Tourismus

Dürnstein ringt mit Touristenmassen

Der Tourismus ist für Dürnstein (Bezirk Krems) Fluch und Segen zugleich. Die Geschäftsleute sind auf die Gäste angewiesen, die Anrainerinnen und Anrainer klagen über Touristenmassen. Der Bürgermeister möchte nicht weniger Gäste, diese dafür aber besser verteilen.

Jährlich zieht es Hunderttausende Touristinnen und Touristen in das malerische Wachau-Städtchen Dürnstein. Im gesamten Gemeindegebiet leben nicht einmal 800 Menschen, in der Altstadt sind es sogar nur etwa neunzig Personen.

Anrainerinnen und Anrainer klagen über die Touristenmassen. „Ja, es ist schön“, meint eine Dürnsteinerin zu noe.ORF.at, „aber Wohnqualität haben wir nicht mehr viel durch den Massentourismus.“ Ein anderer Anrainer findet: „Durch die vielen Touristen ist es so, dass man sich als Einheimischer zurückgedrängt fühlt.“

Solche Erfahrungen werden in Fachkreisen als „Overtourism“, zu Deutsch als „Übertourismus“, bezeichnet. Zahlreiche Tourismuszentren weltweit ringen mit dem Phänomen, in Österreich unter anderem die oberösterreichische Marktgemeinde Hallstatt – mehr dazu in Straßenblockade wegen Massentourismus (ooe.ORF.at; 27.8.2023).

Dass „Overtourism“ zu Konflikten führen kann, zeigte sich auch beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Sonntagvormittag in Dürnstein. Ein Radfahrer etwa schrie eine Gruppe Touristinnen an, ein Gast hinderte einen Einheimischen an der Durchfahrt. Zu dieser Zeit waren bereits Hunderte Ausflugsgäste von sechs Kreuzfahrtschiffen in der Stadt, Dutzende weitere strömten im Tagesverlauf per Schiff, Bus, Bahn oder Fahrrad in die Stadt.

Tourismus Dürnstein Massentourismus
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Im Schnitt 800.000 Menschen besuchen jedes Jahr die pittoresken Gassen von Dürnstein

30 Euro Wertschöpfung pro Ausflugsgast

Allerdings kommt mit den Touristinnen und Touristen auch Geld nach Dürnstein. Etwa 30 Euro lässt ein durchschnittlicher Ausflugsgast im Städtchen, rechnet die Donau Niederösterreich Tourismus GmbH vor. Wer davon lebt, hat einen anderen Blick auf die Ausflugsgäste. „Wir sind ganz, ganz froh, dass es diese Touristen gibt“, sagt etwa der Hotelier Johannes Thiery, „dass so viele kommen, das ist großartig, leider kommen die Menschen immer im Pulk.“

Die Stadt hat bereits Maßnahmen gesetzt, um die Touristenströme besser lenken zu können. So werden etwa Audioguides mit alternativen Wegen angeboten. Leider sei es noch nicht gelungen, dass die Kabinenschiffe das Angebot annehmen, sagt der Bürgermeister Johann Riesenhuber (ÖVP). „Sehr viele Touristen werden noch von einem Guide in die Stadt geführt, und dann kommt es zu diesen Konflikten.“ Man arbeite jedoch daran, dass sich das ändert.

Tourismus Dürnstein Massentourismus Schiffe
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Kein seltenes Bild: Sechs Kreuzfahrtschiffe, die sich an der Anlegestelle drängen. Stadt und Land möchten die Anlegezeiten besser verteilen.

Eintrittsgelder und Timeslots keine Option

Weniger Gäste möchte der Bürgermeister jedenfalls nicht. Auch von Konzepten wie Eintrittsgeldern und Timeslots hält Riesenhuber nichts. „Es ist ja die Frage, wo schränke ich das ein, die Timeslots nur für Schiffsgäste oder auch für Busgäste?“, fragt der Ortschef. „Ich glaube, diese Maßnahmen wären alle übertrieben.“

Weniger Touristinnen und Touristen sind auch für die Donau Niederösterreich Tourismus GmbH, an die das Land auf Anfrage verweist, kein gangbarer Weg. Geschäftsführer Bernhard Schröder plädiert stattdessen für eine weitere zeitliche und räumliche Entzerrung. „Müssen alle Schiffe gleichzeitig anlegen, müssen alle Gäste zum gleichen Zeitpunkt ihren Stadtrundgang machen?“, meint Schröder. Hier wolle man ansetzen, um die Touristenströme besser durch Dürnstein zu lenken.