Als Highlight der Ausgrabung gilt ein fünfteiliger Goldschatz, darunter eine einzigartige Goldschale. Zum Schatzkomplex zählen außerdem mehrere goldene Drähte und Fäden, die als Fragmente einstiger Schmuck- und Kleidungsstücke gedeutet werden. Die Schale könnte für die Forschung vor allem dank ihres Fundortes von Relevanz sein, denn bisher wurde noch kein Objekt dieser Art in Mitteleuropa gefunden.
Aufgrund der für die Zeit typische Form der Goldschale konnten Fachleute feststellen, dass die Fundstücke aus der späten Bronzezeit stammen – sie wurden wahrscheinlich vor etwa 3.100 Jahren in der prähistorischen Siedlung vergraben. Zugleich dürfte das Gold laut Karina Grömer, Direktorin der Prähistorischen Abteilung im NHM Wien, aus der etwa 400 Kilometer entfernten Böhmischen Masse stammen und so von prähistorischem Handel zeugen.
Bauarbeiten legen Sensationsfund offen
Seit 2019 untersuchten Archäologen ganze 70.000 Quadratmeter Fläche in Ebreichsdorf und konnten so eine spätbronzezeitliche Siedlung freilegen. Die goldenen Artefakte wurden inzwischen durch das Bundesdenkmalamt restauriert und gingen nun offiziell per Schenkungsvertrag durch die ÖBB an das NHM über.
Als sich bei Ausbauarbeiten der Pottendorfer Linie abzeichnete, dass sich wertvolle Artefakte unter der Erde befinden könnten, gaben die ÖBB eine archäologische Untersuchung durch die Novetus GmbH in Auftrag. Die bronzezeitlichen Schätze seien für die ÖBB überraschend gekommen, so Infrastruktur-Vorständin Judith Engel, und sind daher „für uns jedenfalls eine große Sensation“.
Wichtige Erkenntnisse für Forschung
Darüber hinaus seien solche Goldobjekte Zeugnis der Beziehung zwischen Mensch und Mensch sowie zwischen Mensch und Ressource, so die Forscherin, und brächten Erkenntnisse zu Fragen wie „Wie wird Wissen transferiert?“ oder „Wie zeigen Menschen ihre Identität und ihren Status?“. Für Bundesdenkmal-Präsident Christoph Bazil sei außerdem wichtig, die Funde durch das NMH einem großen Publikum zu präsentieren, um unser „kulturelles Erbe“ zu wahren.
Sensationsfund findet neue Heimat
Eine Schale aus Gold, mehrere aneinanderhängende Spiralreifen, Goldfäden und Golddrähte können nun im naturhistorischen Museum bewundert werden. Der „Goldschatz von Ebreichsdorf“ wurde vor rund vier Jahren von Archäologen beim Ausbau einer Bahnstrecke in Niederösterreich gefunden und datiert in die Bronzezeit.
Die Objekte werden laut Grömer nun das zentrale Ausstellungsstück im Goldkabinett des NHM bilden. Über das Wochenende finden Vorträge im Rahmen des NHM-Symposiums „The Gold Treasure of Ebreichsdorf“ statt, und Besucher können zukünftig die rund hundertseitige Publikation „Die Geschichte des Goldfundes von Ebreichsdorf“ erwerben.