Preisträger Wissenschaftspreis 2023
Klaus Ranger
Klaus Ranger
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Forschungspreise: Von Mittelalter bis Raben

Die Wissenschaftspreise des Landes sind heuer unter anderem für herausragende Forschung zu mittelalterlichen Schriften und der Intelligenz von Raben vergeben. Erfolgreichste Forschungsinstitution war mit drei Anerkennungspreisen das ISTA in Klosterneuburg.

Elf Wissenschafterinnen und Wissenschafter wurden am Mittwochabend im Rahmen einer festlichen Gala in der Reitschule Grafenegg (Bezirk Krems) von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) für ihre herausragenden wissenschaftlichen Verdienste für Niederösterreich ausgezeichnet. „Wir wollen, dass Forschung gelebt wird, dass Forschung Land und Leuten hilft“, so Mikl-Leitner.

Der für Wissenschaft zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) betonte, es sei wichtig das Vertrauen in die Wissenschaft „in den Mittelpunkt zu stellen“ und Wissenschaftsskepsis zu bekämpfen. Pernkopf versprach, dass man die zukünftige Finanzierung von Wissenschaft und Forschung durch das Land trotz schwieriger Budgetverhandlungen garantieren werde.

Wissenschaftspreise des Landes

Die niederösterreichischen Wissenschaftspreise werden jährlich in den Kategorien Würdigungspreis, Anerkennungspreis und Zukunftspreis verliehen. Zukunftspreisträger erhalten zwischen 1.500 und 3.000 Euro, Anerkennungspreisträger je 4.000 Euro, Würdigungspreisträgerinnen je 11.000 Euro.

Raben ähnlich intelligent wie Kleinkinder

Einer der beiden begehrten Würdigungspreise, die für ein wissenschaftliches Gesamtwerk von überregionaler Bedeutung verliehen werden, ging heuer an den Verhaltens- und Kognitionsforscher Thomas Bugnyar von der Universität Wien für dessen Forschung zur Intelligenz von Raben an der Forschungsstation Haidlhof (Bezirk Baden). Bugnyars Buch „Raben: Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten“ wurde 2023 zum Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt.

Bei konkreten Aufgaben würden Raben ein ähnlich hohes Intelligenzniveau wie Primaten, zum Teil sogar Schimpansen, aufweisen, erklärt Bugnyar. Umgemünzt auf das menschliche Intelligenzverständnis sei das mit bestimmten Fähigkeiten von zwei- bis dreijährigen Kindern vergleichbar, betont der Rabenexperte. „Das ist nicht schlecht, es ist immerhin ein Vogel mit einem Gehirn, das nicht größer als eine Walnuss ist.“

Erotische Funde in der Klosterbibliothek

Den zweiten Würdigungspreis erhielt die Schriftexpertin Christine Glaßner von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Glaßner forscht insbesondere zu den handschriftlichen Beständen der Klosterbibliotheken von Stift Melk und Stift Göttweig. Glaßner interessiert sich dabei nicht nur für den Inhalt, sondern versucht auch den Autor, das Erstellungsjahr, den Ort und den Auftraggeber zu ermitteln. „Eine mittelalterliche Handschrift funktioniert anders als ein modernes Buch“, erklärt die Expertin: „Eine mittelalterliche Handschrift hat kein Titelblatt oder kein Inhaltsverzeichnis, aus dem man sofort erschließen könnte, was darin enthalten ist.“

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Thomas Bugnyar
Klaus Ranger
Thomas Bugnyar gilt als Koryphäe im Bereich der Rabenforschung, dafür erhielt er den Würdigungspreis
Christine Glaßner
Jasmina Dzanic
Den zweiten Würdigungspreis erhielt Christine Glaßner für ihr Gesamtwerk über mittelalterliche Handschriften in Niederösterreich
Stefan Freunberger
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Stefan Freunberger ist einer von drei Anerkennungspreisträgern des ISTA, er forscht zu organischen Batterien
Maksym Serbyn
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Der aus Kiew stammende Maksym Serbyn vom ISTA wurde für seine Grundlagenforschung in der Quantenphysik geehrt
Eva Oburger
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Eva Oburger forscht für die Boku am Standort Tulln zu chemischen Prozessen in unmittelbarer Nähe der Pflanzenwurzeln
Maria Peer
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Maria Peer wurde für ihre Masterarbeit über den Zusammenhang der Amphibienwanderung und der Marillenblüte ausgezeichnet
Agnes Kim
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Agnes Kim erforschte in ihrer Diplomarbeit die ausgestorbenen kroatischen Dialekte im Marchfeld

Zu den bedeutendsten Funden Glaßners zählen ein handschriftliches Fragment des Nibelungenliedes und Teile eines mittelalterlichen, erotischen Textes, dessen Inhalt bislang auf das 15. Jahrhundert datiert wurde. „Dieses Fragment, das wir gefunden haben, stammt aber aus der Zeit um 1300“, schildert Glaßner: „Solche Funde haben manchmal zur Folge, dass die Literaturgeschichte ein bisschen umgeschrieben werden muss.“

Anerkennungspreise gehen dreifach nach Klosterneuburg

Bei den Anerkennungspreisen, die Wissenschafterinnen auszeichnen, die durch ihre Arbeit fachliche Anerkennung gefunden haben, ohne dass bereits ein Gesamtwerk vorliegt, waren die Forscher des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) besonders stark vertreten. Drei von vier Anerkennungspreisen gingen an das ISTA, unter anderem für Forschung zu organisch-basierten Batterien (Stefan Freunberger), Erkenntnise über Enzyme der Atmungskette (Leonis Sazanov) und Grundlagenforschung in der Quantenphysik (Maksym Serbyn). Darüber hinaus wurde Eva Oburger von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) am Universitäts- und Forschungszentrum Tulln für ihre Erkenntnisse über chemisch-biologische Prozesse im Wurzelbereich von Nutzpflanzen ausgezeichnet.

Den „Wissenschafts Zukunfts Preis“ für Nachwuchstalente erhielten Jisha Puthenpurayil für ihre Bachelorarbeit über Leukämie, Maria Peer für ihre Masterarbeit zur Amphibienwanderung, Agnes Kim für ihre Diplomarbeit über die Erforschung ausgestorbener kroatischer Dialekte im Marchfeld, Catherine Rosenfeld für ihre Dissertation über einen neuen Klebstoff und Karin Tengler für ihre Dissertation zum Einsatz von Robotern in der Grundschule.