Rote Schuhe werden von manchen Menschen als Synonym für Erotik oder Weiblichkeit gesehen, und die Farbe Rot steht für Liebe und Leidenschaft. Ein roter Schuh ist aber auch ein Symbol für Gewalt an Frauen.
2009 sorgte die mexikanische Künstlerin Elina Chauvet mit roten Schuhen in einer Kunstaktion für Aufsehen. Unzählige rote Schuhe wurden auf dem zentralen Hauptplatz in der mexikanischen Hauptstadt zu einem Zeichen gegen den Femizid. Denn Chauvets Schwester war von deren Ehemann zu Tode geprügelt worden.
Rote Schuhe als Symbol für den Schmerz
Zahlreiche Aktionen mit roten Schuhen folgten in den Jahren danach, bis heute. Weltweit, und nun auch in Weitra (Bezirk Gmünd). Rote Schuhe sind auch Symbol für den Schmerz, sagt Myriam Urtz, Initiatorin und Kuratorin der Ausstellung im Stadtatelier.
Mit der Schau möchte man aber mehr als das Gefühl des Schmerzes ausdrücken, daher auch der Titel „I got out of my red shoes“. „Ich will zeigen, dass es wichtig ist, aus Gewalt und Unterdrückung auszusteigen. Dass man den Mut und die Energie hat, aus diesen roten Schuhen zu steigen und dass man ein neues Leben anfangen kann“, so Urtz.
Für die Künstlerin, die sich mit Keramikskulpturen international einen Namen machte, stehen die roten Schuhe auch als Symbole für Zwänge, die man sich oft selbst auferlegt: „Man muss seine eigenen Stärken erkennen und leben. Das ist für mich das Überthema: Aus den roten Schuhen heraussteigen.“
Auf der Website des Stadtateliers Weitra kann man lesen: „Eine Frau auf der Landstraße des Lebens. Sie sitzt. Ruht sich aus. Ihr Blick in eine ungewisse Ferne gerichtet. Der blutrote Schuh, aus dem sie gerade gestiegen ist, noch übergroß. Doch die Richtung ist jetzt eine andere. Der Tag ist schön. Hoffnungsfroher Sonnenschein und Schäfchenwolken. Sie ist allein. Auch wenn manchmal Freund/Innen zur Seite stehen, gehen muss man seinen Weg allein. Immer.“
Ausstellungshinweis
„I got out of my red shoes“, bis 28. Oktober, Stadtatelier Weitra, donnerstags bis samstags 10.00 bis 17.00 Uhr.
Kunst als Mittel gegen Gewalt an Frauen
Kann Kunst Gewalt gegen Frauen verhindern? Kann Kunst zum Nachdenken anregen, oder zum Handeln auffordern? Myriam Urtz: „Ich glaube, dass es nur über das Spüren möglich ist. Man muss den Schmerz eines anderen Menschen spüren, man muss versuchen, sich in diese andere Person hineinzuversetzen. Vielleicht kann diese Ausstellung beitragen, dass jemand sagt, ich schaue nicht mehr zu, wenn der Nachbar jeden Tag seine Frau verprügelt.“
Die Ausstellung in Weitra sieht sich als eine Hommage an die Stärke und die Kreativität von Frauen, sagt Kuratorin Myriam Urtz: „Ich glaube, dass jene Frauen, die ganz heftig betroffen sind, oft gar keine Stimme haben. Wir als Künstlerinnen und Künstler können nur an der Oberfläche kratzen. Wir sind weder Sozialarbeiter noch Psychologen. Wir können aber vielleicht über die Kunst einen Teil der Seele ansprechen, und sie in Resonanz bringen, was eine Psychotherapie nicht kann.“