Metaller-KV Betriebsrätekonferenz in St. Pölten
APA/GEORG HOCHMUTH
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Wirtschaft

Metaller-KV: Angebot der Industrie „Sauerei“

Nachdem die zweite Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Metaller kein Ergebnis gebracht hat, hat am Donnerstag in St. Pölten eine Betriebsrätekonferenz stattgefunden. Zwischen 21. Oktober und 1. November soll es zu Betriebsversammlungen kommen.

PRO-GE-Chef Reinhold Binder teilte Donnerstagvormittag in St. Pölten zur Eröffnung der Betriebsrätekonferenz kräftig gegen die Arbeitgeber in der Metallindustrie aus. Er forderte bei den laufenden Kollektivvertrags-Verhandlungen „einen Abschluss, der sich gewaschen hat“. Das Angebot der Industrie für 2,5 Prozent mehr Lohn plus einer Einmalzahlung von 1.050 Euro bezeichnete er als „eine Sauerei, eine Frechheit und eine unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“.

Die Bundesregierung habe bei der Bekämpfung der hohen Inflation „total versagt“, während die Bürger „am Familientisch beraten, wie sie sich das Leben noch leisten können“, so Binder. Inzwischen würden sich die Firmenbosse „schön fleißig auf die Oberschenkel klopfen und sich gegenseitig motivieren“. Sollte bei der nächsten Verhandlungsrunde am Freitag in einer Woche kein neues Angebot der Arbeitgeber kommen, werde man „in die Betriebe gehen“, so der Chefverhandler der PRO-GE bei der laufenden Metaller-Lohnrunde.

Einstimmiger Beschluss für Betriebsversammlungen

Laut Gewerkschaften nahmen 800 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland an dem Treffen in St. Pölten teil und beschlossen einstimmig die Betriebsversammlungen. „Ab sofort werden Betriebsversammlungen in den Betrieben aller Fachverbände einberufen, die dann im Zeitraum von 21. Oktober bis inklusive 1. November 2023 stattfinden werden. Entsprechend des weiteren Verlaufs der Verhandlungen werden die konkreten Maßnahmen, die zur Durchsetzung Forderungen führen, fixiert“, hieß es von PRO-GE und GPA Donnerstagmittag.

Zu Wort meldeten sich auch die Arbeitgeber vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI). Deren Obmann, der steirische Industrielle Christian Knill, betonte: „Mit den alten Rezepten der Vergangenheit werden wir diese Herausforderungen nicht lösen. Unser Angebot, die Kaufkraft zu stärken und gleichzeitig die Überlebensfähigkeit der Betriebe zu sichern, setzt auf Vernunft und ist der Versuch einer kreativen Lösung in diesen schwierigen Zeiten. Daran werden wir ab dem 20. Oktober weiterarbeiten.“

Metaller-KV Betriebsrätekonferenz in St. Pölten
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Die Chefverhandler der Gewerkschaften Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (Gewerkschaft GPA) am Donnerstag bei der Betriebsrätekonferenz in St. Pölten

GPA-Chefverhandler Karl Dürtscher wiederum erinnerte die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung. Die Betriebe hätten die Preise deutlich erhöht, viele hätten sich dabei „eine goldene Nase und goldene Ohren verdient“, sagte er vor Betriebsräten. Einmalzahlungen seien jedenfalls nicht nachhaltig und auch bei der Arbeitszeit müssten sich die Arbeitgeber bewegen, richtete er aus.

Dritte Verhandlungsrunde am 20. Oktober

Neben St. Pölten fand am Donnerstag auch noch in Klagenfurt eine Betriebsrätekonferenz statt, weitere Städte in Österreich folgen bis kommenden Montag. Am Freitag, dem 20. Oktober, findet dann die dritte Verhandlungsrunde für die Metalltechnische Industrie statt, andere Verbände der Metallindustrie starteten ebenfalls schon in die KV-Runde. Insgesamt geht es um rund 200.000 Beschäftigte in der Metallindustrie und in etwa noch einmal so viele im Metallgewerbe. Nach den Metallern startet der Handel Ende Oktober mit den KV-Verhandlungen.

Am 25. September überreichten Binder und Dürtscher die Forderung von 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt an die Arbeitgeber, seitdem fanden zwei ergebnislose Verhandlungsrunden statt. Die Abschlüsse der vergangenen Wochen in anderen Branchen lagen alle bei rund 10 Prozent Plus, bei einer Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 9,6 Prozent. Die Pensionen steigen um 9,7 Prozent, die Sozialberufe forderten in ihrer KV-Runde ein Plus von 15 Prozent. Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS preisten in ihrer Konjunkturprognose KV-Abschlüsse bei der Herbstlohnrunde auf Höhe der rollierenden Inflation – sprich 9,6 Prozent – bereits ein. Den höchsten Abschluss in letzter Zeit erzielten die Paketzusteller, sie bekommen 16 Prozent mehr Lohn.