Feuerwehrautos bei Waldbrandübung auf der Rax
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Chronik

Mit Hundertschaften gegen Waldbrandgefahr

Die Hitzemonate sorgen für Stress im Wald, der anfälliger für Brände wird. Nach dem Jahrhundertfeuer in Hirschwang (Bezirk Neunkirchen) vor zwei Jahren übten deswegen erstmals niederösterreichische und steirische Einsatzorganisationen den Ernstfall auf der Rax.

Kurz gesagt: Es geht ums Wasser. Um das Löschwasser, das in so unwegsamem Gelände wie dem Raxgebiet sehr schwierig an den Einsatzort zu bekommen ist. Aber auch um Trinkwasser, das für die Stadt Wien aus dieser Region kommt. Deshalb initiierte Peter Lepkowicz, der Leiter der Wiener Forstverwaltung und Bürgermeister von Schwarzau im Gebirge (Bezirk Neunkirchen) diese Übung: „Unser Wald, aber auch natürlich die Krummholzflächen am Plateau und die Vegetation dort sind der erste Schutz für das Wiener Trinkwasser und das Wasser der Gemeinde Schwarzau im Gebirge. Wenn diese Vegetation Schaden nimmt, schadet das dem Waldboden und der ist wieder der wichtigste Filter und Speicher für Wasser.“

Steirische und niederösterreichische Feuerwehren zusammengerechnet, waren 264 Feuerwehrleute mit 63 Fahrzeugen an dieser ganztägigen Großübung beteiligt, ebenso wie Alpinpolizei, Bergrettung und Rotes Kreuz. Johann Eder-Schützenhofer, Einsatzleiter der steirischen Feuerwehren, über die schwierigen Verhältnisse in unwegsamem Gelände: „Das Gebiet am Nasskamm, dem Grenzgebiet zwischen Niederösterreich und der Steiermark, ist fahrzeugtechnisch nicht überall erreichbar. Wir können von steirischer Seite von Neuberg an der Mürz aus über Forstwege zufahren, von niederösterreichischer Seite muss man das Feuer zu Fuß bekämpfen. Da kann man nur miteinander.“

Feuerwehrmann bei Waldbrandübung auf der Rax
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Steirische und niederösterreichische Einsatzkräfte übten im schwierigen Gelände das gemeinsame Vorgehen bei einem Waldbrand

Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen

Eine Schwierigkeit ist die Wasserzufuhr: „Wir haben beim Altenberger Bach die letzte Möglichkeit, Wasser aufzunehmen, das ist eine Strecke von 6,7 Kilometern. Das war nur über Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen zu lösen, weil man eine Zubringerleitung mit Schläuchen so schnell nicht aufbauen könnte“, so Eder-Schützenhofer. Dazu kommt im Ernstfall Wasser aus der Luft durch Hubschrauber des Innenministeriums, die allerdings am Übungstag wegen des starken Windes mit ihren Lasten nicht fliegen konnten. Im Einsatz waren sie trotzdem, es wurden mit Hubschraubern Bergretter ins und vom fiktiven Brandgebiet geflogen.

Geübt wurde mit unterschiedlichsten Spezialgerätschaften, von ganz kleinen Handspritzen bis ganz großen Geräten wie einem sogenannten LUF-Wasserwerfer, der eigentlich für die Semmering-Tunnelkette gedacht ist, aber auch im Gelände hervorragend funktioniert. Michael Luidold, der Forstdirektor der Steiermark, spricht von wichtigen Spezialwerkzeugen, die in den vergangenen Jahren für diesen Zweck angeschafft worden seien, deren Handhabung aber auch geübt werden müsse, wofür das der ideale Anlass gewesen sei.

Polizeihubschrauber bei Waldbrandübung auf der Rax
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Auch Hubschrauber des Innenministeriums waren an der Übung beteiligt

Übung „außerordentlich erfolgreich“

Wie überhaupt die Übung von allen Beteiligten als außerordentlich erfolgreich eingestuft wurde. Josef Huber, Bezirkskommandant der Neunkirchner Feuerwehren: „Ich kann nur den steirischen und meinen niederösterreichischen Kameraden ein großes Lob aussprechen, vom kleinsten Feuerwehrmann am Strahlrohr bis zu den Führungskräften hat alles bestens funktioniert.“

Peter Lepkowicz ergänzt: „Dass im Jahr 2021 der Waldbrand in Hirschwang so ‚glücklich‘ ausging, dafür gibt es einen Grund, und zwar, dass sich jeder in unserer Region in Niederösterreich kannte. Mit der Steiermark war das noch nicht ganz so. Das holten wir hiermit nach und vertieften es. Jetzt kennen wir uns alle, egal ob Niederösterreicher, Steirer oder auch Wiener.“ Borkenkäfer und Hitze sorgen für erhöhte Waldbrandgefahr, auf ein Ereignis wie in Hirschwang ist man jetzt aber vorbereitet.