In Niederösterreich wurden mit Ende Juni 2023 5.464 Lehranfängerinnen und -anfänger gezählt. Laut Wirtschaftskammer Niederösterreich sind das um 114 Menschen mehr als Ende Juni des Vorjahres bzw. um 265 Jugendliche mehr als im Juni 2019. Landesweit absolvieren derzeit 16.152 junge Menschen eine Lehre, die meisten von ihnen (7.600) kommen aus der Sparte Gewerbe und Handwerk.
Von einem Boom spricht sogar Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer. Laut der Unternehmerin aus Pöchlarn (Bezirk Melk) erfahren vor allem die technischen Berufe von IT über Mechatronik bis Elektrotechnik großen Zulauf: „Es gibt die Lehrlinge, gerade in diesen Branchen haben wir zehn bis 15 Prozent Zuwächse.“
Österreichweit begannen im Vorjahr 35.000 Jugendliche eine Lehre. „Das ist seit mehr als zehn Jahren ein Rekord. Die Tendenz ist weiter steigend, aber letztlich sind es trotzdem noch zu wenig.“ 8.000 Lehrstellen seien nach wie vor offen. Renate Scheichelbauer-Schuster wünscht sich, „dass kein junger Mensch von den Eltern getrieben wird, nur aus Prestigegründen eine Matura zu machen.“
Talentecheck gefordert
Stattdessen soll jeder und jede vor der Berufswahl einen Talentecheck absolvieren, der von den Wirtschaftskammern in ganz Österreich angeboten wird, um herauszufinden, welcher der richtige Beruf ist, plädiert Scheichelbauer-Schuster und verweist auf die Jobchancen: „Zuletzt stiegen die Arbeitslosenzahlen wieder in fast allen Bereichen leicht an, außer in den Bereichen mit einem Lehrabschluss.“
Für die positive Entwicklung führt die Spartenobfrau exemplarisch die sogenannten „Green Jobs“ an, die bei Jugendlichen ein besonders gutes Image hätten. Doch auch in diesem Bereich würden Lehrlinge gesucht. Und was die Elektrotechnik-Unternehmerin besonders freut: Gerade in den technischen Berufen nehme die Zahl der weiblichen Lehrlinge exponentiell zu.