Simon Kaiblinger
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„Menschen im Blickpunkt“

Statt der Schweine alles für die Fisch’

Die Landwirtschaft ist im Wandel begriffen, Jungbauern entwickeln mit Kreativität neue Ansätze. Einer von ihnen ist Simon Kaiblinger aus Kapelln (Bezirk St. Pölten). Er stellt von Schweinemast auf Fische um und düngt mit deren Ausscheidungen einen Gemüsegarten.

Der Hof ist auf den ersten Blick ein traditioneller Bauernhof mit Ziegen und einem Stall mit Schweinen. Daneben steht aber ein Folientunnel mit meterhohen Gemüsepflanzen und angrenzend eine Halle mit mehreren Becken, in denen Fische unterschiedlicher Größe schwimmen. Keine Forellen, sondern Welse. Genauer gesagt, afrikanische Raubwelse.

Der 27-jährige Junglandwirt Simon Kaiblinger hat vor sechs Jahren eine erste Probeanlage gebaut und diese nun in eine neue, modernere weiterentwickelt. Er habe schon als Bub eine Fischereikarte gelöst und sich immer für Fische interessiert, sagt er: „Ich wollte immer ein Aquarium haben. Das habe ich aber nie bekommen. Jetzt habe ich mir mit diesem übergroßen Aquarium einen Jugendtraum erfüllt.“

Das Wasser – ein ständiger Kreislauf

Vierzehntägig ist Schlachtzeit, dann werden bis zu 150 der Welse geschlachtet und auf den Markt gebracht. Das Fleisch sei neutral schmeckend mit kaum Gräten und die Tiere seien sehr krankheitsresistent, sagt Kaiblinger. Wenn sich der Absatz so weiterentwickle, dann könnten es in fünf Jahren gut 400 Welse alle zwei Wochen sein, ist er überzeugt.

Simon Kaiblinger bei Aquarium
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Simon Kaiblinger hat sich einen Jugendtraum erfüllt – wenn auch in etwas größerer Dimension

Das Besondere an seiner Anlage namens „Aquaponik“ ist aber, dass das Wasser in einem ständigen Kreislauf gehalten wird. Aus dem Abwasser der Fische wird der Kot herausgefiltert und das Wasser dann in den Gemüsegarten weitergeleitet, wo es der einzige Dünger für die Pflanzen ist. Und die gedeihen prächtig. Im Gemüsebeet wird das Wasser noch einmal gefiltert und kann dann wieder zu den Fischen geleitet werden. Kaiblinger: „Ein Kreislauf, 365 Tage im Jahr. Wir brauchen dafür nur ein bis drei Prozent Frischwasser pro Tag. Das ist ressourcen- und platzsparend.“

Europäischer Jungbauernpreis für Nachhaltigkeit

Obwohl es das Prinzip schon seit Jahrhunderten gibt – die Azteken in Südamerika kannten es schon – ist es in Europa noch kaum verbreitet. Simon Kaiblinger verfeinerte es und erhielt dafür einen von drei europäischen Jungbauernpreisen. Ein Schritt in die Zukunft, zeigte sich auch die Jury überzeugt.

Simon Kaiblinger ist Jungbauer des Jahres

Simon Kaiblinger aus Kapelln bei St. Pölten ist zum europäischen Jungbauern des Jahres gewählt worden. Der 27-Jährige will mit seinem Projekt die Fischzucht und den Gemüsebau verbinden.

„Die Bedingungen für die Landwirtschaft werden schwieriger, Wetterereignisse wie Starkregen oder Dürre werden mehr. Mit einem solchen System ist man aber relativ unabhängig von Umwelteinflüssen und hat auf wenig Platz einen hohen Output“, sagt Kaiblinger. Deswegen brauchen auch die Landwirtschaft und die Sicherheit der Lebensmittelversorgung Veränderung – und kreative Ansätze.