Schnitzer Christian Fahrenberger
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„Menschen im Blickpunkt“

Pandemie-Aufarbeitung mit Holzskulpturen

Das Leben hatte für Christian Fahrenberger aus Ybbsitz (Bezirk Amstetten) zahlreiche Hürden und Wendungen parat. Eines aber begleitete ihn immer, sozusagen als Anker: seine Leidenschaft für die Holzschnitzerei. In dieser fand auch die Pandemie ihren Niederschlag.

Christian Fahrenberger war dreißig Jahre lang erfolgreicher Projektleiter in der Baubranche, ehe er in den Pflegeberuf wechselte. Der tägliche Druck und Stress habe sein Leben dominiert, erzählt er, der Umstieg in den sozialen Beruf sei die für ihn logische Konsequenz gewesen. Eine für sich schon außergewöhnliche Wendung, aber bei dem Ybbsitzer kommt noch eine Leidenschaft dazu: die Holzschnitzerei.

In seinem Heimatort, idyllisch im Wald neben dem Prollingbach gelegen, baute Fahrenberger sich vor zwölf Jahren ein Atelier auf. Die teils lebensgroßen Skulpturen vor dem kleinen Holzhaus haben ihren Zweck erfüllt – die Zufriedenheit ihres Schnitzers.

Schnitzer Christian Fahrenberger
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Christian Fahrenberger beim Schnitzen in seinem Atelier

„Schnitze was ich will, wann ich will, wie ich will“

Jetzt werden die Skulpturen der Natur zurückgegeben. Sie sind zum Teil von Pflanzen überwuchert und können verrotten, denn zum Verkauf gedacht sind sie nicht. „Wenn jemand kommt und mir ein Werkstück abkaufen will, freut mich das natürlich. Aber es beeinflusst meine Arbeit nicht. Ich schnitze, was ich will, wann ich will und wie ich will – aber ohne den Druck eines Auftrages zu haben. Das ist für mich die Freiheit der Kunst“, so Fahrenberger.

Fahrenberger arbeitet mit jeder Art von Holz, am liebsten aber mit der Zirbe, weil sie, wie er sagt, „Charakter hat“. Das Gerät dafür kann unterschiedlich sein, von der Motorsäge für große Skulpturen bis zum feinen, nur Millimeter durchmessenden Schnitzmesser für Krippenfiguren, die im Übrigen jetzt im Hochsommer entstehen, denn im Winter müssen sie fertig sein. Dann verkauft er sie, aber: „Was ich an Arbeit hineinstecke, bekomme ich nie zurück. Das sind fast Geschenke im Vergleich zu dem Aufwand, den eine solche Figur erfordert“, erzählt er.

Menschen im Blickpunkt Schnitzer Christian Fahrenberger
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Zum Verkauf sind die Skulpturen in Fahrenbergers Garten nicht

Künstlerische Aufarbeitung der Pandemie

Oberhalb der Werkstätte richtete der Ybbsitzer eine Ausstellung seiner Werke ein und da fällt eines auf: Das Coronavirus beeinflusste seine Arbeit. Da sitzt etwa ein junges Mädchen wie eingesperrt in einem Kreis, der das Virus darstellt. Oder man findet geschnitzte Hände, zwischen denen eine Mauer steht (Bild ganz oben).

Fahrenberger war während der Pandemie an seinem Arbeitsplatz, dem Pflege- und Betreuungszentrum Mauer, auf einer Covid-19-Station tätig und dort mit all den „Verrücktheiten dieser Zeit“ konfrontiert, wie er sagt. „Ich bin einer, der den Handschlag braucht, das war plötzlich verboten und ist bis heute mit Abwehrhaltungen verbunden. Die Jugend war eingesperrt. Wir als Pfleger wurden zuerst gefeiert und nur wenig später fast ausgebuht. All das hat in meiner Arbeit Einzug gefunden und sie stark geprägt“, betont er.

Jede freie Minute verbringt Fahrenberger in seinem Atelier. Die Arbeit hier sei Ausgleich und innerer Auftrag zugleich, sagt er. Die Ergebnisse sind gegenständlich, aber höchst unterschiedlich. Und in keine Schublade zu pressen: „Ich nehme mir meine Freiheit, das ist die Freiheit der Kunst.“