Kino Mistelbach/ Kronen Kino
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Kultur

Ehrenamtlicher Einsatz gegen Kinosterben

Auch wenn sich das viel beklagte Kinosterben in den letzten Jahren eingebremst hat: So mancher Standort hält sich nur durch kreative – und wirtschaftlich teils unrentable – Konzepte. In Mistelbach sucht ein Verein nun nach ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Von außen wirkt das alte Kronen Kino in Mistelbach beinahe, als wäre es gar nicht mehr in Betrieb: Das große Schild über dem Eingang leuchtet längst nicht mehr und die Wände könnten einen neuen Anstrich vertragen. Aber hinter der Fassade bemüht sich ein Kulturverein seit 13 Jahren darum, den Betrieb mit Programmkino am Laufen zu halten – bis jetzt mit Erfolg.

Drei bis fünf Mal im Monat füllt sich der historische Saal mit den lila Samtstühlen mit 50 bis 150 Besucherinnen und Besuchern, heißt es vom Verein. Zu sehen gibt es nicht immer nur die neuesten Blockbuster, sondern auch Filme, die andere Kinos gerade nicht zeigen. Bezahltes Personal gibt es nicht, denn die Ticketerlöse werden laut Vereinsobmann Herbert Marko unter anderem für die Lizenzen und die Saalmiete gebraucht.

Dass vor der Vorführung trotzdem Popcorn verkauft und die richtigen Schalter umgelegt werden, ist dem ehrenamtlichen Einsatz der rund 15 Vereinsmitglieder zu verdanken. Eine von ihnen ist Brigitte Schrimpf. Die Wienerin ist vor etwa zehn Jahren nach Mistelbach gezogen. „Wie ich das erste Mal hier hergekommen bin, war ich überwältigt“, erzählt Schrimpf. „Ich liebe dieses Kino einfach. Abgesehen davon, dass wir super Filme spielen, ist mir einfach daran gelegen, dass dieser Raum mit seinen schönen, lila Samtstühlen erhalten bleibt.“ Ob das gelingt, ist nicht garantiert.

Zweiter Betreiber verlässt den Standort

Denn die Miete hat sich der Verein bisher mit einem zweiten, kommerziellen Betreiber geteilt – dieser gab den Standort in Mistelbach aber mit Ende Oktober auf. Der Verein braucht daher eine neue Vereinbarung mit dem Eigentümer, einer chinesischen Unternehmerfamilie, die in Mistelbach auch ein Restaurant und ein Hotel betreibt. „Wir sind zwar noch in Verhandlungen, sind aber zuversichtlich, dass wir noch viele, viele Jahre Programm anbieten können und dürfen“, sagt Herbert Marko.

Kinoinitiative in Mistelbach

Auch wenn sich das viel beklagte Kinosterben in den letzten Jahren eingebremst hat: So mancher Standort hält sich nur durch kreative – und wirtschaftlich teils unrentable – Konzepte. In Mistelbach sucht ein Verein nun nach ehrenamtlichen Mitarbeitern, die den Kinobetrieb am Laufen halten.

Neben dem Programmkino will der Vereinsobmann künftig auch Kabarett-, Theater- und Musikabende veranstalten und so nicht nur das Kulturangebot in Mistelbach, sondern auch die Chancen, das Kino weiter zu betreiben, vergrößern. Damit das neue Konzept aufgeht, brauche es aber mehr Freiwillige, die unbezahlte Kassendienste übernehmen. Eine größere Bühne sowie neue Licht- und Tontechnik wurden bereits angeschafft – dank einer Crowdfunding-Kampagne, die im Sommer erfolgreich abgeschlossen wurde. Auch Land und Gemeinde unterstützen den Verein.

Kino Mistelbach/ Kronen Kino
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Die Fassade des alten Kronen Kinos in Mistelbach ist in die Jahre gekommen, aber darin liegt auch der Charme dieses Ortes

Kinosterben hat sich eingestellt

28 Kinos gibt es derzeit in Niederösterreich. Im Jahr 2000 waren es mit 58 Kinos noch doppelt so viele und 1953 gab es gar 323 Kinos – eine für heutige Verhältnisse nahezu unvorstellbar hohe Anzahl. Das viel beklagte Kinosterben ist also real, dürfte sich in den vergangenen Jahren aber eingestellt haben – das betonen auch Fachgruppengeschäftsführer Franz Rauchenberger und Branchensprecher Mario Hueber gegenüber noe.ORF.at: Denn seit 2010, damals gab es 29 Kinos, ist die Zahl stabil geblieben.

2023 könnte dank des kommerziellen Erfolgs von „Barbie“ und „Oppenheimer“ wieder so gute Besucherzahlen bringen wie das Kinojahr 2019, hofft man bei der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Ob das ein langfristiger Trend ist oder ob das Mistelbacher Beispiel in der Provinz Schule machen wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Ganz ohne Lohn gehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter in Mistelbach übrigens nicht aus: Sie dürfen die Vorführungen kostenlos besuchen. Und 2029 vielleicht auch noch den 100. Geburtstag des Kinos feiern.