blockierte Rettung: Kein Zusammenhang mit Tod

Nachdem es bei einer Klimablockade in Wien für einen Rettungswagen im Rückstau kein Weiterkommen gab, ist die Aufregung weiter groß. Bestätigt wird aber: Einen Zusammenhang zwischen dem Tod eines Patienten in Schwechat und der Blockade gibt es nicht.

Es ist eine Straßenblockade am Verteilerkreis Wien-Favoriten Mittwochfrüh, die weiterhin die Wogen hochgehen lässt. Rund 250 Meter von der Protestaktion entfernt, blieben ein Notarztfahrzeug und ein Rettungswagen im Stau stecken. Sie waren auf dem Weg zu einer Reanimation nach Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha). Der Patient wurde daraufhin von niederösterreichischen Einsatzkräften, die per Notarzthubschrauber landeten, versorgt. Trotz ihrer Bemühungen starb der Patient nach einer mehr als einstündigen Reanimation.

„Wir hatten keine Kenntnis. Es gab keine Anzeichen dafür, dass ein Notfall vorlag. Wenn es ein Notfall ist, ein Martinshorn ertönt oder die Polizei uns informiert, dann machen wir selbstverständlich die Rettungsgasse, die wir immer haben, auf“, betont Marina Hagen-Canaval, Sprecherin der Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten der „Letzten Generation“.

Auch die Einsatzorganisationen betonen gegenüber noe.ORF.at, dass es zwischen dem Tod des Patienten und der Blockade keinen Zusammenhang gebe. Der Patient sei bereits vier Minuten nach dem Notruf versorgt und reanimiert worden. „Es konnte leider nur noch der Tod festgestellt werden“, so Josef Schmoll, Präsident des Rotes Kreuz Niederösterreich.

Mikl-Leitner fordert Konsequenzen

In der Politik schlägt der Vorfall dennoch hohe Wellen. Unter anderem wird der „Letzten Generation" vorgeworfen, Menschenleben zu gefährden. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) fordert daher härtere Strafen: „Ich denke, dass hier die Bagatellstrafen nicht ausreichen, um Aktivisten davon abzuhalten, Rettungskräfte zu behindern und letztendlich auch Menschenleben zu gefährden.“ Es brauche deswegen strengere Regulative. „Ich denke, dass es wichtig ist, wenn Menschenleben in Gefahr sind oder Menschen zu Schaden kommen, dass sich die Aktivisten auch vor Gericht verantworten müssen“, so die Landeshauptfrau.

Moderater sieht das hingegen Parteikollege und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Er sei dafür, dass die Polizei da, wo es sensible und gefährliche Situationen gebe, mit aller Konsequenz eingreife. Dort, wo niemand behindert werde, sollte man „kleben und kleben lassen“, so Karner.

Offenbar Missverständnis bei Kommunikation

Laut dem Präsidenten des Roten Kreuzes Niederösterreich ist wichtig, dass die Leitstellen verständigt werden. „Die Leitstellen müssen wissen, welche Straßen möglicherweise blockiert sind, so dass Ausweichrouten den Einsatzkräften gegeben werden können“, sagt Schmoll.

Von der „Letzten Generation“ heißt es, üblicherweise würde man die Einsatzorganisationen informieren, wenn die Polizeieinsatzkräfte, anders als am Mittwoch, noch nicht an Ort und Stelle sind. „Aber wenn sie direkt vor Ort sind, dann gehen wir davon aus, dass die Polizei die Kommunikation übernimmt“, so Sprecherin Hagen-Canaval.

Dass man Menschenleben für den Klimaprotest riskiere, weist man außerdem zurück. „Wir achten auf größtmögliche Sicherheit. Wir planen unsere Proteste sorgfältig, und schauen immer, welche Notfall-Szenarien es gibt“, sagt Hagen-Canaval. Vier Mitglieder der „Letzten Generation“ wurden angezeigt. Die Gruppe möchte die täglichen Straßenblockaden noch die kommenden zwei Wochen weiterführen.