Vergangenen Sonntag war der letzte Zug für die Saison 2023 auf der sogenannten „Ybbstalbahn-Bergstrecke“ unterwegs. Und es könnte der letzte überhaupt gewesen sein. Die mittlerweile in die Jahre gekommene Strecke müsste kostspielig saniert werden.
Geht es nach den Gemeinden Gaming und Lunz am See, soll die Strecke daher wie die restliche Trasse der ehemaligen Ybbstalbahn zu einem Radweg umfunktioniert werden. Dazu wurde in beiden Gemeinden bereits ein Grundsatzbeschluss gefasst.
Radweg brächte „wichtigen Lückenschluss“
Der Lunzer Bürgermeister Josef Schachner (ÖVP) bestätigt gegenüber noe.ORF.at die Bestrebungen, aus der Bahnstrecke einen Radweg machen zu wollen. Die Stimmung in der Bevölkerung sei dahingehend, dass die derzeitigen Radwege entlang der Straßen nicht ausreichen würden und eine Nutzung der Bahntrasse viel sinnvoller wäre. Außerdem wäre dies ein wichtiger Lückenschluss im bestehenden Netz des Ybbstalradweges. Die bereits eingestellten Teile der Ybbstalbahn wurden bereits 2017 großteils zu einem Radweg umgebaut.
Die Österreichische Gesellschaft für Lokalbahnen (ÖGLB), die den Ötscherland-Express betreibt, stemmt sich gegen das drohende Aus für die Museumsbahn. Die Strecke sei tatsächlich sanierungsbedürftig, man hätte aber bereits seit acht Jahren die Zusage, dass diese Sanierung mit Fördermitteln des Landes geschehen solle. Diese Zusage wurde noe.ORF.at vonseiten der NÖVOG bestätigt.

Albert Malli, Präsident der ÖGLB, meint zu dem Grundsatzbeschluss: „Das ist ein harter Schlag gegen unseren Verein und jene, die an Ort und Stelle seit Jahren bis zur Selbstaufopferung Übermenschliches leisten.“ Der Verein sei 1988 von den Anrainergemeinden mit dem Betrieb einer Museumsbahn beauftragt worden. 1990 wurde schließlich damit begonnen. Dass damit nach 33 Jahren plötzlich Schluss sein soll, sei völlig unverständlich.
Fahrgastinteresse weiterhin groß
Zudem sei das Fahrgastinteresse in der Museumsbahn weiterhin groß. „Wir hatten volle und übervolle Züge mit heuer knapp 3.000 Fahrgästen. Das belegt eindrucksvoll das ungebrochene Interesse der Bevölkerung an der Museumsbahn als touristische Attraktion in der Region“, so Malli. „Die Gemeindestraßen, die parallel zur Bahn verlaufen, haben so wenig Autoverkehr, dass ein durchgehender und sicherer Radweg möglich ist, ohne eine der schönsten Museums- und Touristikbahnen Österreichs zu zerstören.“ Das sei etwa so, als würde Paris den Eiffelturm abreißen, weil er einer neuen Straße im Weg stünde.

Gemäß ihrem Vereinszweck werde sich die ÖGLB für den Erhalt der „Ybbstalbahn-Bergstrecke“ stark machen. Eine von einem Mitglied ins Leben gerufene Petition zählt bereits 1.300 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Außerdem sei man um Klärung mit Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ) bemüht. Mit seinem Ressort sei man in „aufrechten und konstruktiven Gesprächen“ zu einer nachhaltigen Sanierung der Bahnstrecke.