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ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

Neue Pläne für Freizeitpädagogen umstritten

In Schulen sind oft auch Freizeitpädagoginnen und -pädagogen tätig. Diese dürfen die Kinder betreuen, aber nicht mit ihnen lernen. Laut Bildungsministerium soll sich das ändern. Die Gewerkschaft protestiert gegen das neue Berufsbild, ein Streik wurde angekündigt.

Die Berufsgruppe der Freizeitpädagoginnen und -pädagogen war vor rund zehn Jahren geschaffen worden, um trotz Lehrermangels den Personalbedarf beim Ausbau der schulischen Tagesbetreuung decken zu können. Damit gibt es aber nun an den Schulen drei verschiedene Personengruppen, die am Nachmittag für die Schülerinnen und Schüler zuständig sind.

Neben den Lehrerinnen und Lehrern sind dies Erzieherinnen und eben die Freizeitpädagoginnen und -pädagogen. Letztere dürfen aber „nur“ die Freizeitgestaltung übernehmen. In der individuellen Lernzeit, in der die Schülerinnen und Schüler unter fachlicher Hilfestellung ihre Hausaufgaben erledigen, dürfen nur Lehrerinnen und Erzieher eingesetzt werden.

Neues Aufgabenbereiche sollen dazukommen

Das will die Regierung nun ändern. Etabliert werden soll die neue Personalkategorie „Assistenz- und Freizeitpädagog/innen“, konkretisierte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in St. Pölten. Zu Betreuung und Freizeitgestaltung sollen demnach die Aufgabenbereiche Lernunterstützung und digitale Unterstützung hinzutreten.

Streng genommen dürfen derzeit etwa Freizeitpädagoginnen und -pädagogen schulrechtlich Kinder nicht bei Lehrausgängen begleiten (weil ja Unterricht). Dazu kommt, dass Direktorinnen und Direktoren gegenüber Freizeitpädagogen kein Weisungsrecht haben, weil sie unterschiedliche Dienstgeber haben – Lehrerinnen und Lehrer sind beim Bund oder beim Land beschäftigt, Freizeitpädagoginnen und -pädagogen bei den Gemeinden (bzw. von diesen dominierten Vereinen).

Arbeitnehmervertretung befürchtet Gehaltseinbußen

Die Vereinheitlichung der Berufsbilder entspricht langjährigen Forderungen von etwa Rechnungshof, Arbeiterkammer oder Gemeinde- sowie Städtebund. Die mögliche Ausgestaltung liegt Arbeitnehmervertretungen aber im Magen: Laut einem Entwurf sollen die Mitglieder der neuen Personalkategorie (anders als Freizeitpädagogen) künftig Matura haben müssen, dafür wird die Ausbildung von zwei auf ein Semester verkürzt.

Zwar werden bereits im Beruf befindliche Personen ohne Zusatzerfordernisse übernommen – allerdings befürchtet man Gehaltseinbußen. „Die Beschäftigten werden den Verschlechterungen ihrer Ausbildung und ihrer Arbeitsbedingungen nicht tatenlos zusehen“, so GPA-Vorsitzende Barbara Teiber in einer Aussendung. „Dieser unausgereifte Husch-Pfusch-Entwurf gehört in die Tonne, die Verhandlungen zurück an den Start.“ Die Gewerkschaft GPA hat den gegen die Reform ihres Berufsbilds protestierenden Freizeitpädagoginnen und -pädagogen die Freigabe für am 15. Juni geplante Warnstreiks erteilt.

Noch kein Zeitplan für Umsetzung

Polaschek verwies im Rahmen der Pressekonferenz in St. Pölten in Bezug auf einen Zeithorizont für die Umsetzung auf weitere Beratungen. „Wenn die Gespräche zu einem guten Ende finden, dann werden wir entsprechend die Umsetzung planen können. Aber es gibt nichts Konkretes, es gibt keine konkreten Zielvorgaben, es gibt keine Zeitpläne. Wir sind dabei, ein Konzept zu erarbeiten.“

In St. Pölten vor Ort waren auch Vertreter von „Bildung im Mittelpunkt“ (BiM). Explizit gefordert wurden von ihnen u.a. Verhandlungen mit den tatsächlich von der Reform Betroffenen. „Es wurde Stimmung gemacht zu einem Zeitpunkt, wo wir noch in informellen Gesprächen waren. Es hat noch nichts Offizielles gegeben, es hat noch keine abschließenden Gespräche auch mit den Ländern gegeben“, hob Polaschek zu den bisherigen Protesten hervor.

Die geforderten Verhandlungen könne es erst geben, wenn „ein freigegebenes und fertiges Konzept“ vorliege. Aktuelle „Ängste und Sorgen“ seien „auf Vermutungen aufgebaut“. Eine Abwertung des Berufsbildes des Freizeitpädagogen könne er generell nicht erkennen.

Begrüßt wurde die geplante Reform am Dienstag von Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Sie verwies darauf, dass der Wunsch nach mehr Personal an den Schulen merkbar sei. „Es wird noch Gesprächsbedarf geben“, die Reform sei „eine nicht kleine Herausforderung“, betonte aber auch sie. Eine nahende „qualitative Aufwertung des Schulbetriebs“ ortete Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, der die angedachte Kompetenzbereinigung hervorhob.