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Wirtschaft

Nachwuchssorgen bei Friseurbetrieben

Die Zahl der Lehrlinge bei den Friseurinnen und Friseuren hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa halbiert. Schuld daran sind laut der Innung die geburtenschwachen Jahrgänge sowie immer mehr Einpersonenbetriebe, die keine Lehrlinge ausbilden.

Aktuell machen 321 Lehrlinge in Niederösterreich eine Ausbildung als Friseurin oder Friseur, vor zehn Jahren waren es mehr als doppelt so viele, nämlich genau 655. Damit liegt Niederösterreich ziemlich genau im Bundestrend. Österreichweit haben sich die Zahlen in den letzten zehn Jahren ebenfalls mehr oder weniger halbiert, von 4.687 Lehrlingen im Jahr 2012 auf 2.283 im vergangenen Jahr.

Die Gründe für das geringere Interesse sind laut der Landesinnungsmeisterin der niederösterreichischen Friseurinnen und Friseure in der Wirtschaftskammer, Silvia Rupp, vielfältig. Zum einen erlebe man derzeit wie fast alle Branchen einen Mangel an Arbeitskräften, der auf geburtenschwache Jahrgänge zurückzuführen sei. Dazu komme, dass auch immer weniger Betriebe bereit sind, Lehrlinge auszubilden.

Die Zahl der Lehrbetriebe, die Lehrlinge aufnehmen, hat sich in den letzten zehn Jahren ebenso fast halbiert. Mittlerweile seien in Niederösterreich mehr als die Hälfte der Friseurbetriebe Einpersonenunternehmen, die nicht die Ressourcen haben, selbst Lehrlinge auszubilden.

Konkurrenz durch immer mehr Lehrberufe

Rupp ortet aber auch ein gesellschaftliches Phänomen hinter dem Mangel an Lehrlingen in der Branche. Sie vermutet, dass der Beruf offenbar nicht mehr so attraktiv wie früher ist. Einerseits gebe es eine Vielzahl neuer Berufsbilder, die Jugendliche mehr interessieren als ein Handwerk, andererseits würden Eltern ihren Kindern oft empfehlen, „vorher eine Schule fertig zu machen“.

Rupp verweist allerdings darauf, dass es auch im Friseurberuf das Modell einer Lehre mit Matura gebe, und dass die Digitalisierung auch in diesem Berufsbild Einzug gehalten habe, durch digitale Lernbegleitung und digitale Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung.

Außerdem sei der Friseurberuf den Jugendlichen in den letzten Jahren schlechtgeredet worden, meint die Landesinnungsmeisterin: „Ich ärgere mich manchmal, dass in den Medien immer gefordert wird, dass mehr Frauen, mehr Mädchen technische Berufe wählen sollen. Ich habe aber noch nie gehört, dass man Burschen oder Männer aufgefordert hat, kreative Berufe zu ergreifen. Warum nicht? Die gehen uns in Zukunft mit Sicherheit ab.“

Lehrlingseinkommen erst kürzlich erhöht

Dass Friseurinnen schlechter verdienen als Beschäftigte in anderen Branchen sei so nicht wahr, sagt Rupp. Seit 2015 sei das Lehrlingseinkommen um mehr als 77 Prozent erhöht worden. Zuletzt wurde am 1. April 2023 das Einkommen in den ersten beiden Lehrjahren um 100 Euro angehoben, im dritten und vierten Lehrjahr sogar um 160 Euro. Ein Lehrling im vierten Lehrjahr verdient aktuell laut Kollektivvertrag 1.180 Euro. Dazu komme, dass viele Betriebe den Kollektivvertrag freiwillig überzahlen würden. Auch das Trinkgeld sei gerade in diesem Beruf ein nicht zu unterschätzender Faktor, so die Innungsmeisterin.