Grünsteinbeil nachgebaut
© ÖAI/ÖAW
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Wissenschaft

Steinzeitliche Werkzeuge im Praxistest

Forscher und Studierende werden Ende Juni im MAMUZ-Museum in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) Experimente mit nachgebauten Beilen durchführen. Diese halfen dem Menschen, sesshaft zu werden – wie genau, steht im Zentrum der Forschungsarbeiten.

Beile aus Grünstein sind schon lange ein Werkzeug des Menschen. Bereits vor etwa 12.000 Jahren wurden diese im Vorderen Orient eingesetzt. Unklarheiten gibt es aber immer noch. „Wir wissen, dass die Grünsteinbeile benutzt wurden, aber nicht wofür oder wie lange“, meint Laura Dietrich, die das Projekt im Rahmen ihrer Forschungen am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gemeinsam mit Studierenden und anderen Forschenden durchführt.

Dietrich zufolge revolutionierten geschliffene Steinbeile das Leben der Menschen in der Jungsteinzeit: „Sie ermöglichen eine der größten Veränderungen in der Geschichte der Menschheit. Den Übergang vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht.“ Erst Beile hätten großflächigen Ackerbau und dauerhafte Siedlungen mit massiver Holzarchitektur ermöglicht, so die Archäologin. Bisher wisse man aber nicht, ob die Werkzeuge alltäglich eingesetzt wurden oder eine spezielle Funktion hatten, etwa im rituellen Sinne.

Laura Dietrich mit Beil
© ÖAI/ÖAW
Laura Dietrich mit einem nachgebauten Grünsteinbeil

Weit gereistes Gestein

Drei Experimente mit nachgestellten Beilen sollen nun darüber Aufschluss geben. Das Forschungsteam wird mit den Werkzeugen Fleisch zerteilen, einen Kalksteinblock bearbeiten und einen Baum fällen. Im Anschluss will man die Nutzungsspuren an der Oberfläche der Steine mit jenen der Originalexemplare vergleichen. Einerseits per Hand durch präzise Analysemethoden, andererseits mit modernster Technik.

Sowohl von den Originalen als auch von den Repliken werden 3D-Modelle erstellt. Anhand von Programmen, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten, werden diese dann auch am Computer verglichen. Die KI soll im Zuge dessen auch lernen, einzuschätzen, wie lange und wofür die Beile verwendet wurden.

Als Vorbild für die nachgebauten Grünsteinbeile dienen Fundstücke aus UNESCO-Weltkulturerbe-Ausgrabungsstätten in der Türkei. Was die Beile neben ihrer revolutionären Wirkung besonders macht: Der dafür verwendete Grünstein stammte nicht aus der Region, sondern wurde teils mehrere hundert Kilometer weit transportiert. Grünstein galt offenbar als äußerst wertvoll. So wurden daraus gefertigte Werkzeuge auch immer wiederverwendet, wenn sie zu Bruch gingen.