Würstelstandbetreiberin Patricia Pölzl
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„Menschen im Blickpunkt“

Waldviertlerin ist jüngste Würstelstandlerin

Jahrelang ist der Würstelstand beim 2. Tor des Wiener Zentralfriedhofs leer gestanden. Einer jungen Waldviertlerin war das nicht wurscht: Patricia Pölzl hat den Stand wiedereröffnet und ist als 25-Jährige jetzt die jüngste Würstelstandlerin Wiens.

„Eh scho wurscht“ heißt der Würstelstand, den Patricia Pölzl aus Schönbach (Bezirk Zwettl) betreibt. Die 25-jährige Waldviertlerin ist für ein Tourismusmanagement-Studium nach Wien gekommen: „Ich war von Anfang an fasziniert von der Wiener Würstelstandkultur. Leider gibt es immer weniger klassische Würstelstände“, erzählt sie im Interview mit noe.ORF.at: "Dass auch der Würstelstand direkt beim 2. Tor des Zentralfriedhofs leer steht, habe ich besonders schade gefunden.“

Als während der Pandemie ausschließlich Essen zum Mitnehmen erlaubt war, hat Patricia Pölzl beschlossen, den Würstelstand zu übernehmen: „Jetzt steh ich hier und brate Würstel!“

Friedhofskreuz als Wurstgaberl im Logo

Den dunkelgrün gestrichenen Stand brachte die junge Waldviertlerin mithilfe des befreundeten Künstlers Gunther Gerger wieder auf Vordermann. Gemeinsam wurden der Name „Eh scho wurscht“ und das Logo mit einem kleinen Friedhofskreuz als Wurstgaberl entwickelt: „Zuerst hatte ich Bedenken, dass es pietätlos wirken könnte“, so Pölzl, „meine Kundinnen und Kunden finden es aber witzig. Wahrscheinlich funktioniert diese Art Humor aber wirklich nur in Wien.“

Würstelstandbetreiberin Patricia Pölzl
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Patricia Pölzl hat Tourismusmanagement studiert und ist leidenschaftliche Würstelstandbetreiberin

Fast alle Produkte, die an ihrem Würstelstand angeboten werden, kommen aus Niederösterreich: Die Wurstwaren von einer Fleischhauerei in Gaweinstal (Bezirk Mistelbach), das Brot aus Petzenkirchen (Bezirk Melk), die Gewürze aus Sprögnitz (Bezirk Zwettl), die Limonade aus Tulbing (Bezirk Tulln) und das Bier aus Zwettl sowie Wieselburg (Bezirk Scheibbs).

„Die Schnäpse hat mein Onkel in Schönbach selbst gebrannt“, sagt Pölzl, „mir sind kurze Wege und regionale Produkte wichtig. Für jede und jeden soll etwas dabei sein“. Daher gibt es auch eine vegane Seitanwurst im Angebot, die allerdings nicht allzu oft bestellt wird: „Veganer kommen nur selten zum Würstelstand, weil sie oft glauben, dass es nichts für sie gibt.“

Nur Touristen bestellen „a Eitrige“

Der Kundenkreis beim Würstelstand am Zentralfriedhof ist bunt gemischt. Friedhofsarbeiter wie Totengräber, Steinmetze und Gärtner zählen zu den Stammkunden. Friedhofsbesucher schauen ebenso vorbei wie Touristen aus aller Welt. „Ein Besuch am Würstelstand gehört für viele Wienbesucher einfach dazu. Das erledigen sie dann gleich nach dem Besuch des Zentralfriedhofs“, lacht Pölzl: „Die Touristen sind auch die einzigen, die hin und wieder ‚a Eitrige mit Buckl‘ bestellen, weil es so im Reiseführer steht. Die Einheimischen bestellen ganz normal einen Käsekrainer mit Scherzerl.“

Die Kundschaft sei durch die Bank nett und freundlich, berichtet die junge Waldviertlerin, das liege wahrscheinlich am Standort Zentralfriedhof, vielleicht aber auch daran, dass sie nur tagsüber geöffnet hat.