Michael Guggenberger auf seinem Segelboot
Race to the Race
Race to the Race
Sport

Golden Globe Race: In 249 Tagen um die Welt

249 Tage lang die Welt umsegeln, ohne Kontakt zu anderen und ohne anzulegen: Das ist Michael Gugggenberger aus Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) beim „Golden Globe Race“ gelungen. Gestartet waren 16 Personen, angekommen ist er als einer von drei Teilnehmern.

Knapp achteinhalb Monate verbrachte Michael Guggenberger alleine in einer Segeljacht, segelte während dieser Zeit einmal rund um den Globus und das ganze ohne modernes Navigationssystem und ohne nur einmal festen Boden zu betreten. Was verrückt klingen mag, sind beim „Golden Globe Race“, der härtesten Segelregatta der Welt, die üblichen Teilnahmebedingungen.

Michael Guggenberger im Zielhafen
Race to the Race
Michael Guggenberger im Ziel

Am Freitag kam der Maria Enzersdorfer wohlbehalten im französischen Zielhafen Les Sables-d’Olonne an. Damit beendete er das Rennen als einer von nur drei Teilnehmern. Ein fulminanter Empfang wartete auf den 45-jährigen Niederösterreicher. Nach 249 Tagen betrat er zum ersten Mal wieder Festland und wurde dabei unter anderem von seinen Eltern und seinem Bruder in die Arme geschlossen. „Nach so langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, ist fantastisch. Ich habe es noch nicht ganz realisiert. Interessanterweise wackelt der Boden nicht“, so die Worte des Regattateilnehmers nach seiner Rückkunft.

Ein langes Rennen mit langer Vorbereitungszeit

Gestartet hatte die Regatta am 4. September – ebenfalls in Les Sables-d’Olonne an der Atlantikküste. Damals starteten eine Frau sowie 15 Männer verschiedener Nationen. 30.000 Seemeilen, also knapp 55.000 Kilometer, lagen damals vor ihnen. Ein Mal ging es rund um den Globus. Alle waren jeweils alleine an Bord, ohne Satellitennavigation oder sonstiger Technik, ohne Internet und Wetterdienst. Nur Sextant, Kompass und Seekarten waren erlaubt. Der einzige Kontakt nach außen: Einmal pro Woche meldete sich kurz per Funk die Rennleitung.

Michael Guggenberger hatte vor dem Start kistenweise Proviant auf seinem zwölf Meter langen Schiff verstaut – eine logistische Meisterleistung. Anlegen durfte er während des Rennens nicht. Monatelang war er auf sich alleine gestellt. „Das halbe Jahr vor dem Rennen habe ich dafür sehr intensiv gelebt, mit meinen Freunden und mit meinem Team. So habe ich die Leute wirklich im Herzen behalten. Wenn es mir nicht gut gegangen ist, habe ich einfach an diese schöne Zeit davor gedacht und das hat mir geholfen“, so Guggenberger.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Segelroute
Race to the Race
Die Route führte vom französischen Les Sables d’Olonne südlich an Afrika, Australien und Südamerika vorbei und endete wieder am Ausgangspunkt
Guggenbergers Segelboot
Race to the Race
Fast ein Dreivierteljahr verbrachte Michael Guggenberger ohne Unterbrechung auf seinem Segelboot
Michael Guggenberger im Zielhafen
Race to the Race
Bei seiner Rückkunft erwartete den Niederösterreicher ein großer Empfang

Ein spätentschlossener, dafür extremer Segler

Erst vor zwölf Jahren hat der gelernte Zimmermann mit dem Segeln begonnen. Das „Golden Globe Race“ war von Anfang an sein Traum: „Ich glaube, die größte Herausforderung ist, dass es so viele Herausforderungen gleichzeitig sind, die man bewältigen muss. Eine davon ist, eben immer etwas tun zu müssen: Wenn das Boot schief ist und die Segel gesetzt werden müssen, ist es egal, ob es 2.00 Uhr in der Nacht ist, ob es acht Meter Welle hat und dabei regnet oder ob ein schöner, sonniger Tag ist“, erzählt der Sportler.

Die Bedingungen sind extrem. Daher kam auch nur ein Fünftel der Starter ins Ziel. Eine Yacht kenterte, andere mussten nach schweren Sturmschäden aufgeben. Auch Michael Guggenbergers Cockpit wurde einmal geflutet. Ans Aufgeben dachte er aber nie, wie er sagt: „Je blöder die Bedingungen werden, desto ruhiger werde ich.“ Die größten Herausforderungen sind Guggenberger zufolge allerdings nicht die acht Meter hohen Wellen, „sondern die kurzen, steilen Wellen“. Bei seiner Rückkunft im französischen Hafen war Guggenberger sichtlich stolz auf seine Leistung. Eines steht für ihn aber nach den Erfahrungen der letzten Monate fest: „Ich kann mir ganz gut vorstellen, das sicher nicht noch einmal zu machen in einem Jahr.“