Mädchen bauchfrei stock
Vin Stratton via unsplash
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Chronik

Wirbel um Kleiderordnung in Gymnasium

Die Hausordnung des Gymnasiums in Stockerau (Bezirk Korneuburg) schreibt den Schülerinnen und Schülern neuerdings vor, wie sie sich zu kleiden haben: So muss etwa der Bauchnabel von Mädchen bedeckt sein. Das Bildungsministerium reagiert zurückhaltend.

Eigentlich sollen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Stockerau lernen, „eigenständig zu denken“, so steht es im Leitbild des Elternvereins. Auch das Lehrerleitbild zielt auf „Eigenverantwortung“ ab. Zumindest für die Kleiderwahl scheint das seit Beginn dieses Schuljahres nicht mehr zu gelten, denn die neue Hausordnung setzt den Jugendlichen diesbezüglich klare Grenzen. Explizit vorgegeben ist für Mädchen, dass

  • der Ausschnitt den Brustansatz verbergen und das T-Shirt den Bauchnabel verdecken muss.
  • Die Hausordnung regelt auch, dass „die Hose nicht kürzer sein darf als eine Handbreit von der Schrittgrenze“.
  • Burschen dürfen keine Hauben oder Kappen tragen,
  • außerdem dürfen am Oberteil "keine diskriminierenden Texte und Bilder sowie Drogen- oder Gewaltverherrlichungen zu sehen sein.
  • Die Schuhe dürfen überdies kein Profil aufweisen, „in dem Schmutz oder Nässe haften bleibt“.
Kleiderordnung in der Hausordnung des Gymnasiums Stockerau
privat
Das Foto der Haus- inklusive Kleiderordnung wurde den „NÖN“ zugespielt

Die geschlechtsspezifischen Regelungen lassen sich einem Foto der neuen Kleiderordnung entnehmen, das die „Niederösterreichischen Nachrichten“ (NÖN) am Mittwoch veröffentlicht haben. Darauf zu sehen ist eine gezeichnete Figur, die links lange Haare, Busen und Taille hat, während sie rechts kurze Haare und einen Bart trägt. Auf der linken, als „weiblich“ gelesenen Seite trägt sie ein Top und Hot Pants, während sie auf der rechten, als „männlich“ gelesenen Seite mit Hoody und langen Hosen zu sehen ist.

„Bei 1.100 Personen braucht es eine Hausordnung“

Direktorin Claudia Reinsperger bestätigt, dass es mit dem neuen Schuljahr eine Kleiderordnung gibt und betont, dass diese als Teil der Hausordnung im Schulgemeinschaftsausschuss beschlossen wurde – also in Abstimmung mit der Eltern- und Schülervertretung. Ob und warum die Kleidungsvorschriften notwendig seien und wie etwa die „Handbreite“ geprüft werde, wollte sie gegenüber noe.ORF.at nicht beantworten. „Wir sind 1.100 Personen, da braucht es eine Hausordnung“, so die Direktorin.

Auch die Obfrau des Elternvereins, Alexandra Hozzank, betont gegenüber noe.ORF.at, dass diese Kleiderordnung im Vorfeld im Schulgemeinschaftsausschuss, also mit Eltern, Lehrkörper und Schülerinnen und Schülern, besprochen wurde. Vor der medialen Berichterstattung haben weder Schülerinnen und Schüler noch Eltern Unmut darüber beim Elternverein geäußert, so Hozzank.

Vom Bildungsministerium heißt es gegenüber noe.ORF.at: „Gemäß § 44 SchUG ist die Festlegung schuleigener Verhaltensvereinbarungen in der Hausordnung möglich. Wir sehen darin allerdings keine Grundlage dafür, die Schülerinnen und Schüler zum Tragen einer Schuluniform zu verpflichten.“

Auch Politik reagiert auf Kleiderordnung

Kritik daran üben die Grünen. „Wie sich Schülerinnen und Schüler anziehen, ist Sache der Schülerinnen und Schüler. Hier werden Freiheiten beschnitten, die niemandem einen Schaden zufügen. Wenn Kleidungsstücke mit dem Lineal nachgemessen werden müssen, ob sie mit einer Hausordnung konform gehen, ist das in einer liberalen Demokratie untragbar“ sagt dazu der Bildungssprecher der Grünen, Georg Ecker.

„Die Entscheidung des Schulgemeinschaftsausschusses ist zur Kenntnis zu nehmen. Dennoch halte ich mehr Bürokratie durch Kleiderkontrollen für den falschen Weg. Zumal sich mir die Frage stellt, wer das in welcher Form kontrollieren soll. Viel wichtiger wäre es, sich endlich um einen zeitgemäßen, modernen Unterricht zu bemühen und sich dafür einzusetzen, dass unseren Kindern ausreichend Supportpersonal für die Herausforderungen unserer Zeit zur Seite gestellt wird", so die Bildungssprecherin von NEOS, Indra Collini.