Wiener Schnitzel
pexels/Lukas
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Chronik

Gastro lehnt Herkunftskennzeichnung weiter ab

Verdorbenes Hühnerfleisch in Kebabs hat zuletzt für 27 Salmonellenvergiftungen gesorgt, ein Vorfall endete sogar tödlich. Das Fleisch stammte vermutlich aus Polen. Dennoch ist die Gastronomie gegen eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung.

Woher stammt das Essen im Gastlokal und unter welchen Bedingungen wurde es hergestellt? Nach dem jüngsten Kebab-Skandal ist das Thema „verpflichtende Herkunftskennzeichnung“ wieder auf dem Tisch. Immerhin sind seit Februar 27 Salmonellenvergiftungen bekannt, Mitte April starb ein 63-jähriger Kärntner sogar an den Folgen. Als Infektionsquelle wird Hühnerfleisch aus polnischer Produktion vermutet, dieses wurde für Kebab-Spieße verwendet.

Die Vergiftungen hätten durch eine Herkunftskennzeichnung jedoch nicht verhindert werden können, heißt es von der Gastronomie. „Hier geht es darum, dass es anscheinend eine Fabrik gab, die Lebensmittel in den Verkehr brachte, die eben beeinträchtigt waren oder sind. Und ob die Herkunft gekennzeichnet ist oder nicht, ändert nichts daran, dass das Lebensmittel verdorben war“, sagt Gastro-Sprecher Mario Pulker, der in Aggsbach Dorf (Bezirk Melk) ein Hotel und Restaurant führt.

Gastro fordert strengere Kontrollen

In Fällen wie diesen müsse man sich laut dem Obmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer die Produktion ansehen – ob diese ordentlich und sauber sei, oder ob dort Verunreinigungen entstehen könnten. Mit Herkunftskennzeichnung habe das nichts zu tun, meint Pulker.

Eine Speisekarte mit Tiroler Spezialitäten in der Innsbrucker Altstadt und Touristen
APA/HELMUT FOHRINGER
Ob die Herkunft von Zutaten angegeben wird, beruht in der Gastronomie derzeit auf dem Prinzip Freiwilligkeit

Bei Importen sei vielmehr das Gesundheitsministerium gefordert, rigoros zu kontrollieren. „Es wird auch in Österreich dementsprechend kontrolliert und wenn man hier ordentlich kontrolliert, kann man auch diese verseuchten Produkte aus dem Verkehr ziehen“, meint Pulker. Zudem brauche es einheitliche Standards und Regelungen in der EU.

Jede Zutat kennzeichnen zu müssen, bedeute einen zu hohen bürokratischen Aufwand, betont der Gastronom. Regionale oder saisonale Produkte seien oft nicht uneingeschränkt verfügbar. „Was ist, wenn es dann ausgeht, wenn ich auf eine andere Ware zurückgreifen muss?“, fragt Pulker. „Es gibt in der Praxis so viele große Probleme.“

Fleisch für jede Brieftasche

In der Gastronomie beruht die Kennzeichnung derzeit auf Freiwilligkeit. Wer mit Fleisch aus Österreich wirbt, hat mit Kontrollen zu rechnen. „Wenn du oben stehen hast, du verkaufst Fleisch aus Österreich, dann werden auch die Lieferscheine kontrolliert“, so Pulker. „Das ist auch gut so.“ So könnten Wirtinnen und Wirte sowie Konsumentinnen und Konsumenten aussuchen, was sie wollen und was mit ihren Brieftaschen möglich ist.

„Natürlich freuen wir uns über jeden Mitgliedsbetrieb, der sozusagen die heimische Landwirtschaft unterstützt, aber es gibt natürlich verschiedenste Geschäfte und verschiedenste Ausrichtungen der Restaurants und der Lokalitäten“, so Pulker. „Ich glaube, da muss man schon jedem dann selbst überlassen, was er hier einkauft, was er hier verkauft.“

Gastro warnt vor „bürokratischem Monster“

Auch unabhängig von den jüngsten Ereignissen wehrt sich die Gastronomie gegen eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung. „Kennzeichnungspflicht würde bedeuten, dass wir ein bürokratisches Monster schaffen“, so Pulker. Eine Umfrage unter knapp 700 Mitgliedsbetrieben habe ergeben: „Auf keinen Fall weitere Kennzeichnungspflichten, weitere Bürokratie oder weitere verpflichtende Auszeichnungen auf der Speisekarte“, erklärt der Spatenobmann. Zudem sage die Herkunftskennzeichnung nichts über die Qualität aus.

Eine Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ist nicht geplant. Die Grünen hätten sich dies gewünscht, die ÖVP war dagegen. Ab September kommt aber eine Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung, wie etwa Kantinen. In weiterer Folge ist eine solche auch bei verarbeiteten Lebensmitteln im Supermarkt vorgesehen. Für kleine Betriebe sei die zusätzliche Verpflichtung jedoch nicht zumutbar, sagt Pulker.