Das „GreenCarbonLab“ entstand in den vergangenen beiden Jahren im Technopol Wieselburg. Die Betreiber sprechen von einer österreichweit einzigartigen Forschungsinfrastruktur. Das Kernstück der Anlage bilden zwei Pyrolysereaktoren, in denen aus landwirtschaftlichen Reststoffen Biokohle, Öl und Gas gewonnen werden kann. Die entstehenden Gase können beim Verkohlungsprozess eingefangen und somit einer weiteren Nutzung zugeführt werden, anstatt die Natur zu verschmutzen.
Das Pyrolyseverfahren ist die thermochemische Zersetzung mit hohen Temperaturen unter Luftausschluss. Dabei entstehen Gase, die etwa zur Energiegewinnung verwendet werden können (schon in den 30er-Jahren gab es Lkws, die mit Holzgas betrieben wurden, „Vergaserautos“ genannt), aber auch je nach Verfahren verschiedene Arten von Kohle. Der kleinere Reaktor ist für die Forschung im Labormaßstab gedacht und ein großer zur Umsetzung dieser Forschungsergebnisse.

Laut den Betreibern gibt es bereits erste positiv verlaufene Verfahren. Die Produkte, die damit hergestellt werden, sollen breite Einsatzmöglichkeiten haben, von der Bauwirtschaft bis hin zur Stahlherstellung. Kohlenstoff sei noch immer nötig, sagte Geschäftsführer Walter Haslinger, aber den fossilen durch grünen Kohlenstoff zu ersetzen, sorge nicht nur für CO2-Neutralität, sondern sei sogar CO2-negativ, was angesichts des Klimawandels dringend nötig sei.

Kohle zum „Aufkohlen“ notwendig
In der Stahlherstellung wird die Biokohle nicht zum Anheizen des Hochofens benützt, sondern zur Anreicherung des Stahls, die für unterschiedliche Stahlarten unterschiedlich hoch sein muss, das „Aufkohlen“. Stahl braucht einen Kohlenstoffanteil von bis zu 1,5 Prozent, was mit der Biokohle ermöglicht werden könnte.
Die Verwendung sei aber vielfältig, von der Aktivkohle für die Verbesserung des Bodens in der Landwirtschaft bis hin zu Beimengung in Futtermitteln für Kühe, wodurch der Methanausstoß des Pansens reduziert werden können soll. Auch bei der Entwicklung von Akku- und Ladeinfrastruktur von Elektroautos spielt Kohlenstoff eine Rolle.
Dementsprechend groß ist das Interesse der Wissenschaft und der Industrie an den Forschungsergebnissen. Das Projekt in Wieselburg wurde unter der Leitung des Kompetenzzentrums BEST (Bioenergy and Sustainable Technologies) aufgebaut. Beteiligt sind unter anderem die Technischen Universitäten Wien und Graz, das Johanneum Research Graz, die Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, die FH Wiener Neustadt, die Republik Österreich, das FJ/BLT Wieselburg und der voestalpine-Konzern.