Dorfstetten zählt zwar nur 566 Einwohnerinnen und Einwohner, doch das genügt um gemeinsam mit viel Engagement und Spiritualität alle sechs Jahre die Passion Christi als Freiluftspektakel auf die Bühne zu bringen. 250 Personen sind an den Passionsspielen heuer beteiligt, davon 120 als Darstellerinnen und Darsteller. Knapp jeder zweite Dorfstettner ist für die Passionsspiele im Einsatz, knapp jede Fünfte steht selbst auf der Bühne.
Die Hauptrolle des Jesus Christus ist heuer doppelt vergeben, einmal an den Straßenmeister Josef Höbart und einmal an den Dorfbäcker Gerhard Göbl. Letzterer sei besonders prädestiniert für die Rolle, heißt es im Dorf, lauten doch die biblischen Verse seiner Rolle unter anderem so: "Ich bin das Brot des Lebens.“
Vorbild Oberammergau
Seit 1990 werden in Dorfstetten alle sechs Jahre die Passionssiele aufgeführt, die turnusmäßige Aufführung 2020 musste Covid-19-bedingt abgesagt werden und wird heuer nachgeholt. Die Inspiration für eigene Passionsspiele entstand während einer Reise zu den weltbekannten Passionsspielen im bayerischen Oberammergau, wo das gesamte Dorf seit 1634 die letzten Tage Jesu alle zehn Jahre mit großem Aufwand aufführt. In Dorfstetten fanden nach zweijähriger Vorbereitung 1990 die ersten eigenen Spiele statt, 1996 wurde ein sechsjähriger Zyklus beschlossen.
Ziel sei die Botschaft Christi in die Welt zu tragen. Neben den schauspielerischen Vorbereitungen stehe deshalb auch die intensive Bibelbeschäftigung im Fokus, heißt es von den Mitwirkenden. „Es wird viel über die Heilige Schrift gesprochen“, erzählt ein Mitwirkender.
Neue Fassung in Text und Bühnenaufbau
Auch das Kostüm muss für die insgesamt elf Vorführungen im Juli und August intakt bleiben. „Ich packe die Sandalen in einen Karton, alle sechs Jahre hole ich diesen hervor. Damit bleiben die Sandalen wie neu“, berichtet ein Schauspieler.
2023 werde das Passionsspiel in Text und Bühnenaufbau neu gestaltet, heißt es in einer Ankündigung. Auch Livemusik und Gesang sollen die Leidensgeschichte Jesu heuer noch eindringlicher vermitteln und zu Reflexion anregen, wie es heißt.