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Klima & Umwelt

Windkraftausbau: Langsam, aber effektiv

Österreichs Windkraftausbau läuft schleppend voran. Viele Projekte scheitern nach wie vor am Widerstand der Bevölkerung. Dennoch zeigt sich immer wieder im Kleinen, wie es doch möglich ist – zum Beispiel im Weinviertel, wo ein bestehender Windpark vergrößert wurde.

Die kleine Gemeinde Hohenruppersdorf (Bezirk Gänserndorf) im Weinviertel zählt gerade einmal knapp 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der dort angesiedelte Windpark erzeugt Strom in einer Größenordnung, um ca. 135 Orte dieser Größe mit Energie zu versorgen. Das entspricht etwa der Bevölkerungszahl des Bezirks Sankt Pölten.

Bis vor kurzem standen in Hohenruppersdorf zehn Windkraftanlagen, jetzt wurden acht weitere angeschlossen. Die Bauzeit der acht neuen Windräder betrug laut dem Entwicklerteam rund um die Brüder Franz, Andreas und Martin Blochberger 15 Monate. Sie alleine sorgen ab sofort für eine Gesamtleistung von 48 Megawatt (MW) – genug, um 80.000 Menschen mit Strom zu versorgen, was dem gesamten Bezirk Mistelbach entspricht.

Große regionale Unterschiede in Österreich

Insgesamt schreitet der Ausbau der Windkraft in Österreich jedoch eher schleppend voran, wobei sich der Beitrag von Wind- und Solarenergie zur heimischen Stromerzeugung in den vergangenen Jahren dennoch konsequent steigerte. Die Stromproduktion aus Wind ist 2022 im Jahresvergleich um 7,5 Prozent gestiegen und trug damit 11,2 Prozent zur Stromerzeugung bei. 2005 lag der Anteil noch bei rund zwei Prozent. Die neu installierte Leistung lag 2022 bei 315 Megawatt (MW), geht aus einem Bericht „Energie in Österreich“ hervor. Datengrundlage bilden vorläufige Zahlen der Statistik Austria.

Dennoch sehe ein starker Ausbau anders aus, ist man bei der IG Windkraft überzeugt. Im Vorjahr wurden abzüglich abgebauter Anlagen 68 Windräder mit einer Leistung von 289 MW gebaut, für das laufende Jahr erwartete die IG Windkraft einen Zubau von 240 MW Leistung. Die Geschwindigkeit beim Ausbau der Windkraft habe zuletzt sogar abgenommen und liege klar unter dem Niveau der Jahre 2013–2015, kritisierte Anfang des Jahres IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl – mehr dazu in „Windkraftausbau verläuft schleppend“ (news.ORF.at; 12.1.2023).

Und das, obwohl Österreichs Strom bereits in sieben Jahren – also bis 2030 – gänzlich aus erneuerbaren Energien erzeugt werden soll und die größten Chancen im Bereich der Sonnen- und Windenergie liegen. 2022 stammten laut E-Control knapp drei Viertel des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen aus der Wasserkraft. Entsprechend niedrig fiel die Stromerzeugung aus anderen erneuerbaren Energien aus – mehr dazu in „Wo Österreichs Energiepotenziale liegen“.(news.ORF.at; 17.8.2023).

Bungeejump vom Windrad
© Astrid Knie
Noch immer gibt es Bundesländer ohne Windräder. Der kleine Ort Hohenruppersdorf zählt seit Samstag 18 Anlagen.

Bis heute gibt es nach wie vor Bundesländer ohne ein einziges Windrad – nämlich in Salzburg, Vorarlberg und Tirol. Hier zeigt sich bundesweit ein deutliches Ost-West-Gefälle. Niederösterreich liegt hier am entgegengesetzten Ende der Skala und führt die Statistik mit den meisten Windrädern an. Wobei das noch lange nicht bedeutet, dass Projekte im Osten Österreichs ohne Konflikte abgewickelt werden.

Mehr Windräder könnten Strompreise dämpfen

Weil sowohl die Baukosten zur Errichtung von Windparks als auch die Kreditzinsen zuletzt massiv gestiegen sind, forderte IG Windkraft-Geschäftsführer Moidl vor etwas mehr als einem Monat im Ö1-Radio bessere Bedingungen für den Ausbau der Windenergie in Österreich. Er verlangt eine Erhöhung der Marktprämie, damit mehr Windkraftanlagen gebaut werden können und sich die Produktion angesichts gestiegener Kosten überhaupt rechnen könne.

Gerade im Winter spielen Windräder eine Schlüsselrolle, um fossile Kraftwerke aus dem Markt zu drängen, denn Windkraftanlagen würden 60 Prozent der jährlichen Stromerzeugung im Winterhalbjahr liefern, so Moidl. Ihm zufolge sei es „leider noch nicht überall angekommen“, welche Bedeutung die Windenergie auch mit Blick auf den Umstieg auf Wärmepumpen habe.

Bei einem Pressegespräch Anfang September hatte Moidl zudem betont, dass Windräder gemeinsam mit Photovoltaik-Anlagen dazu beigetragen hätten, dass der Gaspreis-Schock 2022 nicht voll auf den Strompreis durchgeschlagen habe. Der preisdämpfende Effekt werde mit dem Erneuerbaren-Ausbau stärker. Dass der Ausbau der Windkraft also helfe, die Strompreise zu dämpfen, bekräftigt auch Karina Knaus, Strompreisexpertin der Energieagentur: „In je mehr Stunden wir es schaffen mit Erneuerbaren die Nachfrage zu decken, desto günstiger wird es.“

Eröffnungsfeier Windpark Hohenruppersdorf
© Astrid Knie
In Hohenruppersdorf wurde der ausgebaute Windpark am Samstag mit einem großen Fest feierlich eröffnet

Hohenruppersdorfer Projekt will zeigen, wie es geht

Die Erweiterung des Windparks in Hohenruppersdorf wurde bei der Eröffnung am Wochenende als „wegweisendes“ Projekt bezeichnet, das einen „bedeutenden Schritt hin zur nachhaltigen Energiegewinnung und einem umweltfreundlichen Morgen“ markiere sowie einen „weiteren wichtigen Schritt zur Energie-Unabhängigkeit Niederösterreichs“.

Die drei Brüder Franz, Andreas und Martin Blochberger, allesamt Geschäftsführer des hinter dem Projekt stehenden Familienunternehmen Ventureal, betonten bei der Eröffnung: „Egal ob Pariser Klimaabkommen oder nationale Vorgaben: Im Sinne unserer nächsten Generationen müssen wir einen Beitrag zur Energie-Unabhängigkeit leisten. Denn die jüngsten Monate haben uns durch die Ukraine-Krise klar vor Augen geführt: Durch unser Modell machen wir die Regionen unabhängiger.“