ABD0050_20230612 – ST. P…LTEN – …STERREICH: Zwei Angeklagte am Montag, 12. Juni 2023, vor Beginn des Prozesses gegen drei MŠnner wegen u.a. Home Invasion im Bezirk Amstetten am Landesgericht St. Pšlten. – FOTO: APA/CHRISTOPHER ECKL
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chronik

Brutaler Überfall: Haft für falsche Paketboten

Wegen eines brutalen Überfalls auf einen 43-Jährigen in Oed-Oehling (Bezirk Amstetten) im Mostviertel im November ist ein Trio am Montag am Landesgericht St. Pölten zu Haftstrafen im Ausmaß von zweieinhalb bis acht Jahren verurteilt worden.

Zwei der drei Männer sollen sich vor der Home Invasion als Paketzusteller ausgegeben haben. Das Opfer wurde gefesselt, geschlagen und mit einer Pistole bedroht – mehr dazu in Paketzusteller überfallen 43-Jährigen brutal (noe.ORF.at, 4.11.2022). Für den 24-jährigen Erstangeklagten setzte es acht Jahre Haft. Der 31-jährige Zweitangeklagte fasste fünf Jahre Freiheitsstrafe aus, der 22-jährige Drittangeklagte zweieinhalb Jahre. Die Schuldsprüche wegen schweren Raubes sind bereits rechtskräftig.

Home Invasion
Ist eine Bezeichnung der Polizei für Taten, bei denen Menschen ausgeraubt werden, während sie zu Hause sind. Kriminelle glauben, durch Einschüchterung der Opfer schneller und leichter an Geld und Wertsachen zu kommen.

Mildernd wurde in allen drei Fällen das jeweils vorliegende Geständnis gewertet. Als erschwerend kamen bei den ersten beiden Beschuldigten das Zusammentreffen mehrerer Verbrechen und Vergehen bzw. einschlägige Vorstrafen hinzu. Der vorsitzende Richter bezeichnete die auch am Montag genannten Schulden sowie den Geldmangel als immer wiederkehrende Motive in solchen Fällen. „Aber das rechtfertigt keinesfalls die von ihnen gesetzten Taten“, so der Richter.

Das Trio – ein serbischer, ein kroatischer und ein österreichischer Staatsbürger – soll sich am 3. November 2022 in der Früh zum Haus des 43-Jährigen begeben haben. „Der Raubüberfall war geplant. Sie wussten, dass das Opfer alleine lebt“, betonte die Staatsanwältin. Nachdem von den falschen Zustellern ein Paket übergeben worden war, soll der 24-jährige Erstangeklagte den Niederösterreicher mit einer Gaspistole bedroht und ins Haus gedrängt haben. Dort wurde das Opfer laut Anklage gefesselt und geknebelt. Er wurde mit der Waffe bedroht, es wurden Bargeld und Schmuck gefordert.

Dritter Täter noch immer nicht gefunden

Federführend waren hier laut Anklage die beiden Erstangeklagten gemeinsam mit einer weiteren Person, nach der noch immer gefahndet wird. Der Drittangeklagte wartete im Auto, hatte zuvor aber die Waffe beigesteuert. Nachdem das 43-jährige Opfer die Beute übergeben hatte, durchsuchten die Männer sämtliche Kästen im Wohnhaus und forderten weitere Wertgegenstände. Dabei sollen sie den Niederösterreicher auf einem Sessel gefesselt und auf den Mann eingeschlagen haben. Nach einer weiteren Durchsuchung des Hauses flüchteten die Kriminellen. „Mit ein paar hundert Euro Bargeld und Schmuck“, wie die Vertreterin der Anklagebehörde zu Protokoll gab.

Das Opfer befreite sich nach einiger Zeit und erstattete Anzeige bei der Polizei. Der Leichtverletzte wurde medizinisch versorgt, er erlitt einen Schock. Im Rahmen der Verhandlung war der 43-Jährige am Montag nicht zu hören, herangezogen wurde vom Schöffengericht eine frühere Aussage des Mannes. Vom Vorwurf der versuchten schweren Nötigung im Zusammenhang mit der Home Invasion im Mostviertel wurden Erst- und Zweitangeklagter freigesprochen.

Erstangeklagter wegen anderer Delikte verurteilt

Der Erstangeklagte wurde wegen des Überfalls auf das Geldinstitut vom 16. Dezember 2022 im oberösterreichischen Leonding auch wegen schweren Bankraubs sowie versuchten Diebstahls und – aufgrund eines Geschehens in Linz aus dem Vorjahr – wegen der Entfremdung unbarer Zahlungsmittel, also Bankomat- oder Kreditkarten, verurteilt. Der Banküberfall vom vergangenen Dezember ist laut Staatsanwaltschaft ebenfalls „sehr hinterhältig und brutal“ verübt worden. Erbeutet wurden mit dem Einsatz einer Gaspistole rund 2.000 Euro. Eine Mitarbeiterin wurde zu Boden gestoßen und verletzt, die nunmehr 34-Jährige sei traumatisiert.