„Wir präsentieren Meisterwerke, die selten und kostbar sind, einen hohen ideellen oder kulturellen Wert haben und allesamt viel über die (Kunst-)Geschichte unseres Landes erzählen“, betonte Gerda Ridler, die künstlerische Direktorin der Landesgalerie Niederösterreich, bei einer Presseführung am Mittwoch. Sie kuratierte mit Nikolaus Kratzer, dem Leiter der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich, die Ausstellung, die bis 11. Februar 2024 zu sehen ist.
Ein Parcours durch 250 Jahre Kunstgeschichte
Etwa 120 Werke von 56 Künstlerinnen und Künstlern bilden einen chronologischen Parcours über zwei Stockwerke, darunter exemplarische Highlights vom Kremser Schmidt über Anton Romako und Egon Schiele bis zu Rudolf Goessl und Arnulf Rainer, ergänzt mit literarischen Zitaten aus der jeweiligen Zeit.
Zu sehen sind „aristokratische Porträts von Johann Peter Krafft, biedermeierliche Landschaftsmalerei von Franz Steinfeld dem Jüngeren, impressionistische Stimmungsbilder von Emil Jakob Schindler, expressionistische Arbeiten von Egon Schiele oder die Nachkriegsavantgardist:innen Maria Lassnig und Arnulf Rainer“, so die Landesgalerie Niederösterreich in einer Aussendung.
Spontane, farbkräftige Malerei kommt von den Neuen Wilden der 1980er Jahre wie Herbert Brandl. Arbeiten von Franz West und die „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm erweitern den traditionellen Skulpturbegriff. Mit Florentina Pakosta, Renate Bertlmann, Die Damen und Inge Dick werden wesentliche Protagonistinnen der österreichischen Gegenwartskunst gezeigt.
Zwischen dem ältesten Werk, einer großformatigen barocken Altartafel aus 1772 von Martin Johann Schmidt, und dem jüngsten Werk, einer radikalen Malgeste von Franziska Maderthaner aus dem Jahr 2021, spannt sich ein Bogen von 250 Jahren. „Er macht die Entwicklung des österreichischen Kunstschaffens auf eindrückliche Weise erlebbar“, hieß es am Dienstag. Die Ausstellung wandert 2024 in die Kunsthalle Tübingen (Deutschland).
Ausstellungshinweis
„Kunstschätze vom Barock bis zur Gegenwart“, bis 11. Februar 2024, „Frenzi Rigling. Über Das“, bis 12. November, Landesgalerie, Krems, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr
Keine Zuschreibungen möglich: Frenzi Rigling
Die gebürtige Schweizerin Frenzi Rigling lebt seit vielen Jahren in Wien und in Obermarkersdorf (Bezirk Hollabrunn). Ridler bezeichnet sie als „Entdeckerin – und eine Entdeckung!“ Über 50 Werke aus dem letzten Jahrzehnt zeigen die Vielfalt eines Ouevres, das sich gängigen Zuschreibungen entzieht.
Fotos, textile Objekte, Collagen, Assemblagen, Malereien und Zeichnungen veranschaulichen die Arbeitsweise der Künstlerin mit Gliederungen, Modulen und sinnlichen Materialien.
Ein über 24 Meter langes Stoffband im Treppenhaus stellt eine Art metaphorische Intervention dar. „Ich habe immer Interesse am Prozesshaften gehabt und das Endprodukt nie für so wichtig gehalten“, so Rigling.
Reizvolle Gegenüberstellung: Frohner und Oberhuber
„Die Positionen der beiden Künstler könnten nicht unterschiedlicher sein“, meinte Elisabeth Voggeneder, künstlerische Direktorin des Forum Frohner und Kuratorin der Ausstellung, zu Oswald Oberhuber und Adolf Frohner. Umso reizvoller gerät die Gegenüberstellung im Forum Frohner.
Ausstellungshinweis
„Oberhuber trifft Frohner“, von 20. Mai bis 22. Oktober, Forum Frohner, Krems, dienstags bis sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr
Auch wenn das Verhältnis zwischen den zwei Persönlichkeiten, die beide an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst gewirkt hatten, zunehmend distanziert war, tauschten sie doch jeweils eine Arbeit.
Oberhuber überließ Frohner eine Tapisserie mit Totenkopfmotiv, Frohner schenkte seinerseits das Gemälde „Liebespaar“. In Krems u. a. zu sehen: Frohners Collage „Jackie“ (1968) sowie sowohl informelle als auch figurative Arbeiten Oberhubers, etwa die „Schriftbilder“.
Die Arbeiten stammen aus der Sammlung der Brüder Christian und Stephan Ettl. Ihren Ausgang nahm die Sammeltätigkeit in den späten 1970er Jahren an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, wo sie mit den beiden Lehrerpersönlichkeiten Oberhuber und Frohner erstmals zusammentrafen. Aus dieser persönlichen Begegnung entwickelte sich über Jahrzehnte eine umfangreiche Kollektion, deren Highlights nun erstmals zu sehen sind.