Die Lektüre von Asterix in der Kindheit weckte das Interesse der heutigen Leiterin des Zentrums für Kulturgüterschutz an der Universität für Weiterbildung Krems, früher Donau-Universität Krems, für das alte Rom. Die 37-jährige gebürtige Mühlviertlerin verschrieb sich dem Altertum.
„Ich studierte in Salzburg Altertumskunde und Alte Geschichte, spezialisierte mich damals auf das römische Militär, auf Alltagsdokumente römischer Soldaten, wechselte dann auf die Uni in Wien. Ich habe in meiner Dissertation den römischen Militär-Alltag, Strategien näher beleuchtet. Parallel dazu war ich beim Bundesheer. Dort habe ich eine Unteroffiziers- und Offiziersausbildung in der Miliz gemacht. Das hat sich sehr gut ergänzt – römisches Militär und Bundesheer.“
Zu Beginn im Gefängnis geschlafen
Beim Bundesheer werben Image-Videos mit ihr als Hauptdarstellerin für die Frau im Heer. Eingerückt war sie noch als einzige Rekrutin einer Garnison. Damals mussten erst alles neu eingerichtet werden für Soldatinnen: „Ich habe damals im Gefängnis geschlafen, weil es keine Einrichtungen oder Schlafzimmer für Frauen gab.“
Die heutige Majorin war schließlich fünf Jahre lang Kommandantin des Jägerbataillons der Miliz in Tulln. Auch beim Nationalfeiertag am Heldenplatz im Jahr 2022 war sie die Vorzeige-Frau, die in Interviews betonte, wie stark die Rolle der Frau im Heer inzwischen geworden ist. Am Ende zähle die Leistung, dann werde man als Frau akzeptiert, sagte sie.
Das bestätigt sie gegenüber noe.ORF.at: „Mir ist es wichtig, dass wir von dieser Sonderstellung der Frau im Heer einmal wegkommen. Dass es nicht notwendig ist, zu sagen, wir haben da eine Frau und die stellen wir ins Rampenlicht, weil sonst haben wir keine.“
Kulturgüter auch im Katastrophenfall schützen
Das Wissen vom Bundesheer helfe bei der Arbeit im Kulturgüterschutz – Anna-Maria Kaiser: „Man kennt das blau-weiße Täfelchen, das in Österreich auf sehr vielen Gebäuden hängt. Das kennzeichnet ein Gebäude, in dem sich schützenswertes Kulturgut befindet oder es ist das Gebäude selbst, das zu schützen ist. Und zwar im Fall eines bewaffneten Konfliktes. Das ist nicht gleichzusetzen mit Denkmalschutz.“
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Solche Gebäude dürfen laut Haager Konvention im Kriegsfall nicht angegriffen werden. Als 2015 an der Donau-Universität Krems ein Zentrum für Kulturgüterschutz gegründet wurde, übernahm Anna-Maria Kaiser dessen Leitung: „Wir haben gesagt, die militärische Komponente ist uns zu wenig, wir nehmen eine zivile Komponente dazu, nämlich Katastrophenvorsorge etwa für Museen, Archive oder Bibliotheken.“
Vorträge in Georgien und im Kongo
Etwa im Stift Melk: Dessen Sicherheitsbeauftragter Gerhard Scheiber belegte einen Studiengang bei Anna-Maria Kaiser und erstellte ein Konzept für den Schutz der Kulturgüter des Stiftes im Ernstfall. „Es gibt präventive Pläne. Wir wissen, was wir unbedingt retten wollen, wir wissen aber auch, worauf wir im Ernstfall verzichten würden“, so Scheiber. Inzwischen wurde ein solcher Notfallplan in einer Übung im Sift Melk mit allen Einsatzorganisationen bis hin zum Bundesheer erfolgreich durchgespielt.
Anna-Maria Kaiser ist auch international tätig. Sie erarbeitete sich im Laufe der Jahre einen Ruf weit über die Grenzen Österreichs hinweg und so wurde sie vor einigen Jahren von der UNESCO nach Georgien eingeladen. Heuer im Sommer war sie im Kongo, um weibliches Militärpersonal aus dem zentralafrikanischen Raum im Kulturgüterschutz zu unterrichten. Unwiederbringliche Kulturschätze – Anna-Maria Kaiser sorgt dafür, dass sie auch in jedem Ernstfall erhalten bleiben.