Zeitreise Cafe in Mistelbach
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
Gesundheit

Ein Cafe-Besuch gegen die Vergesslichkeit

Etwa 130.000 Menschen in Österreich leben mit Demenz. Die häufigste Form ist Alzheimer. Die Krankheit bleibt aber oft über viele Jahre unbemerkt, das Tabu ist groß. Unterstützung bekommen Betroffene und Angehörige etwa in Selbsthilfegruppen.

Das „Cafe Zeitreise“ der Caritas in Mistelbach füllt sich nur alle zwei Wochen an einem Donnerstagnachmittag. 16 Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen tauschen sich hier über das Nachlassen kognitiver Fähigkeiten aus. Es gibt Kaffee und Kuchen. Demenzexpertin Klaudia Dworzak heißt alle willkommen. Sie arbeitet u.a. beim Demenz-Service Niederösterreich und bei der Caritas Wien.

Im Cafe Zeitreise teilen sich die Besucherinnen und Besucher nach der Kaffeejause in zwei Gruppen: Die Angehörigen besprechen im Sesselkreis mit Klaudia Dworzak die Belastungen, die Hürden im Alltag. Wer kennt eine Gedächtnistrainerin, wer weiß eine Strategie, wenn der Lebensgefährte in der Nacht anfängt, herumzuspazieren?

Unterstützung bei Demenz

  • demenzservicenoe.at informiert und vernetzt Angebote in Niederösterreich
  • Über die Demenz-Hotline 0800/700300, Montag bis Freitag, 8.00 bis 16.00 Uhr helfen Demenzexpertinnen und -experten Betroffenen und Angehörigen

Mit Demenztraining Zeit gewinnen

Die Menschen mit Demenz üben in einem anderen Raum mit Demenztrainerin Susanne Fleck-Horak. Beim Besuch von noe.ORF.at binden sie Erntedank-Gestecke. „Tätigkeiten, die man von früher kennt, können helfen“, so Fleck-Horak. Sie spielt mit Betroffenen auch viel Memory, Gedächtnisübungen oder singt Lieder, die sie von früher kennen.

„Ich hab Klientinnen und Klienten, die ich privat besuche, die sind seit fünf Jahren am selben Stand. Also da gab es keine Verschlechterung“, so Fleck-Horak. Je früher man beginne, desto besser funktioniere das Demenztraining.

Gute und schlechte Tage

Es sind hauptsächlich Frauen, die ihre Ehepartner, Mütter oder Väter ins Cafe nach Mistelbach begleiten. „Ich empfehle dieses Treffen hier jedem. Man erfährt immer das Neueste, was man machen kann, wo man Unterstützung bekommt“, sagt Anna Berger. Sie kommt mit ihrem Lebensgefährten ins Cafe Zeitreise.

Die Betreuung eines Angehörigen mit Demenz ist zeitlich, körperlich und psychisch anstrengend. Das Sozialleben leidet meist massiv. „Hier trifft man Menschen, denen es genauso geht“, sagt Christa Grundnig, die von Beginn an mit ihrer Mutter Gast im Zeitreise Cafe ist.

Die Betroffenen sind in unterschiedlichen Stadien der Krankheit. Emmerich Müller spricht von guten und schlechten Tagen: „Es ist schon noch etwas da, aber ohne meine Gattin würde es nicht gehen. Wenn man alt wird, kommen halt die Beschwerden – einmal ist es so, dann so.“ Für Maria Besau sind die Treffen Fixtermine. Was hilft am besten gegen das Vergesslichsein? „Weiterarbeiten“, sagt sie und meint damit die gesamte Haushaltsarbeit.

Demenzexpertin Frank klärt auf

Demenzexpertin Monika Frank vom Verein Alzheimer Austria beantwortet Fragen rund um das Thema Demenz.

Tipp: „Dem Gehirn neue Herausforderungen bieten“

Die Demenzexpertin Monika Frank vom Verein Alzheimer Austria erklärt anlässlich des internationalen Alzheimertages in „Niederösterreich heute“, wie man normale Vergesslichkeit von einer echten Demenzerkrankung unterscheiden kann: „Wenn gewohnte Handlungen schwerfallen, wenn Angehörigen auffällt, dass Sätze und Fragen dauernd wiederholt werden oder wenn es Probleme mit der Orientierung gibt – da soll man achtsam sein und das abklären lassen.“

In der Regel steige die Gefahr, an Demenz zu erkranken, erst ab 65 Jahren, sagt Frank. Zwar spiele die Genetik eine wichtige Rolle, aber mit dem richtigen Lebensstil könne man vorbeugen, so Frank. Dazu zähle etwa „gesunde Ernährung, Bewegung, wenig bis kein Alkohol, kein Nikotin und kein Übergewicht.“ Wichtig sei aber auch, „in Kontakt mit anderen zu bleiben, Gedächtnistraining zu machen, also dem Gehirn immer wieder neue Herausforderungen zu bieten.“