Wirtschaft

Politisches Tauziehen um AMS-Landeschef

Die Geschäftsführung des AMS Niederösterreich ist nach wie vor vakant. Dabei hätte die Nachfolge des zur Landes-SPÖ gewechselten Sven Hergovich bereits im Mai feststehen sollen. Grund für die Verzögerung soll ein politisches Tauziehen um zwei Kandidatinnen sein.

„Aktuell noch nicht besetzt“ – steht auf der Homepage des AMS in der Liste der Landesgeschäftsführerinnen und -führer beim Punkt „Niederösterreich“. Seit Ende Jänner wird die Landesgeschäftsstelle mit etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern interimistisch von der gewählten Stellvertreterin, Sandra Kern, geleitet.

Dabei hätte der Dienstantritt eines neuen Landesgeschäftsführers bzw. einer neuen Landesgeschäftsführerin laut der Stellenausschreibung bereits am 1. Mai erfolgen sollen. Doch auch acht Wochen später heißt es auf Nachfrage von noe.ORF.at beim AMS Österreich: „Es wurde noch keine Entscheidung getroffen.“ Auch in der Landesgeschäftsstelle heißt es: „Mit Stand jetzt ist es offen.“

Zwei Drittel plus eine Stimme

Zuständig für die Entscheidung ist der Verwaltungsrat des AMS, der mit Mitgliedern der Bundesregierung sowie der Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen besetzt ist. Für die erstmalige Bestellung eines Landesgeschäftsführers braucht es eine Zweidrittelmehrheit plus eine Stimme des Gremiums. Sollte dort aber keine Entscheidung zustande kommen, würde die Causa an den zuständigen Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) weitergeleitet.

Die Nachfolge dürfte wohl zwischen Karmen Frena und Kern getroffen werden. Frena ist derzeit als Abteilungsleiterin in der Landesgeschäftsstelle für Analysen, Steuerung und Entwicklung zuständig und seit mehr als 20 Jahren beim AMS beschäftigt. Kern, die interimistische Leiterin, ist seit 2021 stellvertretende AMS-Landeschefin, saß zuvor für die Landes-ÖVP im Bundesrat und war Landesgeschäftsführerin des NÖAAB.

Entscheidung „längst überfällig“

Doch bisher konnten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter nicht einigen. Die Arbeitnehmervertreter favorisieren die parteilose Frena, die beim internen Hearing an erster Stelle gelegen sein soll. Die Arbeitgeberinnen bzw. das Land Niederösterreich wollen jedoch Kern durchbringen, die beim Hearing an vierter Stelle von sechs Kandidatinnen bzw. Kandidaten gelandet sein soll.

Die Causa wurde bereits einmal an den Wirtschaftsminister delegiert, um eine Entscheidung zu treffen. Doch Kocher gab die Angelegenheit an den Verwaltungsrat zurück – mit der Bitte, sich doch noch zu einigen. Gelingt das nicht, wäre das in Niederösterreich ein Novum, heißt es. Hört man sich unter den Beschäftigten des AMS Niederösterreich um, wäre eine Entscheidung jedenfalls „längst überfällig“. Im Alltag habe man sich an die Situation aber gewöhnt, „man lebt damit“.

Keine Deadline

Eine „Deadline“, bis wann die neue Führung gewählt sein muss, wurde laut AMS nicht definiert, immerhin gibt es eine bestellte Stellvertreterin. Über den Stand des Bestellungsverfahrens kann bzw. will das AMS keine Auskunft geben, „das ist eine interne Entscheidung“, heißt es. Die nächste Sitzung des Verwaltungsrates findet am Dienstag statt. Ob die Nachbesetzung auf der Tagesordnung steht, ist nicht bekannt.

Die Bewerbungsphase für die Landesgeschäftsführung des AMS Niederösterreich lief bis 20. März. Das monatliche Bruttogehalt beträgt derzeit 10.959,27 Euro. 14 Kandidatinnen und Kandidaten bewarben sich um die Stelle. Die Funktionsperiode läuft jedenfalls bis 30. Juni 2024. Danach endet die im AMS österreichweit festgelegte sechsjährige Periode für Führungsjobs sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene.