„Im Fokus“

Gerasdorf: Die Idee vom Reis aus Österreich

Seit mittlerweile acht Jahren wird in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) Reis angebaut. Was mit einer kuriosen Idee begonnen hat, ist gar nicht mehr so ungewöhnlich. Denn inzwischen wächst der „ÖsterReis“, wie er genannt wird, auf 75 Hektar Fläche.

Es sei eine ziemlich „absurde Idee“ gewesen, erzählt Gründer Gregor Neumeyer, wenn er an sich an die Anfänge seines Unternehmens zurückerinnert. Damals übernahm er den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters und suchte nach Möglichkeiten, die Anbauflächen sinnvoll zu nutzen. Ein Berufskollege brachte ihn schließlich auf den Reisanbau.

„80 Prozent des Reises, der weltweit angebaut wird, wird geflutet. Das nennt man Nassreisanbau“, sagt Neumeyer gegenüber noe.ORF.at. „Der Reis steht also dauerhaft im gefluteten Feld, dabei ist das nicht unbedingt notwendig. Reis wird deswegen geflutet, weil man Reis fluten kann. Reis kann wachsen, obwohl die Wurzeln dauerhaft mit Wasser bedeckt sind.“ Der Vorteil dabei sei, dass andere Pflanzen wie etwa Unkräuter unterdrückt werden.

Gregor Neumeyer Gründer ÖsterReis
ORF
Gregor Neumeyer baut nebenberuflich in Gerasdorf bei Wien Reis an

In Gerasdorf zeigt der Gründer, der die Landwirtschaft nebenberuflich betreibt, dass es aber auch anders geht. Hier findet sogenannter Trockenreisanbau statt. Der Reis wächst ganz gewöhnlich auf einem Feld, ohne dabei dauerhaft unter Wasser zu stehen. Laut Neumeyer habe das zwei Nachteile: Es entstehen höhere Produktionskosten, weil man das Unkraut laufend entfernen muss, und die Reisernte ist weniger ertragreich, weil der Reis nicht so viel Wasser bekommt, wie er gerne hätte.

Trockenreis als klimafreundliche und gesündere Variante

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn Trockenreisanbau bringe auch wesentliche Vorteile mit sich. „Das geflutete Reisfeld, wie wir es kennen, ist neben der Rinderhaltung der zweitgrößte Emittent von Methangas. Durch das Fluten des Reisfelds entsteht nämlich Fäulnis im Boden, somit wird Methan emittiert und das ist ein großes Problem“, erklärt Neumeyer.

Reisfeld Reis Rohreis ÖsterReis
ORF
So sieht der Rohreis aus, nachdem er geerntet wurde. Damit er gegessen werden kann, muss er erst verarbeitet werden.

Ein weiterer Vorteil sei, dass der Reis aus Gerasdorf deutlich gesünder ist. „Der klassische Reis lagert Arsen ab. In der Erdkruste befindet sich nämlich Arsen und durch das Fluten des Feldes wird es zunehmend ausgeschwemmt. Der Reis nimmt dieses Arsen dann auf“, so der Gründer. Das sei mit ein Grund, warum man grundsätzlich nicht zu große Mengen an Reis konsumieren sollte. Auch Hersteller von Babynahrung würden verstärkt Reis aus Trockenreisanbau beziehen, um alle Grenzwerte einhalten zu können.

Ist der Reis einmal reif, wird er direkt in Gerasdorf verarbeitet. Dazu muss er zunächst mit einem Mähdrescher geerntet werden, wobei man dabei rohen Reis erhält, der noch nicht essbar ist. Daher muss der Reis von der Spelze, einer strohigen Hülle, befreit werden. Der Naturreis ist dann bereits genießbar, allerdings nicht so lange haltbar. Daher wird der Reis üblicherweise noch poliert, sodass man das weiße Reiskorn erhält.

ÖsterReis Gerasdorf Standort
ORF
Derzeit entsteht ein neuer Standort, in dem sich auch eine neue Produktionshalle befindet

Neue Anlage schafft vier Tonnen pro Stunde

Derzeit entsteht in Gerasdorf ein neuer Produktionsstandort samt neuer Anlage. Diese ist deutlich größer als die allererste Anlage, bei der es sich um eine kleine, japanische Reismühle handelte. „Im Vergleich zur ersten Reismühle, die circa 100 Kilogramm pro Stunde verarbeitet hat, kann die neue Anlage bis zu vier Tonnen pro Stunde verarbeiten. Das sind die Kapazitäten, die wir mittlerweile aufgrund der gesteigerten Produktionsflächen brauchen“, so Neumeyer.

Angebaut wird der Reis aus Niederösterreich mittlerweile in Zusammenarbeit mit 15 Landwirten auf 75 Hektar an Fläche. Ziel des Familienunternehmens ist es, die Anbauflächen kontinuierlich zu erweitern und am Standort in Gerasdorf künftig auch eine Gastronomie anzubieten.