Lichtenwörth Photovoltaikanlage
ORF/Tobias Hollerer
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Umwelt & KLima

Kleiner Ort produziert große Strommengen

Haushalte oder Gemeinden tun sich zusammen und produzieren, speichern, verkaufen und verbrauchen gemeinsam Strom: Energiegemeinschaft nennt sich dieses Modell. Eine besonders große startet jetzt in Lichtenwörth (Bezirk Wiener Neustadt).

Lichtenwörth ist eine kleine kleine Gemeinde im Bezirk Wiener Neustadt, sie produziert aber große Mengen Strom – und zwar mit einer Biogasanlage, einer riesigen Photovoltaik-Anlage auf einem Acker und etlichen privaten Anlagen.

Und dieser Strom soll auch direkt in Lichtenwörth wieder aus der Steckdose kommen. Deshalb hat die Gemeinde eine der größten Energiegemeinschaften Österreichs gegründet. Mitglieder können Strom produzieren, einspeisen, verkaufen und kaufen.

Dieses Modell sei in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, sagt Bürgermeister Manuel Zusag (ÖVP). „Es wird lokaler Strom auch lokal verbraucht“, was auch das Stromnetz entlaste. „Und andererseits wird der Klimaschutz so auch von unseren Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen und gelebt“, so Zusag.

Günstige Preise und Umweltschutz in einem

Zudem ist die Energiegemeinschaft gerade zur Zeit auch ein attraktives Anti-Teuerungsmodell, denn der grüne Strom aus Lichtenwörth ist deutlich günstiger als vom Stromanbieter. Nur einer der Gründe, weshalb das Modell in der Bevölkerung gut ankommt.

„In erster Linie haben mich die hohen Energiepreise dazu bewogen, der Energiegemeinschaft beizutreten“, sagt etwa die Lichtenwörtherin Helga Marquart und sie ergänzt, sie sehe es auch als ihren Beitrag zum Umweltschutz. In dieselbe Kerbe schlägt auch die Bewohnerin Susanne Pauer: „Es haben alle was davon, die Umwelt und wir als Dorfgemeinschaft.“

Lichtenwörth Gemeindeamt
ORF/Tobias Hollerer
Auf etlichen Hausdächern in Lichtenwörth sind Photovoltaikanlagen zu sehen, auch am Gemeindeamt

Lichtenwörth könnte 2.900 Haushalte mit Strom versorgen

Ein Viertel aller Lichtenwörther Haushalte macht bis dato mit, es könnten aber noch viel mehr werden, erklärt Andreas Stingl, der Geschäftsführer der Energiegemeinschaft. „Grob gerechnet könnte man 2.900 Haushalte durchgehend durch die Energiegemeinschaft versorgen.“ Derzeit habe man in der Ortschaft aber nur 1.300 Haushalte.

Es wird also definitiv ein Überschuss an Strom produziert und für diesen hat die Gemeinde bereits einen Partner gefunden: die Stadt Wiener Neustadt. Sie will etwa Parkgaragen mit dem Strom aus Lichtenwörth versorgen.

Und auch im Ort selbst gebe es durchaus noch Luft nach oben, meint der Bürgermeister. „Wir haben nächste Woche einen Tag der offenen Tür, da wird noch einmal über alles informiert. Man kann jederzeit noch beitreten. Es würde uns natürlich freuen, wenn wir 100 Prozent der Haushalte an Board hätten“, so Zusag – ambitionierte Pläne, mit denen Lichtenwörth ein Vorbild für andere Gemeinden sein will.