„Im Fokus“

SuessCo: Wie Sensoren Brücken überwachen

Ob historische Gebäude oder Brücken – bei jedem Bauwerk können auf Dauer Risse entstehen. Viele Gebäude werden daher regelmäßig kontrolliert. Ein Unternehmen aus Herzogenburg (Bezirk St. Pölten) entwickelte Sensoren, die Risse automatisch dokumentieren können.

Die Hangbrücke Limberg-Maissau befindet sich an der Grenze zwischen dem Wein- und dem Waldviertel. Diese Brücke ist ein Beispiel für ein Bauwerk, an dem sogenannte 6D-Positionssensoren der Firma SuessCo angebracht sind. Jeder Sensor zeichnet rund um die Uhr auf und sammelt dabei wichtige Daten.

„Das ist der erste Sensor weltweit, der sechs Dimensionen messen kann. Was bedeutet das? Das sind Bewegungen in lineare Richtungen entlang der Achsen x, y und z sowie Verkippungen dazu. Damit kann man auf Haaresbreite genau messen, wie sich Positionen verändern. Das ist wichtig bei Maschinen, Brücken oder auch bei Gebäuden“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Ernst Windhör.

Herbert Heigl Ernst Windhör Geschäftsführer SuessCo Herzogenburg Risse
ORF
Herbert Heigl (li.) und Ernst Windhör (re.) sind zwei der drei Gründer von SuessCo. Sie wollen es mit den Sensoren ermöglichen, Gebäude und deren Veränderungen automatisch zu überwachen

Sensoren sollen Sichtkontrollen ersetzen

Bei den ÖBB sind die Sensoren aus Herzogenburg aktuell bei zwei Brücken in Niederösterreich im Einsatz. Bei der Hangbrücke Limberg-Maissau wurden sechs derartige Sensoren angebracht. „Aktuell ist es so, dass wir die Brückenlager regelmäßig mit unseren Brückenmeistern inspizieren“, erklärt Georg Gotthart, ÖBB-Anlagentechniker und für den Brückenbau zuständig. Mit den Sensoren habe man jetzt tagesaktuelle Messwerte. „Das ist ein großer Vorteil und erspart uns natürlich auch Kosten.“

Risslineal:

Das Risslineal wird über einen Riss gelegt und dort fixiert. Verändert sich ein Riss nach einiger Zeit, ist das anhand des Lineals sichtbar.

Risslineal Rissmeter Überwachung Riss Mauer
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Risse an Bauwerken händisch zu überwachen, ist gar nicht so einfach. Üblicherweise wird dabei ein sogenanntes Risslineal über einem Riss montiert. Wird dann der Riss nach einigen Monaten erneut kontrolliert, sieht man am Lineal, inwieweit es zu einer Veränderung gekommen ist. Die Firma SuessCo montiert über einem solchen Riss hingegen einen Sensor. Verbreitert sich ein Riss, bewegt sich der Referenzmagnet folglich mit.

„Dadurch kann der Sensor erfassen, wie weit der Riss aufgeht. Wenn man sich jetzt das Ganze zum Beispiel an einem Rolllager bei einer Brücke ansieht, dann hat man hier den Unterschied, dass die thermische Bewegung bei solchen Brücken viel höher ist. Das heißt, ich muss natürlich einstellen können, in welchem Bereich ist eine Bewegung in Ordnung und ab welcher Bewegung über den Tag will ich einen Alarm haben, weil ich darauf reagieren muss“, so Entwickler Roman Windl.

Sensoren werden ab Herbst in Serie produziert

In einem Computerprogramm werden alle Daten, die von den Sensoren gesammelt werden, auch übersichtlich dargestellt. Das Marktpotenzial sei groß, glaubt Geschäftsführer Windhör: „Nur im deutschsprachigen Raum Deutschland, Schweiz, Österreich sind 44.000 Brücken sanierungsbedürftig und sind somit ein Riesenmarkt. Weltweit ist es eine viel, viel größere Anzahl.“

Sensor Positionssensor Rissüberwachung
SuessCo
Die Sensoren senden laufend Daten. Dadurch lassen sich Rissveränderungen auch über längere Zeiträume dokumentieren

Neben Positionssensoren für Brücken stellt das Unternehmen aus Herzogenburg unter anderem auch GPS-Sensoren her, mit denen beispielsweise Kirchtürme überwacht werden können. Ab Herbst sollen die Sensoren in Serie produziert werden. Immerhin will man auch zügig wachsen.