Religion

Neuer Propst bittet „um Entschuldigung“

Am Mittwoch hat sich der neue Propst des Stiftes Klosterneuburg der Öffentlichkeit präsentiert. Anton Höslinger übernimmt die Leitung nach turbulenten Jahren, in denen auch Missbrauchsfälle aufgearbeitet wurden. Für die Vergangenheit bat er um Entschuldigung.

Anton Höslinger sei am Montag „sehr überzeugend“ zum neuen Propst des Augustiner-Chorherren Stifts Klosterneuburg gewählt worden, betonte am Mittwoch der bisher als Administrator tätig gewesene Prälat Maximilian Fürnsinn. Für die kommenden drei Jahre werde auch ein Päpstlicher Assistent eingesetzt, erwähnte der Päpstliche Delegat Bischof Josef Clemens, zuletzt interimistischer Leiter des Klosters. Mit der Annahme der Wahl durch den neuen Propst seien ihre Aufgaben beendet.

Das Stift hat turbulente Zeiten hinter sich. Fürnsinn war seit Sommer 2021 Administrator. Der deutsche Kurienbischof Clemens wurde im November desselben Jahres als Delegat ernannt. Die Beauftragung des früheren engen Mitarbeiters von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., erfolgte nach einer Apostolischen Visitation des Stifts im Sommer 2020, bei der es auch um Missbrauchsvorwürfe gegangen war.

Höslinger will „mit Schwung in die Zukunft“

Höslinger bat in einem Pressegespräch am Mittwoch „um Entschuldigung“. Er hielt auch fest, dass der Schlussbericht des Delegaten „viel Schmerzliches“ enthalte. Im Blick nach vorne verwies der auf zehn Jahre gewählte Propst darauf, dass im Stift viele Ressourcen da seien. Die sollten im Hinblick auf ein geistliches Zentrum genützt werden.

Neuer Propst Stift Klosterneuburg Anton Höslinger
Stift Klosterneuburg/Hanzmann
Der neue Propst Anton Höslinger (re.) trat am Mittwoch mit dem als Administrator tätig gewesene Prälat Maximilian Fürnsinn (m.) und dem Päpstlichen Delegaten Bischof Josef Clemensvor die Presse

Nicht zuletzt sei eine „sehr gute wirtschaftliche Basis“ vorhanden. In die Zukunft solle es „mit Schwung“ gehen, so Höslinger. Ein Termin für seine Weihe steht noch nicht fest. Er sei „der einzige (im Konvent, Anm.), der in Klosterneuburg geboren ist“, sagte der neue Propst. Dass er das Stift nun leite, sei „schon etwas Besonderes“.

Höslinger ist gebürtiger Klosterneuburger

Der Klosterneuburger war im August 1989 in das Stift eingetreten und wählte den Ordensnamen Anton. 1998 wurde er zum Priester geweiht, bis 2003 war er als Kaplan in der Stiftspfarre Klosterneuburg und danach bis 2005 als Pfarrer in der Stiftspfarre Donaufeld tätig. Von September 2005 bis Juli 2016 fungierte er als Novizenmeister und Klerikerdirektor des Klosters vor den Toren Wiens. Zuletzt war er interimistischer Stiftskämmerer und Pfarrprovisor in Maria Hietzing in Wien.

Bischof Clemens sagte, zu den Aufgaben des zu Ende gegangenen Kommissariats habe u. a. „die umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle und die Untersuchung der Bedingungen der Möglichkeit ihres Vorkommens“ gezählt. In seinem Schlussbericht hob er hervor, „dass eine Mehrheit der Chorherren (aktuell 38 an der Zahl, Anm.) ihren Dienst treu und gewissenhaft erfüllen und von den aufgezeigten Fehlentwicklungen weit entfernt sind“.

„Alle Missbrauchsfälle untersucht“

Bei der Überprüfung seien „alle Missbrauchsfälle bzw. Missbrauchsvorwürfe“ untersucht worden. „Alle bekannten Fälle wurden der diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt gemeldet und sind inzwischen korrekt aufgearbeitet und Anerkennungen geleistet worden.“

Der Umgang mit Verfehlungen und Missbrauchsvorwürfen ist dem Schlussbericht zufolge unterschiedlich zu bewerten. Sei einerseits „umgehend und richtig reagiert“ worden, sei in anderen Fällen etwa versäumt worden, „neben der Entlassung aus dem Klerikerstand auch die Entlassung aus dem Orden zu beantragen“.

Seitens des im Mai 2020 nach fast 25 Jahren an der Spitze des Stiftes aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten Prälaten Bernhard Backovsky sei „der umfassende Wille zur Aufklärung der Sachverhalte nicht vorhanden“ gewesen. Im Vordergrund sei „die Wahrung des eigenen Ansehens sowie der Reputation des Stiftes“ gestanden.

Kommissariat ortete „Mangel an Führung“

„Mangel an Formung und Mangel an Führung“ seien ein Fazit des mehr als zweijährigen Kommissariats, so Bischof Clemens. Die Propst-Neuwahl vom Montag bezeichnete er als „wichtigstes Ereignis nach all dem, was gewesen ist“.

Positiv erwähnt wurde im Schlussbericht u. a., dass seitens der Stiftsleitung „eine eigene Präventionsstelle eingerichtet“ worden sei. Auch eine „ausgeprägte Meldestruktur“ im Kloster sei geschaffen worden. Der noch einzusetzende Päpstliche Assistent werde das Stift drei Jahre lang begleiten und den Heiligen Stuhl über die Entwicklungen informieren, so Clemens. Nicht zuletzt erwähnte er, dass sich der auf Initiative von Administrator Fürnsinn eingesetzte „Vergemeinschaftungsprozess“ in Klosterneuburg als „sehr hilfreich“ erwiesen habe.