Eröffnung von Allegro Vivo 2023 im Stift Altenburg
Schewig Fotodesign
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Kultur

Allegro Vivo setzt auf „Metamorphosen“

Das Kammermusikfestival Allegro Vivo steht heuer unter dem Generalthema „Metamorphosen“. Im Stift Altenburg (Bezirk Horn) fand am Wochenende das Eröffnungskonzert statt. Bis 17. September gibt es 50 Konzerte an 25 Spielorten.

Beim Eröffnungskonzert am Sonntag in der barocken Bibliothek von Stift Altenburg (Bezirk Horn) standen dreierlei musikalische Erlebnisse der Verwandlung auf dem Programm. Der künstlerische Leiter Vahid Khadem-Missagh „dirigierte die Academia Allegro Vivo einmal mehr mit begeisternder Verve“, schreibt der Kulturkritiker Ewald Baringer in der Austria Presse Agentur (APA).

Vom Vorbild der Wiener Klassik löste sich der 14-jährige Felix Mendelssohn-Bartholdy mit seiner Streichersymphonie Nr. 10 h-moll. Sein Jugendwerk stand am Anfang des Konzerts, dessen Abschluss ein Spätwerk von Richard Strauss – die Metamorphosen für 23 Solostreicher – bilden sollte: ein Bogen vom jugendlichen Aufbruch zum resignativen Abgesang in harmonischer Überfülle.

Eröffnung von Allegro Vivo 2023 mit Vahid Khadem Missagh Johannes Berauer und Christian Bakanic
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Der Komponist Johannes Berauer (M.) mit dem Festivalleiter Vahid Khadem-Missagh (l.) und dem Akkordeonisten Christian Bakanic (r.)

Über die immense Beschleunigung des Lebens auf der Erde

Als Mittelstück vor der Pause gelangte ein Auftragswerk des 43-jährigen österreichischen Komponisten Johannes Berauer zur Uraufführung. „Change over time“, ein dreisätziges Konzert für Violine, Akkordeon und Streichorchester, symbolisiert mit musikalischen Mitteln die immense Beschleunigung in der Entwicklung der Welt und bezeugt darüber hinaus Berauers handwerkliches Können.

Sendungshinweis

Das Eröffnungskonzert überträgt Ö1 am 31.8. um 19.30 Uhr, Radio NÖ am 5.11. um 20.00 Uhr. Das Abschlusskonzert wird von Ö1 am 30.9. um 15.05 Uhr gesendet, von Radio NÖ am 19.11. um 20.00 Uhr.

Stilistisch mit allen Wassern gewaschen, lässt er die Streicher passagenweise wie eine Bigband klingen, holt maximale Spannung aus zunächst minimal scheinenden Effekten und fordert nicht zuletzt Orchester wie Solisten (an der Violine Khadem-Missagh, dessen beseelte und animierende Leitung der Wiedergabe zugute kam, und Christian Bakanic am Akkordeon) zu präzisem Zusammenspiel.

Berauer: „Es ist höchste Zeit, um zu handeln“

„Change over time“ war ein Auftragswerk von Allegro Vivo. „Mich hat nicht nur die Veränderung interessiert, sondern auch die Geschwindigkeit dieser Veränderung“, sagt Johannes Berauer im Gespräch mit noe.ORF.at. „Der Titel symbolisiert die Entwicklung der Menschheit – und den Klimawandel“, sagt der Komponist, der seit 2015 Professor für Jazzkomposition an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt ist.

„Die Umweltzerstörung geht in rasantem Tempo voran. Mit meiner Musik möchte ich diese Beschleunigung erfahrbar machen“, so der aus Oberösterreich stammende Komponist. Hat er Angst vor der Zukunft? „Ich bin kein Glaskugelleser und versuche positiv zu bleiben. Aber es gibt Prognosen, die nicht so prickelnd sind. Ich glaube, dass es höchste Zeit ist, tatsächlich etwas zu verändern, zu handeln und eine Trendwende einzuleiten. Denn sonst kann das für Menschheit tatsächlich nicht gut ausgehen.“

„Moonlight Serenade“ und Musik auf einer „Klanginsel“

Die nächsten Veranstaltungen des Festivals Allegro Vivo: „Musik und Wort“ im Schüttkasten von Schloss Harmannsdorf mit Werken von Johann Sebastian Bach und Texten aus Quellen der Hochreligionen (8. August, 19.00 Uhr), eine „Moonlight Serenade“ am Stadtsee von Horn (ebenfalls 8. August, 21.00 Uhr) und eine „Klanginsel“ im Wasserschloss Brunn am Wald (10. August). An dieser „Klanginsel“ wird eine Auswahl aus den mehr als 500 internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Meisterkurse, zu deren Dozententeam u.a. der Cellist Matthias Bartolomey, der Sänger Wolfgang Bankl oder die Pianistin Elisabeth Leonskaja zählen.