Bahnhof Ebreichsdorf neu
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Verkehr

Bahnhof Ebreichsdorf schließt wichtige Lücke

Mit der Eröffnung des neuen Bahnhofs in Ebreichsdorf ist ein wichtiger Lückenschluss beim zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie gelungen. Ab Montag werden auf dieser 50 Kilometer langen Strecke zwischen Wien und Wiener Neustadt wieder die Züge verkehren.

Der Bahnhof Ebreichsdorf sei eine wichtige Mobilitätsdrehscheibe im Bezirk Baden, betonte Judith Engel, die Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, bei der feierlichen Eröffnung im Festzelt vor dem Bahnhofsgebäude. Entsprechend ausgestaltet zeigen sich das weiträumige Gelände und das langgezogene Bahnhofsareal: Barrierefreie Zugänge mit Lift, eine großflächige Photovoltaik-Anlage über dem Busbereich, eine Bike-and Ride-Anlage für 150 Fahrräder sowie eine Park-and-Ride-Anlage für 444 Pkw unterstreichen dieses Konzept.

Entlang der gesamten Pottendorfer Linie ähneln sich die neuen und modern gestalteten Haltestellen und Bahnhöfe. Die Strecke wird bis Jahresende 2023 durchgehend zweigleisig ausgebaut, im Anschluss daran erfolgen weitere Sanierungen und Anbindungen, die 2029 abgeschlossen sein werden. Damit wird die viergleisige Südstrecke, also gemeinsam mit der Südbahnstrecke, die von Wien über Baden nach Wiener Neustadt führt, Realität.

Zeitersparnis durch Brücken und Unterführungen

Mit der neuen Pottendorfer Linie wird die Südbahnstrecke entlastet und ein zusätzliches modernes und sicheres Bahnangebot für die Pendler und Pendlerinnen aus dem Süden Niederösterreichs und dem Burgenland geboten. „Wir können damit nicht nur mehr Kapazität anbieten, eine Taktverdichtung der Züge, wir können nun auch eine schnellere Fahrzeit anbieten. Das sind immerhin von hier, dem Bahnhof Ebreichsdorf, bis Wien vier Minuten. Das klingt nach nicht viel, ist es aber, wenn man die Distanz von rund 25 Kilometern bedenkt“, ergänzte Judith Engel, die ÖBB-Infra-Vorständin. Für Pendler, die täglich diese Strecke zweimal benutzen, sei dies ein beachtlicher Gewinn an Lebensqualität, so Engel weiter.

Bahnhof Ebreichsdorf neu, Unterführung
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Neue Unterführungen sorgen für mehr Sicherheit

Viele Brücken über Flüsse, Bäche und Straßen mussten neu gebaut werden, um mit geradem und unterbrechungsfreien Streckenverlauf diese Fahrzeitverkürzung zu erreichen. Unterführungen für den Straßenverkehr entlang der gesamten 50 Kilometer langen Strecke der Pottendorfer Linie sorgen für zusätzliche Sicherheit und eine immense Stauverringerung im Straßenverkehr durch den Wegfall von Bahnkreuzungen.

40 Prozent der Pendler kommen aus dem Süden des Landes

Die Pottendorfer Linie spielt im Nahverkehrsgeschehen eine wichtige Rolle. Aus dem Süden zwischen Wien Meidling und Wiener Neustadt sowie aus dem angrenzenden Burgenland strömen tausende Pendler und Pendlerinnen alltäglich in den Großraum Wien. 40 Prozent aller Menschen, die aus dem Umland nach Wien pendeln, kommen aus dem Süden.

Bahnhof Ebreichsdorf neu
ÖBB/Christopher Seif
Eine großflächige Photovoltaik-Anlage über dem Busbereich, eine Bike-and Ride-Anlage für 150 Fahrräder sowie eine Park-and-Ride-Anlage für 444 Autos unterstreichen das moderne Konzept

Und das Potenzial steige, laut ÖBB, weiter an. Denn nur zwanzig Prozent der Pendler und Pendlerinnen aus dem Süden nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Diesen Berufstätigen möchten die ÖBB mit dem Ausbau der Kapazitäten und der Modernisierung der Strecke und der Anlagen eine sinnvolle und attraktive Alternative anbieten.

Ab Montag wird der Zugverkehr zwischen Wien und Wiener Neustadt über die Pottendorfer Linie wieder aufgenommen. Zwei wichtige Bauvorhaben stehen noch aus: das eine ist die Schleife Wampersdorf-Ebenfurth zur besseren Anbindung der Strecken aus dem Burgenland und die stärkere Verschränkung im Bereich Wiener Neustadt-Nord. 2029 soll der komplette Ausbau abgeschlossen sein.

Ein Großprojekt über Jahrzehnte

Das gesamte Projekt-Volumen beträgt 764 Millionen Euro. ÖBB, Bund, Länder und Gemeinden waren und sind in das Projekt eingebunden. Niederösterreichs Infrastruktur-Landesrat und Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) hob bei der Eröffnung die Vorhaben der nächsten Jahre hervor: „Wir werden bis zum Jahr 2027 eine Milliarde Euro in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs investieren. Wir sprechen von 400 Eisenbahnkilometern, die ausgebaut und erneuert werden. 40 neue Doppelstock-Garnituren werden 8.000 weitere Fahrgastsitzplätze bringen. Dazu kommt der Ausbau der Park-and-Ride-Anlagen im Land.“

Bahnhof Ebreichsdorf neu
ÖBB/Christopher Seif
Es war ein langer Weg bis zum zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie

Niederösterreichs SPÖ-Chef Sven Hergovich mahnte allerdings ein, dass das Land gegenüber den Nachbarbundesländern bei den Investitionen in den öffentlichen Verkehr hinterherhinke. Und Ebreichsdorfs Bürgermeister Wolfgang Kocevar (SPÖ) erinnerte daran, dass das Bauvorhaben durch verschiedene Regierungen und geänderte Prioritäten in der Verkehrspolitik in der Umsetzung sehr lange gebraucht habe. „Viele haben nicht mehr daran geglaubt. Seitdem Jahr 1969, belegen Aufzeichnungen, gibt es bereits den Plan mit dem zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie, das sind 54 Jahre.“

Christoph Kainz, Landtagsabgeordneter der ÖVP, der auch Bürgermeister der Gemeinde Pfaffstätten (Bezirk Baden) ist, unterstrich die Wichtigkeit des Ausbaus der Pottendorfer Linie zur Entlastung der Südbahnstrecke über den Raum Baden. Niederösterreich brauche einen intelligenten, ausgewogenen Verkehrsmix, so Kainz.