Ein abgelegenes Waldstück mitten in Alt-Nagelberg (Bezirk Gmünd) nahe der tschechischen Grenze diente bei der Übung Samstagnachmittag als Einsatzort. Das Szenario: Ein Auto bleibt aus unbekannter Ursache auf einem Bahnübergang der Waldviertler Schmalspurbahn stehen, ein herbeikommender Zug kann nicht mehr bremsen und prallt gegen das Auto. Rund 100 Meter schleift der Zug das Auto mit. Zufällig kollidiert das Fahrzeug noch mit einem Lkw, der für Waldarbeiten unterwegs war.
Ein wirklich sehr großer Zufall und dennoch auch im realen Leben möglich. Aus diesem Grund versammelten sich rund 250 Einsatzkräfte der Bezirksrettungskommandos des Roten Kreuzes Gmünd und Waidhofen a.d. Thaya, des tschechischen Rettungsdienstes sowie der Freiwilligen Feuerwehr Gmünd und anderer Einsatzorganisationen, um diesen „Ernstfall“ zu üben. Rund 50 Statistinnen und Statisten, teilweise mit Kunstblut beschmiert, spielten dabei leicht- und schwerverletzte Opfer. Schließlich sollte die Situation so realistisch wie möglich sein.
Zusammenarbeit zwischen Einsatzkräften entscheidend
Nach der Alarmierung dauerte es nur wenige Minuten bis die ersten Rettungs- und Feuerwehrkräfte, Notärztinnen und Notärzte am Einsatzort ankamen. Wie bei Unfällen im realen Leben, herrschte auch hier zu Beginn Chaos, Stress und Unsicherheit. Die Statistinnen und Statisten gingen in ihren Rollen auf und schrien und weinten um ihr Leben. Ein Patient nach dem anderen wurde von den Rettungskräften aus dem Zug transportiert.
Wichtig sei es, bei der Übung – genauso bei einem echten Notfall – erstmal Ruhe zu bewahren und die Lage zu sondieren, erklärte Einsatzleiter Daniel Tatzer vom Roten Kreuz Gmünd gegenüber noe.ORF.at: „Als Einsatzleiter ist man das Bindeglied zwischen der Leitstelle und dem Personal vor Ort. Man schaut, dass die Patientinnen und Patienten zielgerichtet in unmittelbarer Nähe versorgt und dann in umliegende Spitäler transportiert werden. Die Zusammenarbeit mit dem Team ist entscheidend. Besonders wenn es sich um unwegsames Gelände wie hier im Wald handelt“.
In dieselbe Kerbe schlägt Peter Bauer, stv. Feuerwehrkommandant der Feuerwehr Schrems (Bezirk Gmünd). Als Feuerwehr habe man in erster Linie die Aufgabe zu schauen, dass die Erstverletzten versorgt werden und man Hindernisse aus dem Weg räumt. Dabei stehe das Zusammenspiel mit dem Roten Kreuz im Vordergrund: „Damit das auch im Ernstfall immer alles reibungslos funktioniert, ist es wichtig, dass wir gemeinsam trainieren“.
Einsatzkräfte üben Zug-Verkehrsunfall
Unfälle zwischen Zügen und Autos sind in Niederösterreich keine Seltenheit, weshalb regelmäßig Rettungsübungen stattfinden. Genauso auch am Samstag in Altnagelberg im Bezirk Gmünd. Rund 250 Einsatzkräfte, auch aus Tschechien, und 48 Statisten waren mit dabei.
Gemeinsam trainiert wurde auch mit Spezialeinheiten der Krisenintervention, Sondereinheiten für Großunfälle und der österreichischen Rettungshundebrigade. In dem Szenario galten auch zwei Menschen als vermisst. Die Personen seien im Schock weggelaufen. Etwas, dass bei derartigen Unfällen öfters passiert. Deswegen müssten Suchhunde angefordert werden, wurde gegenüber noe.ORF.at. betont. „Wir trainieren mit den Hunden mehrmals die Woche, sie leben bei uns und werden auf solche Notfälle bestens trainiert“, so Sandra Dunkler von der Hundestaffel Heidenreichstein (Bezirk Gmünd).
Erste Übung mit tschechischer Rettung
Eine Premiere für das Bezirksrettungskommando Gmünd war die gemeinsame Übung mit dem tschechischen Rettungsdienst. „Im Alltag ist man eingespielt. Da haben wir alle Zugriff auf eine Software im Computersystem und können so gegenseitig schauen, ob die jeweiligen Rettungsdienste über genug Ressourcen verfügen. Für Notfälle können wir dann ausrücken und uns gegenseitig anfordern“, erklärte der Leiter des Verbandes der tschechischen Rettungsdienste Marek Slaby.
Nach drei Stunden wurde die Übung abgeschlossen. Alle „Patientinnen und Patienten“ konnten versorgt und der Bahnübergang von der Feuerwehr gänzlich geräumt werden, so das Fazit der Einsatzkräfte. Besonders deutlich habe sich gezeigt, wie entscheidend die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften bei so einem potentiellen Notfall sei, resümierten Harald Hofbauer, stv. Bezirksfeuerwehrkommandant und Reinhard Grubeck, Bezirksrettungskommandant des Roten Kreuzes aus Gmünd.