EVN Schild
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

EVN: Gewinn steigt, Tarife sollen sinken

Der Konzerngewinn der EVN steigt nach den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres um 83,5 Prozent auf 419 Millionen Euro. Der Umsatz ist mit 2,9 Milliarden Euro leicht rückläufig. Mit September gibt es günstigere Tarife für Strom und Gas.

Der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN hat sein Konzernergebnis in den ersten drei Quartalen des Wirtschaftsjahres 2022/23 kräftig gesteigert. Der Konzerngewinn (das den Aktionären zugeordnete Ergebnis) legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83,5 Prozent auf 419,1 Mio. Euro zu. Der Umsatz erreichte 2,9 Mrd. Euro und ging damit um 1,3 Prozent zurück, das operative Ergebnis (EBIT) belief sich auf 359,2 Mio. Euro und legte somit um 23,8 Prozent zu.

Maßgeblich für das gute Resultat sei die hohe Dividendenzahlung der Verbund AG gewesen, die sich auf 3,60 Euro je Aktie belief und der EVN damit insgesamt 158 Mio. Euro einbrachte. Auch das Finanzergebnis stieg damit deutlich und erreichte 132,5 Mio. Euro, nach 4,8 Mio. Euro in der Vorjahresperiode.

Umsatzrückgänge durch Geschäfte in Südosteuropa

Den Umsatzrückgang begründete die EVN mit Rückgängen im Geschäft in Südosteuropa, getrieben durch geringere Netz- und Energieabsatzmengen und rückläufige Marktpreise. Die Preise würden nach dem sprunghaften Anstieg im Vorjahr nun wieder sinken. Umsatzerhöhend hätten hingegen Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften, höhere Absatzpreise bei der EVN Wärme sowie höhere Netzentgelte gewirkt.

Das EBITDA belief sich auf 602,1 Mio. Euro und stieg damit im Jahresvergleich um 4,2 Prozent. Das Ergebnis vor Ertragssteuern legte um 66,7 Prozent auf 491,7 Mio. Euro zu. Nach Ertragssteuern blieben 454,1 Mio. Euro übrig, das waren um 83,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte die EVN. Der Beitrag der operativen Geschäftstätigkeit zum Konzernergebnis werde im Geschäftsjahr 2022/23 bei rund 250 Mio. Euro liegen. Zusätzlich werde sich die Beteiligung an der Verbund AG mit den oben genannten 158 Mio. Euro positiv auf das Ergebnis auswirken.

Photovoltaikmodule und Windrad in Kilb
ORF
Der Anteil des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern steigerte sich zuletzt auf etwa drei Viertel

Korrespondierend zur Umsatzentwicklung in Südosteuropa sank auch der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger gegenüber dem Vorjahr um 21,3 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro. Die kollektivvertraglichen Anpassungen erhöhten den Personalaufwand um 8,1 Prozent auf 298,7 Mio. Euro. Der Personalstand wuchs auf 7.229 Beschäftigte (Vorjahr: 7.142). Die Heizgradsumme, die den temperaturbedingten Energiebedarf bestimmt, habe von Oktober bis Mai dem langjährigen österreichischen Schnitt entsprochen, sei aber unter dem Niveau des kühleren Vorjahres zurückgeblieben.

Nach wie vor hohes Preisniveau, aber sinkende Tendenz

Die Marktpreise für Grund- bzw. Spitzenlastenstrom seien gesunken, allerdings weiterhin auf hohem Niveau. Die Spotmarktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom erreichten durchschnittlich 150,2 Euro pro MWh (Megawattstunde) bzw. 176,0 Euro pro MWh und lagen damit unter dem Vergleichsniveau des Vorjahres (Q1-Q3 2022: 207,2 bzw. 239,9 Euro/MWh).

Die eigene Stromerzeugung der EVN lag in den ersten 3 Quartalen bei 2.330 Gigawattstunden (GWh) und damit um 15,7 Prozent unter dem Vorjahr. 1.771 GWh wurden dabei aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt, das entspricht einem Anteil von 76,0 Prozent (Vorjahr: 64,2 %). Das deutlich unterdurchschnittliche Windaufkommen wurde nicht durch die gestiegene Stromproduktion in der Wasserkraft ausgeglichen. Die Stromerzeugung in den Wärmekraftwerken ging mit minus 43,5 Prozent deutlich zurück, was den geringeren Abrufen des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung geschuldet sei, schrieb die EVN.

Der an Endkunden verkaufte Strom belief sich unterdessen auf 14.208 GWh Strom, das waren um 13,2 Prozent weniger als im Vergleichzeitraum des Vorjahres. Der Erdgas-Verkauf erreichte 4.061 GWh und damit um 12,5 Prozent weniger. Der Wärmeverkauf lag mit 2.009 GWh um 9,3 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Günstigere Tarife ab September

Am Donnerstag kündigte die EVN einen günstigeren Tarif für Strom und Gas für Neu- und Bestandskunden an – auch für jene Kundinnen, die sich im Rahmen der großen Tarifumstellung im ersten Halbjahr für einen Tarif mit zwölfmonatiger Bindung entschieden haben. Die Kunden würden schriftlich informiert und müssten dann lediglich ein Formular zurückschicken, so Zach. In Aussicht gestellt wurde auch eine Preissenkung bei Wärme. Die solle es noch vor der Heizsaison geben.

Die Menge der verkauften Energie ist bei der EVN unterdessen rückläufig. Der verkaufte Strom liegt um 13,2 Prozent unter der Menge im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die verkaufte Erdgasmenge liegt bei 12,5 Prozent weniger und jene bei Wärme um 9,3 Prozent. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung ist auf 76 Prozent gestiegen.

Smartmeter
ORF.at/Georg Hummer
Nach wie sind Kundinnen und Kunden mit hohen Strompreisen konfrontiert, ab September stellt die EVN Erleichterung in Aussicht

Breite Kritik an EVN

Global2000 kritisierte anlässlich der präsentierten Bilanzzahlen, dass die EVN bisher keinen Plan vorgelegt habe, wie der Ausstieg aus Gas gelingen solle. Die Umweltschutzorganisation fordert, dass die Rekordgewinne in saubere Energie der Zukunft investiert werden müssten.

ÖVP-Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf pochte auf rasche Preissenkungen und auf ein besseres Kundenservice. Er spricht von Beschwerden über nicht angeschlossene PV-Anlagen und über das Kundencenter.

Der SPÖ Landtagsabgeordnete Rene Pfister forderte, dass die Rekordgewinne der EVN umgehend an die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher weitergegeben werden müssten. „Schwarz-Blau“ sehe tatenlos zu, wie die Preise explodieren, um Gewinne einstreifen zu können, so Pfister.

Der stellvertretende Landesparteivorsitzende der NEOS, Helmut Hofer-Gruber, betonte, dass sich das Rekordergebnis nicht allein mit der Verbund-Dividende, sondern vor allem mit völlig überzogenen Strompreisen erklären lasse. Er erwarte vom neuen stellvertretenden Aufsichtsratspräsident, ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger, dass dieser für ein Ende des Strompreiswahnsinns sorgt, so Hofer-Gruber.

Der Gewinn der EVN müsse "an die Endkunden ausgeschüttet werden“, forderte am Donnerstag der freiheitliche Klubobmann im Niederösterreichischen Landtag, Reinhard Teufel, angesichts der vorgelegten Quartalszahlen. „Rekordgewinne für Energieunternehmen bedeuten Rekordpreise für Endkunden“, so Teufel. Er bezeichnete es als „unschlüssig“, dass „bei sinkendem Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger gegenüber dem Vorjahr um 21,3 Prozent die Verbraucherpreise nicht in gleichem Ausmaß gesunken seien“.