„Der Stehkalender ist einfach praktisch. Heute hast du am Laptop 17 Tabs offen, aber wenn jemand nach einem Termin fragt: Ein kurzer Blick auf den Kalender genügt“, erklärt Balázs Schallenberg. Er und seine Kollegin Julie Steinschaden führen das Familienunternehmen gerade in fünfter Generation weiter. Die Herausforderung dabei ist es, eine langjährige Tradition mit neuen Ideen und Möglichkeiten zu vereinen.
Ein Unterfangen, das schwieriger ist, als vielleicht vermutet. Immerhin werden jedes Jahr bis zu 12 Millionen Kalender von den Kalendermachern hergestellt. Beinahe alle Exemplare werden in Österreich verkauft. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kalender nicht von uns ist, ist sehr gering“, so Schallenberg.
Bedürfnis nach analoger Auszeit
Dass Kalender selbst nach über hundert Jahren und trotz der Digitalisierung so gefragt sind, liege den Kalendermachern zufolge an seiner Schlichtheit. Viele Menschen hätten heutzutage ein regelrechtes Bedürfnis nach einer „analogen Auszeit“, die der Kalender bereitzustellen vermag.
„Je moderner und schneller die Zeiten werden, desto mehr brauchen die Leute auch Zeit für sich selbst, um ihre Gedanken zu ordnen“, so Schallenberg. Viele große Unternehmen würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle möglichen Kalender und Notizbücher zu Verfügung stellen, da das Schreiben auf Papier nachweislich die Kreativität und Fantasie fördere, ergänzt er.
Der Kalender im Wandel der Zeit
In den letzten Jahren hätte sich aber so einiges verändert, vor allem in der Produktion und der Vielfalt der Kalender. Die Verfahren werden schneller, die Technologien abwechslungsreicher. Noch vor hundert Jahren, als das Unternehmen von Urgroßmutter Louise Pitschinger gegründet wurde, sah das ganz anders aus: Eine alte Heidelberg-Stanze zeugt noch heute von einer Zeit, in der analoge Kalender auch noch gänzlich analog hergestellt wurde. Die Maschine kommt noch heute zum Einsatz.
Gleich daneben steht jedoch das neue „Spielzeug“ von Schallenberg und Steinschaden: ein Laser, der jegliche Motive nach Belieben auf die Kalender schießt. „Wir sind aktuell die einzigen in Österreich, die Kalender auf diese Weise herstellen“, ergänzt Steinschaden. Das mache die beiden Väter der Kalendermacher besonders stolz, erzählt er. Immerhin liegt es nun an den kreativen Köpfen der jungen Generation, die besondere Geschichte des Kalenders aus Spillern weiterzuschreiben.