Schlaganfall
gettyimages/Juanmonino
gettyimages/Juanmonino
Chronik

Engpässe bei Schlaganfall-Spezialbehandlung

Jährlich erleiden etwa 14.000 Menschen in Österreich einen Schlaganfall. Bei schweren Fällen müssen Patienten aus Niederösterreich öfter in andere Bundesländer gebracht werden, wie die „ZIB“ berichtete. Laut LGA sei eine bundesübergreifende Versorgung jedoch üblich.

Bei einem Schlaganfall ist eine schnelle Versorgung überlebenswichtig. In Niederösterreich werden Patientinnen und Patienten üblicherweise in eines der sieben Stroke Units in Horn, Mistelbach, Amstetten, St. Pölten, Tulln, Wiener Neustadt oder Mödling gebracht. Dort wird mittels CT (Computertomographie) die Art des Schlaganfalls diagnostiziert, diese Stroke Units sind laut Landdesgesundheitsagentur (LGA) rund um die Uhr besetzt.

In St. Pölten, Tulln und Wiener Neustadt wird zudem eine Thrombektomie angeboten – eine Behandlung für besonders schwere Fälle. Die „ZiB“ berichtete am Montag anhand von vorliegenden Dienstplänen jedoch, dass die Spezialbehandlung aufgrund von Unterbesetzung oft nicht angeboten werden könne. Patientinnen und Patienten müssten dann in andere Bundesländer gebracht werden und damit einen weiteren Weg ins Spital in Kauf nehmen.

LGA spricht von Ausnahmefällen

In Ausnahmefällen könne es tatsächlich vorkommen, dass an keinem der drei Standorte eine Thrombektomie durchgeführt werden kann, bestätigt die LGA am Dienstag gegenüber noe.ORF.at. Dort heißt es, die personelle Besetzung sei eine Herausforderung, dass sei unter anderem auf den großen Leistungsumfang sowie die hohe Teilzeitquote zurückzuführen.

Schlaganfallzentren unterbesetzt

Rund 14.000 Menschen erleiden in Österreich pro Jahr einen Schlaganfall. Dem ORF wurden Dienstpläne von Schlaganfall-Zentren zugespielt. Sie zeigen, dass Niederösterreich vor allem an den Wochenenden so schlecht besetzt ist, dass Patientinnen und Patienten immer öfter in andere Bundesländer gebracht werden müssen, vor allem nach Wien. Damit geht wertvolle Zeit verloren.

Laut der LGA wolle man in Niederösterreich eine „Rund um die Uhr-Versorgung“ sicherzustellen. „Aber: Auch bei einer Rund um die Uhr-Versorgung können Transferierungen notwendig sein, wenn es aufgrund von laufenden Behandlungen gerade keine freien Therapieplätze gibt“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Spezialtherapie oft in anderen Bundesländern

Engpässe in Bezug auf die Spezialtherapie seien jedoch mit Oberösterreich und Wien abgesprochen. Außerdem sei eine Thrombektomie auch in anderen Bundesländern nur in ausgewählten Kliniken durchführbar, heißt es vonseiten der LGA. Generell könnten mehr als 70 Prozent der schweren Fälle in Niederösterreich behandelt werden, so die LGA.

Der Rest werde in Wien und Oberösterreich versorgt. Auch umgekehrt würden Patientinnen und Patienten aus Wien und Oberösterreich in Niederösterreich versorgt, denn das Gesundheitssystem sei darauf ausgelegt, bundesländerübergreifend zu funktionieren. So könne es auch abseits von Engpässen vorkommen, dass Patientinnen und Patienten nach Wien oder Linz gebracht werden, wenn der Transportweg dahingehend besser sei, so die LGA.

SPÖ fordert zum Handeln auf

Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig (SPÖ) forderte hingegen am Dienstag den für die Landeskliniken zuständigen Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) in einer Aussendung zum Handeln auf: „Wenn lebensrettende – auf schwere Fälle spezialisierte – Stroke-Units gänzlich oder teilweise nicht besetzt werden können, schrillen alle Alarmglocken.“ Das Land müsse die personelle Ausstattung der Abteilungen gewährleisten. "Hier darf keine wertvolle Zeit verloren gehen.“

Im Büro von Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) wollte man zu den inhaltlichen Vorwürfen auf Anfrage von noe.ORF.at nichts sagen und verwies stattdessen auf die Landesgesundheitsagentur. „Für den laufenden Betrieb der Kliniken ist die LGA als Anstalt öffentlichen Rechts verantwortlich. Dahingehend sollten die Fakten bewertet werden“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme aus dem Büro Schleritzkos.