Agrana Gmünd
Agrana_apa/schedl
Agrana_apa/schedl
Wirtschaft

Agrana schreibt neuerliche Gewinne

Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana hat im ersten Halbjahr 2023/24 aufgrund des wachsenden Frucht- und Zuckergeschäfts neuerlich Gewinne geschrieben. Der Konzerngewinn belief sich auf 64,3 Mio. Euro. Zuvor hatte das Unternehmen mit Einbußen zu kämpfen.

In der Vorjahresperiode waren aufgrund von Abschreibungen in der Ukraine und Russland noch Verluste in Höhe von 17 Mio. Euro angefallen. Der Umsatz stieg um 9,3 Prozent auf 1,96 Mrd. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) kletterte von 11,1 auf 110,9 Mio. Euro.

Die börsennotierte Agrana ist bei Endkunden in Österreich vor allem mit seiner Marke „Wiener Zucker“ bekannt. Der Konzern beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter an weltweit 55 Produktionsstandorten. Man habe sich „auf die neuen Marktdynamiken, vor allem bei Rohstoff- und Energiepreisen, gut eingestellt“, sagte Agrana-Chef Markus Mühleisen am Donnerstag.

Ergebnis im Frucht-Geschäftsbereich gedreht

Besonders gut sei das Geschäft mit Fruchtzubereitungen für den Bereich „Food Services“ (unter anderem Systemgastronomie, Hotellerie) sowie mit Fruchtsaftkonzentrat und mit Zucker für die Getränkeindustrie gelaufen. Das Betriebsergebnis im Frucht-Geschäftsbereich drehte von minus 60 Mio. Euro aufgrund von Abschreibungen auf Werke in der Ukraine und Russland auf nun 43,7 Mio. Euro im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2023/24.

Die Agrana betreibt in der Ukraine in Vinnitsa – rund 300 Kilometer südwestlich von Kiew ein Fruchtzubereitungs- und ein Fruchtkonzentratwerk sowie in Russland in Serpuchov – rund 100 Kilometer südlich von Moskau – ein Fruchtzubereitungswerk. Die Werke in der Ukraine seien nicht an der Kampflinie, es gebe aber regelmäßig Flugalarm und Einschläge, berichtete Mühleisen. Die Situation sei „extrem schwierig“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dennoch sei die Werksauslastung wieder auf über 50 Prozent gestiegen. In Russland evaluiere man ständig, „was das richtige Vorgehen ist“, so der Agrana-Chef.

Zuckerpreis am Weltmarkt gestiegen

Das Betriebsergebnis im Zuckergeschäft kletterte von 14,4 auf 31 Mio. Euro. Der Zuckerpreis ist am Weltmarkt auf ein 13-Jahres-Hoch gestiegen. Aufgrund der Klimaveränderung, volatilen Witterungsbedingungen und regulatorischen Eingriffen bei Pflanzenschutzmitteln erwartet der Agrana-Chef keine Zucker-Überproduktion mehr und ein stabileres, höheres Preisniveau als in der Vergangenheit.

Auch für das kommenden Jahr will die Agrana wieder mit den heimischen Bauern Anbauverträge für rund 38.000 Hektar Rübenfläche abschließen, um die ausreichende Rübenversorgung für die beiden firmeneigenen Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf (Bezirk Bruck an der Leitha) sicherzustellen.

Geschäftsbereich Stärke rückläufig

Im Stärkebereich treffen den heimischen Agrarkonzern die schwächelnde Konjunktur und der Lagerbestandsabbau von Kunden in Europa. Deutlich weniger Agrana-Stärkeprodukte orderte etwa die Papier- und Pappeindustrie. Eine Reduktion der Produktion und der Fokus auf profitablere Produkte hielten laut Mühleisen die Margen bei Stärkeprodukten aber stabil.

Die Erträge in der Agrana-Bioethanolproduktion im niederösterreichischen Pischelsdorf (Bezirk Tulln) waren aufgrund deutlich gesunkener Marktpreise „wesentlich geringer“ als in der Vorjahresperiode. Hohe Importe aus den USA und Brasilien drückten die Preise. In Österreich haben die Tankstellen seit April von E5-auf E10-Superbenzin 95 umgestellt. Bei E10 wird dem fossilen Benzin zu 10 Prozent aus Agrarprodukten und Bio-Abfallprodukten hergestelltes Bioethanol beigemischt. Die E10-Einführung in Österreich sei „sehr positiv“ abgelaufen und habe dem Geschäft „einen Schub“ gegeben, so der Agrana-Chef. Insgesamt ging das Betriebsergebnis im Geschäftsbereich Stärke inklusive Bioethanol aber stark von 56,7 auf 36,2 Mio. Euro zurück.

„Sehr deutlicher Anstieg“ bei Betriebsgewinn erwartet

Die von Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Rübenproduzenten und dem deutschen Zuckerkonzern Südzucker kontrollierte Agrana erwartet für das Geschäftsjahr 2023/24 „einen sehr deutlichen Anstieg“ beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) und einen „moderaten Anstieg“ beim Umsatz. Laut dem Firmenchef zeigen die strategischen Maßnahmen der vergangenen zwei Jahre „deutliche Wirkung“. Man setze „viel stärker auf profitableres Geschäft“, suche neue Absatzkanäle und arbeite bei der Produktentwicklung enger mit Kunden zusammen. „Das zahlt sich aus.“