„Die Kunsthalle Krems spricht mit ihrem Programm gesellschaftsrelevante Themen an. Die Ausstellung sensibilisiert für Lebensrealitäten abseits der Heteronormativität und leistet einen Beitrag zur Akzeptanz einer bunten, vielfältigen Gesellschaft“, betonte Kurator Andreas Hoffer am Freitag bei einer Presseführung. Ocko erklärte, er habe keine schwerwiegenden Botschaften, es gehe um die Freude am Feiern und um pure Lebenslust.
Bird’s milk als Sinnbild für etwas Wundervolles
Im Mittelpunkt der Schau steht der nach der Pandemie entstandene Film „The Dawn Chorus“, der ein traumartiges Zusammenkommen der queeren Community zeigt, ausgehend von morgendlichem Vogelgesang bis zu einer körperbetonten Selbstdarstellung der tanzenden und feiernden Gemeinschaft.
Das Motiv des Vogels zieht sich als Metapher durch die ganze Ausstellung. In Anlehnung an Aristophanes ist die im Ausstellungstitel erwähnte Vogelmilch ein Sinnbild für etwas Wundervolles, das es in der Realität nicht gibt, wohl aber in der Vorstellung.
Während der Film in einem blauen Cube zu sehen ist, steht im Chor der Dominikanerkirche eine opulente Installation mit dem Titel „Spirits“, eine Art Pavillon mit zahllosen Cocktailgläsern und mit Resten von queeren Festen, arrangiert mit ungewöhnlichen Materialien wie Schmutz von der Tanzfläche, künstlichen Fingernägeln und Wimpern, altem Make-up und mit Puder bedecktem, faulem Obst.

Liebe und Wertschätzung stehen im Mittelpunkt
Im gesamten Raum verteilt sind leere Alkoholflaschen mit teils homophoben Aufschriften. Die Cocktailgläser sind mit aussagekräftigen Titeln und Gedichten versehen. Den Abschluss bildet der sprechende Animatronikpapagei Rudy mit paillettengeschmücktem Federkleid, der skurrile, sinnlose Sätze ebenso wie Aufgeschnapptes und Beschimpfungen repetiert.
Ausstellungshinweis
„Bird’s milk and other spirits“, von 1. Juli bis 29. Oktober 2023, Dominikanerkirche Krems, dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr
„Dieser neue, mit wertvollen persönlichen Erinnerungen aufgeladene Werkzyklus stellt queere Identitäten, die Liebe und die gegenseitige Wertschätzung in den Mittelpunkt“, heißt es auf der Website der Kunsthalle Krems.
Die Ausstellung lebt natürlich auch von der durchaus reizvollen Spannung zwischen der eindrucksvollen gotischen Architektur der ehemaligen Kirche und den doch weltlichen Inhalten der Schau. Damir Ocko, Jahrgang 1977, zählt zu den bedeutendsten kroatischen Künstlern seiner Generation, präsentierte Kroatien 2015 bei der Biennale in Venedig und war u. a. auch 2012/13 als „Artist in Residence“ in Krems zu Gast.