Chronik

Gequältes Kind: Kommission nimmt Arbeit auf

Im Fall des zwölfjährigen Kindes, das von seiner Mutter im Waldviertel gequält worden sein soll, hat das Land am Freitag die Expertenkommission präsentiert. Die Leitung übernimmt die Kinder- und Jugendanwältin des Landes, Gabriela Peterschofsky-Orange.

Die sechsköpfige Gruppe soll schon nächste Woche ihre Arbeit aufnehmen. Neben der Kinder- und Jugendanwältin sind auch Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin des Kinderschutzzentrums möwe, Kinder- und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer sowie jeweils ein Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe, der Bildungsdirektion und der Landesgesundheitsagentur Teil der Kommission.

Das Kind aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya war im November 2022 in lebensbedrohlichem Zustand ins Spital eingeliefert worden. Die Mutter wurde wegen Verdachts des versuchten Mordes festgenommen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Krems laufen noch, hieß es auf Anfrage von der Anklagebehörde. Eine sofortige Prüfung der internen Abläufe nach Bekanntwerden des Falls hat ergeben, dass „alle Vorgaben eingehalten wurden“, wie die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrätin am Freitag erneut betonte.

Mögliche Versäumnisse von Behörden im Fokus

Die Kommission „Kinderschutz“ soll nun Spekulationen, laut denen es Versäumnisse bei offiziellen Stellen gegeben haben könnte, nachgehen und mögliche Verbesserungen in der Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen empfehlen. „Die Expertinnen und Experten sollen den Fall beleuchten und darüber hinaus Vorschläge erarbeiten, wie Kinderschutz systemübergreifend bestmöglich sichergestellt werden kann“, sagte die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).

Vor der geplanten Vorstellung von Ergebnissen Anfang 2024 soll es keine Zwischenberichte geben, damit die Kommission in Ruhe arbeiten könne, erklärte Königsberger-Ludwig. Zu den Kosten hieß es, dass die Vorsitzende und die drei Mitarbeitenden aus der Kinder- und Jugendhilfe, von der Bildungsdirektion und der Landesgesundheitsagentur die Arbeit während ihrer Dienstzeit erledigen, die übrigen Mitglieder erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Kommission arbeitet unter Verschwiegenheitspflicht

Zum Fall selbst gab es mit Hinweis auf das laufende Verfahren der Justiz und den Daten- bzw. Opferschutz weiterhin keine Informationen. Das Kindeswohl sei das oberste Prinzip, betonte Königsberger-Ludwig. Informationen, die Rückschlüsse auf die betroffenen Personen zulassen könnten, könnten daher nicht veröffentlicht werden. Auf die im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschriebene Verschwiegenheitspflicht berief sich die Landesrätin auch bei einer Anfrage der Grünen in der Causa, was diese Woche für Kritik der Partei sorgte.

Ulrike Königsberger-Ludwig
ORF
Landesrätin Königsberger-Ludwig erwartet sich von der Kommission Vorschläge, wie Kinderschutz systemübergreifend bestmöglich sichergestellt werden kann

Die beschuldigte Mutter soll ihren Sohn von Anfang September bis November 2022 u. a. geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in eine Hundebox eingesperrt haben. Zudem soll sie das Kind hungern lassen haben. Der Bub hatte am 23. November 2022 nur mehr eine Körpertemperatur von 26,8 Grad und lag im Koma. Eine Sozialarbeiterin soll die Rettung gerufen haben. Das Kind wurde in eine Klinik gebracht.

Gesundheitszustand verbessert

Sein Gesundheitszustand hat sich laut Polizei inzwischen verbessert. Laut Medienberichten sollen Krankenhauspersonal und eine Lehrerin zuvor Behörden informiert haben. Zudem soll das Kind von der Polizei aufgegriffen worden sein, als es in Supermärkten Essen gestohlen habe.

Die Mutter sitzt seit Herbst 2022 in Krems in Untersuchungshaft. Gegen die Frau wird wegen versuchten Mordes, Quälens und Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen und Freiheitsentziehung ermittelt. Anfang März wurde zudem eine 40-Jährige festgenommen. Die in U-Haft sitzende Frau soll der Mutter laut Medienberichten Anweisungen zum Quälen des Kindes gegeben haben. Ermittelt wird auch gegen einen Polizisten, der der 40-Jährigen bei der Verschleierung ihrer Taten geholfen haben soll.