ISRAEL: ANKUNFT EINES EVAKUIERUNGSFLUGES AM FLUGHAFEN WIEN
APA/MAX SLOVENCIK
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Chronik

Flugzeug aus Tel Aviv in Schwechat gelandet

Nach der Panne der „Hercules“-Transportmaschine des Bundesheeres sind am Donnerstag die ersten Österreicher nach dem Großangriff der Hamas-Terrororganisation auf Israel von Tel Aviv nach Schwechat (Bezirk Bruck a. d. Leitha) geflogen worden. Kurz nach 15.00 Uhr landete die Maschine.

Der Airbus A320 der Austrian Airlines war zur Evakuierung von Österreicherinnen und Österreichern vom Außenministerium gechartert worden. Gegen Mittag war die AUA-Maschine in Tel Aviv abgehoben, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Laut Website des Flughafens landete das Flugzeug mit 176 Passagieren um 15.19 Uhr in Schwechat.

Die Passagiere zeigten sich erleichtert, nach dem Überfall von Hamas-Terroristen auf Israel wieder sicheren Boden unter ihren Füßen zu haben. Eine in Aschkelon – eine Stadt im Südbezirk Israels – verheiratete Mutter hatte sich mit ihren beiden Kindern zu in Österreich lebenden Angehörigen ausfliegen lassen.

Geflüchtete Mutter: „Der zweite Holocaust“

In Israel sei es jetzt „ganz schlimm“, schilderte die 25-Jährige in der Ankunftshalle in Schwechat gegenüber Journalistinnen und Journalisten: „Diesmal ist es Krieg.“ Sie habe sich wegen ihrer beiden kleinen Kinder entschlossen, das Land zu verlassen: „Mein Mann ist im Krieg. Er ist in der Armee.“ Sie habe sich zunächst von Aschkelon nach Jerusalem begeben („Da habe ich mich sicherer gefühlt“) und sei jetzt in Wien: „Aber mein Herz ist immer da (in Israel, Anm.). Wir werden das durchstehen.“ Was Israel widerfahren sei, sei „der zweite Holocaust. Die ganze Welt soll das sehen.“

Eine 22-Jährige aus Wien hatte gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester einen insgesamt dreiwöchigen Israel-Urlaub geplant, als das Land von Hamas-Terroristen angegriffen wurde. „Seit Sonntag war es eine heftige Zeit“, berichtete die junge Frau. Sie habe ihr Hotel in Tel Aviv nicht verlassen und sei nun „froh, wieder hier zu sein“. Ein Mittdreißiger berichtete, er sei nach Raketenangriffen in einen Schutzbunker geflüchtet und hoffe jetzt, „dass das ein Ende nehmen wird und der Terror besiegt wird“. Eine weitere Passagierin des vom Außenministerium gecharterten Airbus A320 erklärte, Israel erlebe derzeit „den Horror“, es sei „eine Katastrophe“. Dagegen sei es „ein Traum, daheim zu sein“.

Laut Außenministerium waren in der Airbus-Maschine neben 139 Österreicherinnen und Österreichern und deren Angehörigen auch Staatsangehörige aus Israel, Polen, Deutschland, den USA, Frankreich, Kroatien, Schweden, Ungarn und Großbritannien an Bord.

Student mittels Linienflug nach Schwechat gelangt

Bereits vor der AUA-Maschine war ein 27-jähriger Wiener Student mittels eines Linienflugs aus Zypern nach Schwechat gelangt, nachdem er es am Mittwoch von Israel nach Zypern geschafft hatte. Dort organisierte sich der Student eigenständig einen weiteren Flug nach Wien. Der Studierende an der Angewandten hätte ein Auslandsemester in Jerusalem absolvieren sollen und befand sich seit einer Woche in Israel, als Hamas-Terroristen das Land angriffen.

Sirenen hätten ihn am Wochenende geweckt, ein Mitbewohner hätte ihm dann von Raketenangriffen berichtet, schilderte der junge Wiener: „Ich habe dann relativ pragmatisch zu handeln versucht.“ Über Tel Aviv schaffte es der junge Wiener, am Mittwoch einen Platz in einer israelischen Maschine nach Zypern zu bekommen: „Seit gestern habe ich gewusst, ich bin sicher.“ Jetzt wolle er erst einmal in seine Wohnung in Wien und schlafen, meinte der 27-Jährige, der von seinen Eltern vom Flughafen abgeholt wurde.

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NAHOST – FLUG AUS TEL AVIV AUF DEM WEG NACH ÖSTERREICH
BMEIA
Ein österreichisches Krisenteam betreute Österreicher am Donnerstag vor ihrem Abflug im Flughafen in Larnaka
NAHOST – FLUG AUS TEL AVIV AUF DEM WEG NACH ÖSTERREICH
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NAHOST – FLUG AUS TEL AVIV AUF DEM WEG NACH ÖSTERREICH
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Zweite AUA-Maschine gelandet

Um 17.20 Uhr landete eine zweite AUA-Maschine mit aus Israel evakuierten Personen, die bereits am Mittwoch von Tel Aviv nach Zypern gebracht worden waren. An Bord der in Larnaka gestarteten Maschine befanden sich 70 Personen. Sowohl auf dem Flughafen in Tel Aviv als auch auf Zypern wurden die Passagiere von einem rot-weiß-roten Krisenteam betreut, berichtete das Außenministerium.

Die Zahl der ausreisewilligen Österreicherinnen und Österreicher ändert sich laufend, derzeitiger Stand ist laut Außenministerium rund 160 Personen. Daher ist für Freitag ein zusätzlicher Evakuierungsflug geplant. Vorgesehener Abflug in Tel Aviv ist um 12.00 Uhr, Ankunft in Schwechat gegen 14.45 Uhr. Außerdem würden laufend weitere Ausreisemöglichkeiten über den Landweg geprüft. Betroffene Österreicherinnen und Österreicher, die noch nicht mit der Botschaft in Kontakt getreten sind, werden gebeten, sich bei der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv zu melden.

Erneute Probleme bei „Hercules“-Maschine

Unterdessen berichtet der „Kurier“, dass die „Hercules“-Maschine des Bundesheeres ihren geplanten Evakuierungsflug nach Larnaka am Donnerstag erneut abbrechen musste. Während des Starts in Hörsching sei es erneut zu Problemen gekommen, die Maschine sei dann zwar in der Luft gewesen, habe aber unverzüglich umdrehen müssen. „Ja, wir können dies bestätigen. Die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren“, sagte Bundesheersprecher Michael Bauer gegenüber der Zeitung.

Der Fehler im Bereich der Druckluftanlage, der ein Abheben des Transportflugzeugs am Mittwoch verhindert habe, sei gefunden worden, so Bauer. „Es hat einen Werkstattflug gegeben. Also eine Platzrunde. Nun erfolgt ein Double-Check durch die Techniker, dann sehen wir, wie es weitergeht“, erklärte der Bundesheersprecher. Offen bleibt indes, ob die Bundesheermaschine noch zur Rettung der ausreisewilligen Österreicher eingesetzt werden könne, die Entscheidung liege beim Außenministerium.

Auch andere Länder setzen Evakuierungsmaßnahmen

Auch andere Länder setzten am Donnerstag Evakuierungsmaßnahmen. So startete der erste Sonderflug der Lufthansa zur Evakuierung von Deutschen nach Tel Aviv, wie die dpa meldete. Weitere Flüge für deutsche Staatsangehörige nach Zypern sind geplant. Auch Frankreich organisiert für die Rückholung von Staatsbürgern aus Israel am Freitag und Samstag jeweils mehrere Sonderflüge. Eine erste Sondermaschine von Air France aus Israel werde am Donnerstag gegen Abend in Paris erwartet, teilte das Außenministerium mit. Litauen holt 30 Bürger mit einer Militärmaschine von Tel Aviv über die Türkei ins Heimatland zurück.

Rund 8.000 Österreicherinnen und Österreicher leben in Israel, mehr als 200 waren laut dem Außenministerium zu Beginn des Hamas-Großangriffs am Samstag als Reisende gemeldet.