Politik

Kurze Amtszeit für jüngsten Bürgermeister

Florian Hofmann (ÖVP) war diese Woche mit 23 Jahren nicht nur Österreichs jüngster Bürgermeister, sondern auch der kürzestdienende. Wenige Stunden nach seiner Angelobung trat die SPÖ-Fraktion von Pernersdorf (Bezirk Hollabrunn) zurück, nun steht eine Neuwahl an.

Erst am Montagabend war Hofmann als neuer Bürgermeister von Pernersdorf angelobt worden. Am Dienstagnachmittag erklärte die SPÖ in einer Aussendung den sofortigen Rücktritt ihrer Gemeinderatsmandatare. Im Pernersdorfer Gemeinderat sind nur ÖVP und SPÖ vertreten, die SPÖ hält sieben Mandate, die ÖVP zwölf. Nach dem Rücktritt der sozialdemokratischen Fraktion steht in der Gemeinde eine Neuwahl an.

Die SPÖ zeigte sich in einer Aussendung unzufrieden mit der Wahl des Bürgermeisters und dessen Stellvertreterin Daniela Brunner (ÖVP). Der aktuelle Bürgermeister sei mit seinen 23 Jahren zu unerfahren, deshalb hätte die SPÖ ihm einen „erfahrenen Politiker“ zur Seite stellen wollen, hieß es. Die Rede ist von Erwin Kasper (SPÖ), der – mit Unterbrechung – seit 25 Jahren im Pernersdorfer Gemeinderat tätig ist.

Pernersdorfer Bürgermeister Florian Hofmann
Gemeinde Pernersdorf
Florian Hofmanns Amtszeit als jüngster Bürgermeister sollte nicht lange dauern

ÖVP: Jugend und Frauenagenden im Fokus

Die mit absoluter Mehrheit regierende ÖVP wünschte sich neben dem neuen Bürgermeister eine Frau an der Spitze. Da Brunner gegenwärtig die einzige Frau im Gemeinderat ist, fiel die Wahl auf sie.

Kurzzeitbürgermeister Hofmann sagte, Ziel sei gewesen, den jungen Menschen und Frauen mehr Stimme zu geben. Er bedaure, dass man sowohl Frauen als auch die Jugend stets dazu ermutige, sich politisch starkzumachen, ihnen dann jedoch nicht die Chance gebe, sich zu beweisen.

SPÖ: Qualifikation unzureichend

„Wir halten die Qualifikationen der beiden Funktionäre nach wie vor als nicht ausreichend“, hieß es hingegen in dem Schreiben der Pernersdorfer SPÖ. An der Bürgermeisterwahl habe sich die SPÖ nicht beteiligt und sieben ungültige Stimmen abgegeben, da man auf den vorgeschlagenen Kompromiss nicht eingehen wollte, hieß es gegenüber noe.ORF.at. „Wenn die SPÖ den Vizebürgermeister zugestanden bekommen hätte, hätten wir uns an der Wahl beteiligt“, sagte Kasper.

Bereits im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am Montag hatte die SPÖ kritisiert, dass es bei der ÖVP unlängst zu innerparteilichen Rochaden gekommen war. Die SPÖ warf der Volkspartei „Parteibuchpolitik“ statt „Sachpolitik“ vor. Die wesentlichen Mandatare seien nicht mehr dieselben wie bei der letzten Wahl 2020, erklärte die SPÖ. ÖVP-Bürgermeister Hofmann wies den Vorwurf zurück: „Kasper ist selbst erst kürzlich nachgerückt. Er war auf Listenplatz Nummer acht bei sieben Mandaten“, so der scheidende Kurrzeitbürgermeister.

Neuwahl im Herbst denkbar

Noch läuft eine Frist von acht Tagen, in der die SPÖ von ihrem Rücktritt zurücktreten kann. Das ist laut SPÖ allerdings unwahrscheinlich, zu dringend sei der Handlungsbedarf, wurde betont. Die Zuständigkeit liegt nun bei der Landesregierung, die den Gemeinderat auflösen und danach eine Neuwahl koordinieren muss. Diese sei kommenden Herbst denkbar, hieß es, und damit knapp eineinhalb Jahre vor der nächsten regulären Gemeinderatswahl.