Wirtschaft

OMV meldet größten Gasfund seit 40 Jahren

Die OMV hat bei Bohrungen in Wittau (Bezirk Gänserndorf) die größten förderbaren Gasressourcen seit 40 Jahren gefunden. Mit den Vorkommen könne die OMV die jährliche Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent steigern, heißt es. Die Förderung soll 2025 starten.

Der heimische Öl- und Gaskonzern gab am Freitag einen Gasfund in Wittau, einem Ortsteil von Groß-Enzersdorf, bekannt. „Wir haben seit fünf Monaten Explorationsbohrungen in Wittau in Niederösterreich gemacht“, sagte OMV-Chef Alfred Stern im Gespräch mit der APA. Der Fund wurde nun bestätigt, es handle sich dabei um den größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren.

Die förderbaren Ressourcen schätzt die OMV auf 48 Terawattstunden (TWh), das entspreche rund 28 Millionen Fass Öläquivalent. „Wir können damit die jährliche Gasproduktion der OMV in Österreich um circa 50 Prozent steigern“, so Stern. Die OMV plant den Bau einer Pipelineanbindung an ihre Gasanlage in Aderklaa (Bezirk Gänserndorf), rund zehn Kilometer vom Fund entfernt.

Die Gasförderung soll im ersten Quartal 2025 starten. Insgesamt werden in Österreich derzeit pro Tag rund 16.000 Barrel Öl und Gas gefördert, 50 Prozent davon entfallen auf Gas.

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Fünf Monate lang hat die OMV in Wittau gebohrt, nun ist sie fündig geworden

Stern: Gas als „Brückentechnologie“ notwendig

Angesichts der Klimakrise will die OMV bis 2050 klimaneutral werden, dazu soll der Unternehmensfokus in Zukunft vor allem auf nachhaltigen Treibstoffen und Chemikalien liegen statt wie bisher auf der Erdöl- und Erdgasförderung. Dennoch baut die OMV ihre Gasförderung weiterhin aus. „Wir sind uns bewusst, dass wir aus fossilen Energieträgern nicht über Nacht aussteigen können, es braucht eine Transformation“, sagte Stern.

Gas spiele hier eine zentrale Rolle als „Brückentechnologie“, weil es einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als andere fossile Energieträger habe. Kritik am Ausbau der OMV-Gasförderung kommt dabei immer wieder von Umweltschutzorganisationen und NGOs, zuletzt etwa von Greenpeace und ATTAC.

Schwaches erstes Halbjahr

Die Bilanz über das erste Halbjahr 2023 fiel bei der OMV allerdings wenig erfreulich aus. Der Konzernumsatz sank um 35 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis (CCS) verringerte sich um 41 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel um 69 Prozent auf rund 770 Millionen Euro.

„Das erste Halbjahr war ereignisreich“, sagte Stern und verwies auf sinkende Rohstoff- und Energiepreise und kleinere Gewinnmargen, auch das Konsumwachstum sei eingeschränkt. „Das hat unser Geschäft im ersten Halbjahr natürlich maßgeblich beeinflusst“, so der CEO. Das Ergebnis sei dennoch ein sehr gutes, wenn auch nicht mehr auf dem Rekordniveau des Vorjahres.

OMV unterzeichnet LNG-Liefervertrag mit BP

Die OMV erwartet für 2023 einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis zwischen 75 und 80 US-Dollar pro Fass, bisher war man von einem Ölpreis von mehr als 80 Dollar (rund 72 Euro) ausgegangen (2022: 101 Dollar/Barrel). Der durchschnittlich realisierte Gaspreis für heuer wird bei rund 30 Euro je Megawattstunde (MWh) erwartet (vorherige Prognose: rund 35 Euro/MWh, 2022: 54 Euro je MWh). Die THE-Preisprognose (für den virtuellen Handelsplatz in den Niederlanden) liegt bei rund 40 Euro je MWh. Für 2023 wird eine OMV-Raffinerie-Referenzmarge in Europa zwischen acht und zehn Dollar pro Fass erwartet (2022: 14,7 Dollar).

Weiters habe die OMV einen langfristigen Liefervertrag für Flüssigerdgas (LNG) mit BP unterzeichnet. Der Vertrag läuft ab 2026 für zehn Jahre und sieht die Lieferung von bis zu einer Million Tonnen LNG pro Jahr vor. Über den LNG-Terminal im niederländischen Rotterdam soll das Flüssigerdgas nach Europa kommen und dann über Pipelines auch nach Österreich weiterverteilt werden. Der Vertrag sei „ein weiterer Baustein“ in der Diversifizierung des Gaseinkaufs der OMV.

OMV findet Gasfeld in Niederösterreich

Im Bezirk Gänserndorf hat die OMV jetzt ein Gasfeld entdeckt. Es ist der größte Fund in Österreich seit 40 Jahren.

„Neptun Deep“ im Schwarzen Meer soll kommen

Für das lange verzögerte Erdgasförderprojekt „Neptun Deep“ im Schwarzen Meer hat die OMV im Juni endgültig grünes Licht gegeben. Die zuständige OMV-Tochter Petrom erarbeitet aktuell gemeinsam mit dem Partner den „Field Development Plan“, der in weiterer Folge von den rumänischen Behörden genehmigt werden muss. „Wir haben gute Fortschritte gemacht und meinen, dass wir dort bis 2027 die Produktion starten können“, sagte der OMV-Chef. Die Investitionssumme liegt in den nächsten Jahren bei vier Mrd. Euro, auf die OMV Petrom entfallen davon rund zwei Mrd. Euro.

Zur möglichen Fusion der Chemiegeschäfte von Borealis und Borouge hielt sich Stern noch bedeckt. Die OMV und die Abu Dhabi National Oil Co (ADNOC) streben eine engere Zusammenarbeit der OMV-Tochter Borealis und des OMV-ADNOC-Joint-Venture Borouge an, durch eine Fusion könnte ein Konzern mit zweistelliger Milliardenbewertung entstehen – mehr dazu in OMV und ADNOC prüfen Chemiefusion (wien.ORF.at; 14.7.2023). Wann es eine Entscheidung geben wird, wollte der OMV-Chef aufgrund der laufenden Verhandlungen nicht sagen.

„Die Idee ist, dass wir gemeinsam mit der ADNOC ein globales Polyolefin-Powerhouse bauen“, es gehe also nicht um die gesamte Chemie. Ziel sei es, als „gleichberechtigte Partner eine gemeinsam kontrollierte und börsennotierte Plattform für unser Polyolefin-Geschäft zu schaffen“. Die Borouge-Börsennotierung aus dem vergangenen Jahr „wollen wir gerne aufrechterhalten“, sagte Stern, Genaueres sei allerdings Gegenstand der Verhandlungen. Polyolefine sind Kunststoffe, die in Verpackungen, im Automobilbau und im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen.

Förderrückgänge durch Wegfall der Russland-Produktion

Die OMV plant für heuer organische Investitionen in Höhe von rund 3,8 Milliarden Euro nach 3,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Gesamtproduktion der OMV wird heuer voraussichtlich auf rund 360.000 Fass pro Tag zurückgehen (2022: 392.000 Fass pro Tag), vor allem weil die russische Produktion nicht mehr als Eigenproduktion ausgewiesen wird. Daneben gebe es natürliche Förderrückgänge in Norwegen und Rumänien. Der Auslastungsgrad der Raffinerien wird auf etwa 80 Prozent geschätzt.

IG Windkraft: Energiemenge von 100 Windrädern

Der auch für Rohstoffe zuständige Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßte den Fund. „Der Gasfund in Niederösterreich hilft, die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren“, sagte er laut einer Aussendung am Freitag. Laut der Interessenvertretung IG Windkraft entspricht die Energiemenge des Erdgasfundes ungefähr jener Menge, die 100 Windräder erzeugen. Sie forderte die OMV auf, in erneuerbare statt in fossile Energie zu investieren und das Erdgas im Boden zu belassen.